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Wirtschaft: Charité-Chef stärkt Bayer den Rücken

Berlin bleibt wichtiger Forschungsstandort

Berlin - Vertreter aus Wissenschaft und Politik trauen dem Bayer-Konzern zu, beim geplanten Stellenabbau in Berlin behutsam vorzugehen und die Forschungslandschaft nicht zu gefährden. „Ich bin überzeugt davon, dass Berlin für den Bayer-Konzern ein wichtiger Standort ist“, sagte Detlev Ganten, der Vorstandschef der Berliner Charité, dem Tagesspiegel. Er sei zuversichtlich, dass der Forschungsstandort Berlin nicht unter der Übernahme von Schering leiden werde. Allerdings seien die Folgen der Fusion von manchen vielleicht unterschätzt worden, etwa der drohende Arbeitsplatzabbau und der Abgang führender Mitarbeiter in Forschung und Verwaltung. „Das ist eine personelle Erneuerung, die nicht in jeder Phase zum Besten ist. Da gibt es schmerzhafte Prozesse und auch Brüche“, sagte der Chef der größten Berliner Klinik, die in der Forschung mit Schering zusammenarbeitet.

Der Betriebsrat des früheren Schering-Werkes in Berlin sieht die Zukunft dagegen sehr viel düsterer. Er befürchtet, dass bis Jahresende bis zu 1300 Arbeitsplätze in Berlin von Bayer gestrichen werden könnten. Bayer hatte den Berliner Pharmakonzern im vergangenen Jahr für 17 Milliarden Euro übernommen. Nach Informationen des Tagesspiegel werden die Vorstände von Bayer Schering Pharma (der früheren Schering AG) und der Bayer AG bis zum 1. März die Entscheidungen zu den Standorten und dem geplanten Beschäftigungsabbau fällen. Einen Tag später sollen die rund 5500 Berliner Mitarbeiter auf einer Betriebsversammlung informiert werden.

Charité-Chef Ganten zeigte Verständnis für die Sorgen des Betriebsrates, sagte aber auch, dass eine Übernahme ohne Stellenabbau keinen Sinn mache. Wenn der Personalabbau gut gemacht werde, werde das zu Effizienzsteigerungen führen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Bayer kein Interesse daran hat, die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens dadurch zu gefährden, dass wichtige Bereiche überproportional abgebaut werden.“ Für die Charité ergebe sich möglicherweise sogar eine intensivere Zusammenarbeit auf neuen Gebieten, etwa im Herz-Kreislauf-Bereich.

Nach Informationen des Berliner Betriebsrates könnten größere Teile der Entwicklung von Berlin zu Bayer-Standorten nach Leverkusen und Wuppertal verlagert werden. Ganten vertraut auch hier auf das Augenmaß der Bayer-Manager. „Ich habe den Eindruck, dass der Vorstand sehr wohl weiß, was er an der Forschungslandschaft hier in Berlin hat, mit der Charité, mit den anderen Forschungseinrichtungen“, sagte er. „Diese Synergien will Bayer heben, dafür brauchen sie auch Mitarbeiter in Berlin.“ Die Stadt und auch die Charité könnten einiges tun, um Berlin so attraktiv wie möglich zu machen. „Das ist ein bilaterales Geschäft“, sagte er. Auch der Schering-Betriebsrat müsse „hier konstruktiv mitarbeiten“.

Der Berliner CDU-Chef Friedbert Pflüger sagte, er habe nach einem Gespräch mit einem Vorstandsmitglied von Bayer Schering Pharma den Eindruck erhalten, dass alles getan werde, um den Stellenabbau sozialverträglich zu regeln und betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern. „Ich habe den Eindruck, dass die sich Mühe geben und sich der Bedeutung des Unternehmens für den Standort bewusst sind“, sagte er dieser Zeitung. Im Vergleich mit Unternehmen wie dem Baumaschinenhersteller CNH oder der Elektronikfirma JVC sei das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Beide Firmen hatten in Berlin Hunderte von Jobs abgebaut. Mit Berufung auf den Pharma-Vorstand sagte Pflüger weiter, es sei überhaupt noch nicht klar, wie viele Berliner vom Stellenabbau betroffen sein würden und wo dieser stattfinden werde. pet

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