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Heiße Ware. Die jährliche Goldproduktion liegt bei 2700 Tonnen. Das meiste Edelmetall wandert in die Schmuckindustrie.

© Foro: Reuters

Chancen und Risiken: Jetzt Gold kaufen - oder nicht?

Der Preis für das Edelmetall ist dramatisch gefallen. Einige Privatanleger nutzen dies bereits, um Gold zu kaufen. Doch Experten warnen, es könnte zu weiteren Panikverkäufen kommen.

Angedeutet hat es sich schon länger. Seit seinem Allzeithoch im September 2011 bei 1920 Dollar bröckelt der Goldpreis beharrlich. In den ersten beiden Aprilwochen senkten mehrere globale Bankkonzerne plötzlich ihre Prognosen für das Edelmetall, von der Deutschen Bank über die Société Générale bis zum britischen Bankhaus Barclay’s. Goldman Sachs rief schon vor Wochen das Ende der Hausse aus: Die Feinunze Gold werde Ende 2013 bei 1450 Dollar notieren, Ende 2014 sogar nur noch bei 1270 Dollar. Und bis zum Jahr 2017 werde der Preis nicht wieder steigen, verkündeten die Analysten der US-Bank.

Jetzt wurden die Vorhersagen wahr: Nach panikartigen Verkäufen am Freitag und Montag tauchte der Goldpreis bis auf 1322 Dollar ab. Das ist seit dem Hoch ein Minus von 31 Prozent. Bis Mittwochmittag erholte sich Gold wieder leicht bis auf 1382 Dollar. Viele Anleger fragen sich nun: War das das Ende einer mehr als zehnjährigen Hausse? Oder sehen wir im Gegenteil wieder gute Einstiegspreise?

„Die Marktstimmung ist sehr negativ“, sagen die Analysten von Crédit Suisse. Der Ausverkauf werde sich fortsetzen, vor allem über Abflüsse aus Investment- Papieren, tippen die Schweizer. Dies gründet sich auch auf die gewaltigen Veränderungen im Goldmarkt: So fiel der Anteil der weltweiten Förderung, der in die Schmuckproduktion geht, seit 2003 von 80 auf etwa 50 Prozent, während der Investment-Anteil von zehn Prozent auf etwa ein Drittel stieg. Doch das Interesse an Gold-Investments flaue derzeit massiv ab, bestätigt Joni Teves von der UBS.

Auch die zuvor entstandene Preisblase spricht zunächst gegen wieder schnell steigende Notierungen. Zwischen 2001 und dem Allzeithoch zehn Jahre später legte Gold jedes Jahr im Schnitt knapp 22 Prozent zu. Zwar diente das Edelmetall meist weniger als Spekulationsobjekt, sondern vielmehr als Schutz vor Katastrophen aller Art und als Ausgleich für die Inflation. Die stieg im gleichen Zeitraum weltweit aber nur um etwa vier Prozent pro Jahr. In den Jahren der Gold-Euphorie verdrängten viele Anleger die Risiken, etwa das Währungsrisiko – denn Gold wird wie alle Rohstoffe in Dollar gehandelt.

Gold-Fans können dem jüngsten Crash jedoch Positives abgewinnen. Der Schweizer Fondsmanager und Dauerpessimist Marc Faber etwa ist „glücklich über den Ausverkauf“ und sieht „ausgezeichnete Kaufgelegenheiten“, auch wenn der Goldpreis noch bis auf 1300 Dollar fallen könnte. Gold-Händler berichten von regem Interesse der Privatanleger an Goldmünzen und kleinen Barren. Eugen Weinberg, Gold-Optimist und Rohstoff-Analyst bei der Commerzbank, glaubt, dass die Zentralbanken der Schwellenländer das niedrige Preisniveau nun verstärkt für Nachkäufe nutzen könnten. Auch asiatische Privatkäufer könnten die günstigen Preise für sehr attraktiv halten, zumal vor der Heiratssaison im Mai und Juni.

Jedoch zeigt der Blick auf den jüngsten Absturz, um welche Mengen es hier geht: An der New Yorker Börse Comex wurden allein am Montag mehr als 750 000 Gold- Kontrakte abgewickelt. Virtuell wurden damit rund 2300 Tonnen Gold umgeschlagen, das sind etwa 80 Prozent der Goldfördermenge eines ganzen Jahres. Zum Vergleich: Deutschland besitzt etwa 3400 Tonnen, der Internationale Währungsfonds 2800 Tonnen, die USA als weltgrößter Goldeigner 8100 Tonnen.

Das VZ Vermögenszentrum rät angesichts der massiven Marktbewegungen und der großen Unsicherheit „erst einmal von Käufen ab“. „Es ist durchaus möglich, dass die Panikverkäufe noch nicht zu Ende sind“, warnt Geschäftsführer Tom Friess. Auch eine rasche Rückkehr zu Kursen um 1500 bis 1600 Dollar hält der unabhängige Vermögensverwalter für sehr unwahrscheinlich. Dennoch: Weil sich Gold langfristig anders als Aktien und Anleihen entwickle, könne es durchaus als Stabilisator im Depot herhalten. Wer glaubt, dass die Risikoneigung der Anleger bald wieder sinkt und dass alte und neue Krisen wieder stärker in den Fokus rücken, möge sein Gold als Versicherung behalten oder neu einsteigen. Wichtig sei jedoch, Goldinvestments tatsächlich nur als Versicherung für den Notfall zu sehen, nicht jedoch als Garant für gute Gewinne.

Goldkäufer können aus einem breiten Spektrum an Möglichkeiten wählen. Das Lagern von Goldmünzen und Goldbarren zu Hause ist unsicher und im Banksafe kostspielig. Auch verlangen Banken und Goldhändler stets einen Aufschlag auf den nackten Goldpreis, so dass ein Preisvergleich Sinn macht. Eine Alternative sind Goldpapiere wie die Exchange Traded Commodities (ETC), die den Goldpreis direkt abbilden, allerdings als Inhaberschuldverschreibungen nicht gegen die Pleite der ausgebenden Bank gesichert sind. Das ist ein Nachteil, den manche Produkte über eine Besicherung mit echtem Gold wett machen, etwa der ETFS Physical Gold von iShares (WKN A0N62G) oder der Xetra-Gold der Deutschen Börse (WKN A0S9GB). Statt Geld kann sich der Anleger beim Verkauf auch Gold liefern lassen. Mit 1150 Tonnen Gold in den Tresoren schwerster ETC der Welt ist der SPDR Gold Trust, der sich damit unter die acht größten Notenbanken der Welt einreihen kann. Mit dem Verfall des Goldpreises und hohen Anteilsrückgaben hat er seit Jahresbeginn etwa 200 Tonnen verkaufen müssen.

Schließlich gibt es Zertifikate und Optionsscheine, die Goldpreis oder Goldindizes ohne physisch hinterlegtes Gold abbilden oder mit denen der Anleger auf steigende wie fallende Kurse setzen kann. Manche von ihnen sind ebenfalls besichert, etwa die Gold- Zertifikate der Commerzbank: Sie setzen mit ein- bis vierfachem Hebel auf oder gegen den Goldpreis, die Bank hinterlegt als Sicherheit langlaufende deutsche Staatsanleihen.

Wichtig ist bei Investments, die wie Gold keine direkten Gewinne abwerfen, der Blick auf die Kosten. Eine Studie der Berliner Steinbeis-Hochschule zeigt: Am billigsten sind physisch hinterlegte ETC, die bei 1000 Euro Anlagevolumen 3,8 Prozent kosten. Echtes Gold, am Bankschalter gekauft, schlägt mit sieben Prozent zu Buche, beim Goldhändler mit 14,3 Prozent. Der Kurs muss also – nach Währungsschwankungen – um diesen Prozentsatz steigen, damit das Investment wenigstens seinen Kaufwert behält.

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