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© Reuters

Cebit: Auf der Suche nach den Wolken

Merkel interessiert sich auf ihrem traditionellen Rundgang für neue Formen der Datenspeicherung

Hannover – Heute gibt es bei der Telekom keine Handys. Angela Merkel steht zusammen mit Telekom- Chef René Obermann vor einem weißen Puppenhaus. In den Stockwerken des hölzernen Hauses stehen ein Toaster, eine Lampe, eine Kaffeemaschine, ein Radio. „Ja also, das ist schön, ja was mache ich denn hier?“, fragt der prominente Gast schnippisch. Obermann erklärt beflissen, dass die Telekom auch an intelligenten Netzen arbeite und es hier darum geh, den Stromverbrauch sichtbar zu machen.

Um 9 Uhr an diesem Morgen hat die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende ihren traditionellen Rundgang auf der Computermesse Cebit begonnen. An ihrer Seite der spanische Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero. Spanien ist in diesem Jahr Partnerland der Cebit. Mit dabei zum ersten Mal auch Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), der allerdings auf halber Strecke aus dem Tross der Regierungsdelegation verschwindet.

Merkel hingegen nimmt sich Zeit. In zweieinhalb Stunden besucht sie rund 15 Messestände – von SAP und der Software AG bis zu Telefónica und Vodafone. Bei Rittal, einem Hersteller von Sicherheitsräumen, lässt sie sich ein autarkes Rechenzentrum zeigen. „Die langweilt sich“, konstatiert ein Mitarbeiter der Firma, der hinter der Absperrung steht. Auch an anderen Ständen zeigt sich Merkel ungeduldig, dann tritt sie von einem Fuß auf den anderen, blickt sich nervös um.

Doch der Auftritt bei Microsoft ist ganz nach ihrem Geschmack. Der US- Softwarekonzern zeigt ein digitales Klassenzimmer. Sechstklässler aus Berlin und Hannover sitzen dort, alle haben einen Rechner vor sich. Merkel nimmt auf der Schulbank neben der zwölfjährigen Lina Platz, die ausgezeichnet Spanisch spricht. Die Bundeskanzlerin weiß, das gibt ein schönes Bild. Sie lächelt.

Sehr interessiert fragt Merkel immer wieder nach einem der zentralen Messethemen: Cloudcomputing. Das ist das Fachwort für den Trend, dass immer weniger Daten und Software auf dem Rechner zu Hause oder im Büro gespeichert werden, stattdessen werden sie zentral im Netz abgelegt, in einer Cloud, zu Deutsch: Wolke. „Wie stellen Sie sicher, dass die Daten nicht wegkommen?“, fragt Merkel am Stand von Thinprint. Dafür stehe sein Unternehmen gerade, versichert der Firmenmanager. Und ergänzt: Die Daten würden in Deutschland gespeichert, nur zwei Kilometer entfernt vom Bundeskanzleramt. Merkel nickt zufrieden. Auch bei Fujitsu will sie gleich wissen: „Wo ist denn Ihre Wolke?“ Die von Fujitsu befinde sich in Augsburg, erklärt der Manager. Das beruhigt die Kanzlerin, sie nimmt als Geschenk einen Computer aus Marzipan entgegen – und auch dabei lächelt sie. Corinna Visser

Corinna VisserD

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