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Chefberater: Die Kündigung für Ackermann

Bundeskanzlerin Angela Merkel greift den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann an. Es geht auch um die Frage, wer die Welt regiert: die Politik oder das Geld.

Berlin - Angela Merkel ist bekannt für ihre süffisanten Nebensätze. Einer davon traf jetzt Josef Ackermann, den Chef der Deutschen Bank, den man in Berlin auch gern den Chefberater der Kanzlerin nennt. Es geschah am Donnerstag, auf einer internationalen Konferenz im Finanzministerium. In einer Rede über Finanzmarktregulierung und die Zukunft der Weltwirtschaft sprach die Kanzlerin ihrem Chefberater so ganz nebenbei so etwas wie eine fristlose Kündigung aus.

Es sei leider gar nicht so einfach, unter den Finanzexperten uneigennützige Ratgeber zu finden, klagte Merkel. „Ich kann der Finanzbranche nur raten, mit uns ehrlich umzugehen“, mahnte die Kanzlerin weiter. Und fügte dann hinzu, der Platz für ehrliche Ratgeber sei „noch relativ unbesetzt“.

Der Kommentar kommt nicht völlig überraschend. Merkel ist sauer auf Ackermann, weil der in der vergangenen Woche in der Talkshow „Maybrit Illner“ gesagt hat, er glaube nicht, dass Griechenland seine Schulden vollständig zurückzahlen werde. Und das, nachdem Merkel sich zur Zustimmung zu einem 750 Milliarden Euro schweren Rettungspaket durchgerungen hatte, mit dem die Euro-Länder nicht nur ihre Währung, sondern auch ihre Banken vor dem Kollaps retten wollten.

Es ist nicht die erste Krise zwischen der Kanzlerin und dem Deutsche-Bank-Chef. Eine Weile hatte es so ausgesehen, als passe kein Blatt zwischen die beiden. Nicht nur, weil sie ihm im Kanzleramt ein Geburtstagsessen ausrichtete. Merkel beriet sich regelmäßig mit Ackermann, es hieß, sie schätze seinen Sachverstand. Es war ein nächtliches Telefonat zwischen den beiden, das zur Rettung der Hypo Real Estate führte und einen Zusammenbruch des deutschen Finanzsystems womöglich verhinderte. Auch auf Ackermanns Rat hin spannte Merkel einen Rettungsschirm für angeschlagene Institute. Doch dann stellte der sich öffentlich hin und sagte, er würde sich schämen, Geld von der Regierung anzunehmen. Das war ein Affront. Einige Banker riskierten ja schon wieder „eine ziemlich große Lippe“, giftete Merkel zurück.

In der Beziehung dieser beiden Persönlichkeiten geht es immer auch um die Frage, wer die Welt regiert: die Politik oder das Geld. Zurzeit sieht sich die Politikerin offenbar in der schwächeren Position, wie sie in ihrer Rede verriet: Als die Europäische Zentralbank EZB entschieden habe, griechische Anleihen aufzukaufen, um die Märkte zu beruhigen, habe man damit signalisieren wollen: „Wir glauben an das griechische Hilfspaket und nicht an die Bewertung der griechischen Anleihen durch die Ratingagenturen.“ Die Reaktion der Märkte sei dann aber leider nicht so eindeutig gewesen. Die Kurse fielen trotzdem weiter.Miriam Schröder

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