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Wirtschaft: Cebit verpasst die Trendwende der Branche

Ausstellerzahl bei der Computermesse sinkt im dritten Jahr / Firmen setzen auf Spezial- und Hausmessen

Berlin (msh). Auf der vom 18. bis 24. März statffindenen Computermesse Cebit werden voraussichtlich zum dritten Mal in Folge weniger Unternehmen ihre Produkte präsentieren. „Nach dem derzeitigen Stand der Anmeldungen erwarten wir zwischen 6000 und 6500 Aussteller“, sagte CebitSprecher Ulrich Koch dem Tagesspiegel. Im vergangenen Jahr stellten noch 6600 Unternehmen auf der Cebit aus. Damit würde der Vorjahreswert nicht erreicht, obwohl sich die Wirtschaftslage langsam bessert. Absagen prominenter Firmen kamen in diesem Jahr von Hewlett Packard (HP), In fineon und mehreren Druckerherstellern wie Canon, Epson und Oki.

Die Cebit profitiert damit noch nicht von der anziehenden Konjunktur in der Branche für Informationstechnik und Telekommunikation. Nach der aktuellen Schätzung des Marktforschungsinstituts European Information Technology Observatory (Eito) wird der Markt im laufenden Jahr in Westeuropa um 3,1 Prozent wachsen, in Deutschland um rund zwei Prozent und in den USA sogar um fünf Prozent. Trotzdem bleiben viele Unternehmen der Hightech-Messe fern, weil sie die hohen Kosten scheuen oder hoffen, ihre Kunden auf anderen Wegen besser erreichen zu können.

Viele Firmen treffen ihr Fachpublikum inzwischen nicht mehr auf der Megaveranstaltung Cebit, sondern auf Spezialmessen oder Hausmessen, die von den Firmen selbst ausgerichtet werden. So verzichtet der Computerkonzern Hewlett Packard in diesem Jahr auf einen Stand bei der Cebit, ist aber bei Fachveranstaltungen wie der Druckmesse Drupa oder der Fotomesse Photokina vertreten. „Grund für die Absage waren weniger die hohen Kosten, sondern eine veränderte Marketingstrategie“, sagt Norbert Gelse, Sprecher von HP Deutschland. Parallel zu den Fachveranstaltungen spricht der Hersteller von Computern, Druckern oder Fotoapparaten die Endkunden mit einer großen Imagekampagne oder direkt in den Elektronikmärkten an.

Der Kopierer- und Druckerhersteller Canon verzichtet in diesem Jahr ebenfalls auf die Cebit-Teilnahme und hat stattdessen eine zweitägige Hausmesse mit 2000 geladenen Kunden veranstaltet. „Die Zahl der Fachbesucher nimmt auf der Cebit mehr und mehr ab“, sagt Canon-Sprecherin Ulrike Hemmerle. Stattdessen spreche die Messe zunehmend Endkunden an, die auf der Schau die neuesten Handys oder Computer sehen wollen. Dass mit Epson und Oki zwei weitere große Hersteller von Druckern der Cebit fernbleiben, dürfte auch mit der Fachmesse Drupa zusammenhängen. Die Drupa ist der wichtigste Treffpunkt der Branche, findet aber nur alle vier Jahre in Düsseldorf statt.

Ihren Höhepunkt erreichte die Cebit in den Boomjahren der New Economy 2000 und 2001, als jeweils rund 8000 Unternehmen einen Stand auf der Messe buchten. Seitdem ging die Zahl der Aussteller und die vermietete Fläche kontinuierlich zurück. Derzeit seien „deutlich mehr als 300 000 Quadratmeter“ gebucht worden, sagte Messesprecher Koch. Im vergangenen Jahr waren es fast 348 000 Quadratmeter.

Nach Ansicht des Branchenverbandes Bitkom ist der Negativtrend trotz der sinkenden Ausstellerzahl gestoppt. „Die Talsohle in der Branche ist erreicht“, sagt Bitkom-Sprecher Volker Müller. „Die großen IT-Firmen wie Microsoft, IBM oder SAP sind auf der Messe vertreten und hoffen, dass die Cebit eine Initialzündung bringt.“ Die Unternehmen blicken nach der Entwicklung der letzten Monate wieder optimistisch in die Zukunft. Das vom Bitkom im Dezember ermittelte Stimmungsbarometer stieg kräftig an und liegt jetzt wieder auf dem Niveau vom Sommer 2001. Als wichtigstes Thema der Cebit sieht Müller neue Geschäftsmodelle, die auf schnellen Internetverbindungen wie DSL, UMTS oder W-Lan basieren. W-Lans sind lokale Funknetze mit geringer Reichweite, die zunehmend an Flughäfen, Bahnhöfen oder in Hotels eingerichtet werden.

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