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Chemieindustrie: Chemie-Jobs werden trotz Wachstum weniger

Die deutschen Chemieunternehmen kommen gut aus der Krise. Neue Arbeitsplätze planen sie dennoch nicht - jedenfalls nicht hierzulande.

Frankfurt am Main - Die deutsche Chemieindustrie hat die Krise fast schon wieder überwunden und legt rasant zu. Allerdings sollen auch in diesem Jahr noch Arbeitsplätze abgebaut werden, wie Ulrich Lehner, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), am Mittwoch in Frankfurt einräumte.

Dabei konnte die Branche im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Produktion um 13 Prozent und den Umsatz dank höherer Preise sogar um 16 Prozent auf knapp 78 Milliarden Euro steigern. „Der Wetterumschwung ist bei uns angekommen, die Kapazitätsauslastung ist fast wieder normal“, sagte Lehner. Für das gesamte Jahr erwartet der Verband allerdings einen abgeschwächten Zuwachs: Die Produktion werde um 8,5 Prozent, der Umsatz werde um zehn Prozent steigen.

„Wir können zufrieden sein. Wir haben weiter Boden gutgemacht. Nahezu alle Produktionsanlagen, die vorübergehend abgestellt worden waren, konnten wieder hochgefahren werden“, sagte Lehner. Trotz des Optimismus versuchte Lehner auch, die Euphorie in der viertgrößten Industriebranche Deutschlands zu dämpfen: Noch sei das Vorkrisenniveau nicht wieder erreicht, erklärte er.

Der Schub für das Geschäft kam sowohl aus dem Ausland wie aus dem Inland. Der Umsatz jenseits der Grenzen stieg um 18 Prozent auf 46 Milliarden Euro, im Inland ging es um 13 Prozent auf rund 32 Milliarden Euro nach oben. Vor allem bei den Grundstoffen lief das Geschäft gut mit Zuwachsraten von bis zu 30 Prozent. Nur das Pharmageschäft sei nicht rund gelaufen, sagte Lehner. Die Produktion schrumpfte im ersten Halbjahr um 0,5 Prozent.

Auf die Beschäftigung schlägt die gute Entwicklung der Branche nur bedingt durch. Der Rückgang der Beschäftigtenzahlen hat sich zumindest verlangsamt. Von Januar bis Juni zählten die rund 1650 Chemieunternehmen in Deutschland im Schnitt rund 414 000 Mitarbeiter. Das waren 1,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. 2009 hatte das Minus noch bei drei Prozent gelegen. Die Zahl der Kurzarbeiter schrumpfte allerdings auf nur noch 5000, nachdem es zu Hochzeiten der Finanzkrise fast 50 000 gewesen waren. Die Auslastung der Kapazitäten lag bei fast 83 Prozent, normal sind in der Branche aber 84 bis 86 Prozent.

Auch wenn es weiter aufwärtsgehen sollte, warnt Lehner mit Blick auf neue Arbeitsplätze in Deutschland vor zu viel Zuversicht. Die Firmen würden genau überlegen, wo sie aufbauten, und dabei möglicherweise eher an die wachsenden Märkte im Ausland, wie etwa in Asien, denken.

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