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© dpa

Charles Prince: Citigroup-Vorstandschef stolpert über Finanzkrise

Der Vorstandschef der Citigroup, Charles Prince, muss offenbar wegen der Milliardenverluste in Folge der Kreditkrise seinen Posten räumen. Die Wall Strett spekuliert bereits über eine mögliche Aufspaltung des Finanzkonzerns.

New York – Der Vorstandschef der Citigroup Inc, Charles Prince, muss Medienberichten zufolge wegen der Milliardenverluste in Folge der Kreditkrise seinen Posten räumen. Der 57 Jahre alte Kalifornier wollte dem Verwaltungsrat auf einer Sondersitzung am gestrigen Sonntag seinen Rücktritt anbieten. Wer seine Nachfolge antreten sollte, blieb offen. Der Verwaltungsrat trat am Mittag (Ortszeit) zusammen. Offiziell sollte die Entscheidung erst am Montag bekannt gegeben werden. Journalisten belagerten das Hauptgebäude der Bank in New York. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe war noch keine Entscheidung gefallen. Interimsnachfolger könnte der frühere Finanzminister Robert Rubin werden. Er ist Vorsitzender des Verwaltungsrats der Bank.

Prince soll neben seiner Pension keinen Anspruch auf Abfindung haben. Es wurden ihm jedoch im Laufe seiner vier Dienstjahre 744 000 Aktien zugeteilt, die am Freitag 28 Millionen Dollar wert waren. Der Citigroup-Chef wäre der dritte Spitzenmanager eines Geldhauses, der im Zusammenhang mit der Finanzkrise seinen Posten verliert. Vor ihm wurden Stanley O’Neal von Merrill Lynch und Peter Wuffli von der schweizerischen UBS verabschiedet.

Hintergrund des Ausscheidens von Prinice sind die massiven Verluste, die Citigroup in Folge der Hypothekenkrise in den USA erlitten hat. Mitte Oktober gab Citigroup für das dritte Quartal einen Gewinneinbruch von knapp 57 Prozent bekannt. Vorsteuerliche Verluste und Wertberichtigungen beliefen sich auf 6,6 Milliarden Dollar. Und dem größten amerikanischen Bankkonzern stehen weitere Verluste im Hypothekengeschäft ins Haus.

Eine Analyse der Firma CIBC World Markets kommt sogar zu dem Schluss, der Kapitalbedarf der Bank liege bei 30 Milliarden Dollar (rund 20,7 Milliarden Euro). Citigroups Aktienkurs ist seit Jahresbeginn um 33 Prozent gesunken. Der Börsenwert der Citigroup sank so um mehr als 80 Milliarden US-Dollar auf derzeit knapp 190 Milliarden Dollar.

Prince, der auch wegen seiner Strategie und Personalpolitik nicht unumstritten ist, ist es in den vier Jahren auf dem Chefsessel zudem nicht gelungen, die Kosten wesentlich zu senken. Die ersten zwei Jahre bei der Citigroup verbrachte Prince damit, eine Reihe von ethischen und regulatorischen Problemen zu bewältigen. Die Bank hatte bis dahin schon 400 Millionen Dollar Strafen zahlen müssen. Prince kämpfte unter anderem mit den Auswirkungen des Enron-Zusammenbruchs, einem Skandal in einer angeschlossenen Privatbank in Japan sowie einem Anleihe-Geschäft, das die Märkte in Europa erschütterte. Die Citigroup zahlte mehr als fünf Milliarden Dollar, um Ermittlungen hinter sich zu bringen.

Mit seinem erwarteten Abgang steht laut Bankexperten auch das Citigroup-Geschäftsmodell eines Allfinanz-Konzerns zur Debatte, der vom Kleinkundengeschäft bis zum globalen Investment Banking alles abdeckt. Die Wall Strett spekuliert bereits über eine mögliche Aufspaltung des Finanzkonzerns.

Nach Informationen des „Wall Street Journal“ beschäftigt sich die amerikanische Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde Securities & Exchange Commission (SEC) außerdem mit den Bilanzierungsmethoden der Bank. Die SEC will dem Vernehmen nach wissen, wie die Bank bestimmte außerbilanziellen Risiken im Volumen von 80 Milliarden Dollar in ihren Büchern behandelt hat.

In Citigroups Verwaltungsrat sitzen bekannte Leute wie beispielsweise der frühere Finanzminister Robert Rubin und der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Time Warner Inc, Richard Parsons. Beide Namen werden in Wall-Street-Kreisen als mögliche Kandidaten gehandelt. Rubin hat in der Vergangenheit kein Interesse an einem Managementposten gezeigt, er könnte sich jedoch als Vorsitzender des Verwaltungsrates zur Verfügung stellen. Parsons will dem Vernehmen nach im Frühjahr bei Time Warner ausscheiden und wäre eventuell bereit, den Posten des Vorstandsvorsitzenden auf Interimsbasis zu übernehmen. Als Nachfolger Im Gespräch ist auch der Chef der NYSE Euronext-Börse John Thain.

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