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Ein Mechaniker des britischen Triebwerksherstellers Rolls-Royce arbeitet an einem Flugzeugtriebwerk im Werk in Dahlewitz am südlichen Berliner Autobahnring. Mitarbeiter werden mit Sorge nach China blicken, wo sich neue Konkurrenz formiert.

© Patrick Pleul/dpa

China gründet Triebwerkshersteller: Gefahr für Rolls-Royce und MTU in Berlin und Brandenburg?

In China formiert sich ein mächtiger Konkurrent für zwei der größten industriellen Arbeitgeber der deutschen Hauptstadtregion.

Wie das staatliche chinesische Fernsehen CCTV am Sonntag berichtete, habe sich durch Fusionen kleinerer Firmen ein staatlich kontrollierter Hersteller für Flugzeugtriebwerke formiert – die China Aero-Engine Group. Das Unternehmen werde mit einem Stammkapital von 7,5 Milliarden US-Dollar (6,7 Milliarden Euro) ausgestattet werden und insgesamt 96000 Angestellte beschäftigen.

Ziel sei es, die internationale Wettbewerbsfähig zu erlangen, um führende Herstellern wie der Triebwerktochter Pratt&Whitney des US-Mischkonzerns United Technologies die Stirn zu bieten. Investoren sind dem Bericht zufolge die chinesische Regierung, die Hauptstadt Peking sowie Luftfahrtunternehmen. Der Triebwerksbau zählt zu den Branchen, in denen die Volksrepublik in die Weltspitze vorstoßen will. Weitere Sparten sind nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters Hochgeschwindigkeitszüge und Nuklearenergie.

Der Bau, die Wartung und Echtzeit- Überwachung von Triebwerken ist eine Kernkompetenz der Luftfahrtindustrie in Berlin und Brandenburg. In Ludwigsfelde und dem benachbarten Dahlewitz am südlichen Stadtrand beschäftigen die Pratt&Whitney-Partner beziehungsweise -Konkurrenten, MTU und Rolls-Royce, einige Tausend Mitarbeiter. Auch Angestellte vieler Zulieferer in der Region dürften die Entwicklung mit Sorge betrachten. Zudem haben öffentliche und private Forschungsinstitute von der TU Berlin bis zur TH Wildau südöstlich von Schönefeld seit vielen Jahren entsprechende Forschungsschwerpunkte.

Technologisch anspruchsvolle Triebwerke sind immer gute Kulissen für Politiker: Hier spricht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der ILA 2014 in Selchow nahe Schönefeld mit den (damaligen) Rolls-Royce-Managern Karsten Mühlenfeld (links) und Tony Wood. Rechts steht Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), ein Stammgast der lokalen Werke von Rolls-Royce und MTU.
Technologisch anspruchsvolle Triebwerke sind immer gute Kulissen für Politiker: Hier spricht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der ILA 2014 in Selchow nahe Schönefeld mit den (damaligen) Rolls-Royce-Managern Karsten Mühlenfeld (links) und Tony Wood. Rechts steht Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), ein Stammgast der lokalen Werke von Rolls-Royce und MTU.

© Bernd Settnik/ dpa

Am Sonntag waren die heimischen Unternehmen nicht für eine Einschätzung zu erreichen. Beobachten müssen sie den Auftritt der fernöstlichen Konkurrenz in jedem Fall. Dabei ist noch nicht ausgemacht, dass sich die Chinesen auf diesem speziellen Hochtechnologiemarkt weltweit durchsetzen können. Auch chinesische Airlines lassen ihre Flieger notgedrungen mit europäischen und amerikanischen Triebwerken bestücken. Dazu zählen in der Regel langjährige Wartungsverträge.

Erst am Mittwoch hatte Rolls- Royce einen Großauftrag von China Eastern zur Bestückung von 51 Airbus A330 verkündet. Volumen: umgerechnet 1,3 Milliarden Euro. Womöglich werden derartige Aufträge aus dem boomenden asiatischen Luftfahrtmarkt in Zukunft seltener.

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