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Im Inneren des Rechners. Am Dienstag beginnt die Computermesse Cebit in Hannover. Die Veranstalter erwarten mehr als 4200 Aussteller. Unter anderem sollen mehr als 35 neue Tablet-PCs zu sehen sein.

© dpa

Cebit: Volle Auftragsbücher in der IT-Wirtschaft

Die Computerbranche will in diesem Jahr um zwei Prozent wachsen. Getrieben wird das Wachstum unter anderem von einer neuen Geräteklasse, den Tablet-Computern. Die Cebit zeigt, was es Neues gibt.

Berlin/Hannover - Startschuss für die Cebit 2011: Bundeskanzlerin Angela Merkel und der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan haben am Montagabend die weltgrößte Computermesse in Hannover eröffnet. Die Türkei ist in diesem Jahr Cebit-Partnerland. „Es gibt eine unglaublich dynamische Entwicklung“, sagte Merkel im Kongresszentrum der niedersächsischen Hauptstadt. Die Türkei sei daher ein „Partnerland par excellance“. Die wachsende Bedeutung der Internet-Industrie habe sich aber auch durch die Rolle sozialer Netzwerke bei den Umwälzungen in Tunesien und Ägypten gezeigt. „Sie sind ein Schrittmacher gesellschaftlichen Wandels geworden.“ Erdogan betonte, sein Land habe weiterhin ein großes Interesse daran, neue Investoren ins Land zu holen. Der Anteil der IT-Branche an der gesamten Wirtschaftsleistung sei zuletzt deutlich gewachsen. Angesichts der großen Zahl türkischer Messebesucher sprach sich Merkel dafür aus, die geltenden Visumsregeln für Geschäftsreisende zu prüfen. „Ich glaube, dass wir in Deutschland auf diesem Gebiet Fortschritte machen müssen“, sagte Merkel als Reaktion auf einen entsprechenden Vorschlag Erdogans.

Doch geht es anlässlich der Branchenmesse auch um andere Themen. Zu wenig Frauen arbeiten in Computer-, Software- und Telekommunikationsfirmen. Das will die Branche ändern – nicht zuletzt, weil sie fürchtet, dass sie bald nicht mehr genügend Fachkräfte finden wird. „Wir bedauern, dass wir bisher so wenig Frauen anziehen“, sagte August-Wilhelm Scheer, Präsident des Branchenverbandes Bitkom. Bei der Cebit sollen neue Initiativen gestartet werden, um Berufe in der Informationstechnik (IT) für Frauen attraktiver zu machen. „Wir nehmen uns dieses Themas jetzt an“, versprach Scheer.

Viele Unternehmen empfinden den Mangel an qualifizierten Arbeitnehmern bereits heute als Wachstumsbremse. Der Bitkom zufolge sehen 59 Prozent der befragten Verbandsmitglieder fehlende Fachkräfte als großes Problem. „Die Auftragsbücher sind voll. Aber wir brauchen auch die Arbeitskräfte, um diese Aufträge abzuarbeiten“, sagte Scheer. Noch gelingt es der Branche offenbar, neue Leute zu finden. Im IT-Sektor sind laut Bitkom 2010 rund 14 000 zusätzliche Jobs entstanden.

Auch in diesem Jahr will die deutsche IT-Wirtschaft noch einmal zulegen. Wachstumstreiber sollen dabei mobile Datendienste, Tablet-Computer und ins Internet ausgelagerte Rechenleistungen sein. Insgesamt werde das Geschäft mit Informationstechnik, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik 2011 um zwei Prozent auf 145,5 Milliarden Euro wachsen, prognostizierte Scheer. Dabei könnten wiederum rund 10 000 neue Stellen entstehen.

Getrieben wird das Wachstum unter anderem von einer neuen Geräteklasse, den Tablet-Computern. Deren Absatz in Deutschland werde sich im laufenden Jahr auf 1,5 Millionen Geräte verdoppeln, sagte Scheer voraus. Allein auf der Cebit sind laut Bitkom mehr als 35 neue Modelle zu sehen, unter anderem von Asus, LG, Fujitsu oder Dell.

Wachstum erhofft sich die Branche auch vom Cloud-Computing. Viele Verbraucher nutzen heute schon Dienste aus der Cloud (zu deutsch: Wolke), zum Beispiel wenn sie über das Internet auf ihre E-Mails zugreifen, mit Freunden in sozialen Netzwerken kommunizieren oder ihre Urlaubsfotos im Netz für andere bereitstellen. Laut Bitkom geben Verbraucher derzeit bereits 1,6 Milliarden Euro für Cloud- Computing aus. Auch immer mehr Unternehmen greifen auf Rechnerleistung aus dem Internet zu. Der Bitkom schätzt, dass Verbraucher und Geschäftskunden zusammen der Branche damit einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro im laufenden Jahr bescheren werden, ein Plus von 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bis 2015 sollen es schon 13 Milliarden Euro sein.

In der Telekommunikation sieht es dagegen etwas schlechter aus. Hier rechnet der Verband angesichts sinkender Preise nur mit einem Wachstum von 0,3 Prozent. Gegen den Trend stemmt sich allein der Verkauf von Handys: Getrieben durch die boomende Nachfrage nach Smartphones mit zahlreichen Computerfunktionen soll der Absatz um fünf Prozent auf 4,4 Milliarden Euro steigen. In der digitalen Unterhaltungselektronik rechnet die Branche sogar mit einem Umsatzminus von 1,7 Prozent. Die Telekom kündigte in Hannover den Startschuss für den Bau superschneller Internetverbindungen per Glasfaser an. Damit will der Konzern zu den Kabelnetzbetreibern aufschließen, die derzeit wesentlich schnellere Geschwindigkeiten anbieten können. Noch in diesem Jahr sollen in zehn deutschen Städten bis zu 160 000 Haushalte Glasfaser-Anschlüsse bekommen, sagte Telekom-Deutschland-Chef Niek Jan van Damme. Zu den Ausbaugebieten gehören Potsdam, wo knapp 22 000 Haushalte versorgt werden sollen, und Hennigsdorf (Oberhavel). mit dpa

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