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Wirtschaft: China kauft mehr im Ausland

2010 ging der Außenhandelsüberschuss der Volksrepublik wegen hoher Importe zurück

Peking - Die chinesische Wirtschaft hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Waren eingeführt als im Vorjahr. Der Import näherte sich damit dem Export, weshalb der Außenhandelsüberschuss des Landes im Jahresvergleich um 6,4 Prozent gesunken ist. „Der chinesische Außenhandel bewegt sich insgesamt in Richtung einer ausgeglicheneren Struktur“, teilte die oberste Zollbehörde in Peking gestern online mit. Die offiziellen Zahlen nähren die Hoffnung, dass China es ernst meint mit seiner Ankündigung, die Wirtschaft von reiner Ausfuhr auf mehr Nachfrage im eigenen Land umzustellen.

Der niedrigere Überschuss der Volksrepublik geht allein auf den Importanstieg zurück. Denn auch der Export stieg im Jahr 2010 kräftig. Die erneut sehr hohe Ausfuhrsumme von 1,58 Billionen Dollar (1,22 Billionen Euro) lässt es wahrscheinlich erscheinen, dass China zum zweiten Mal in Folge Exportweltmeister wird. Deutschland hat in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres Waren im Wert von 1,04 Billionen Dollar exportiert.

In China schwächelte das Exportwachstum jedoch gegen Jahresende. Von einem Niveau um 20 Milliarden Dollar in den Vormonaten sackte auch der Überschuss im Dezember auf 13 Milliarden Dollar ab. Ökonomen halten das jedoch nicht für den Beginn einer längeren China- Schwäche. „Wir sind überzeugt, dass die Exporte weiterhin viel Kraft haben“, schreiben Experten von Goldman Sachs. Andere Indikatoren wie der Einkaufsmanagerindex unterstützen diese Sicht.

Die höheren chinesischen Importe gehen zwar zum Teil auf höhere Rohstoffpreise zurück, doch die chinesischen Unternehmen und Konsumenten haben auch mehr ausländische Güter bestellt. Aus der Statistik geht etwa hervor, dass die Einfuhr von Sojabohnen 2010 um 29 Prozent gestiegen ist. Hauptanwendungen sind die Ölherstellung und Viehfutter. Der höhere Bedarf spiegelt so den steigenden Lebensstandard wider: Die Chinesen essen mehr Fleisch und fettigere Gerichte. „Der Abwärtstrend des Außenhandelsüberschusses in den vergangenen Monaten scheint eine sehr positive Entwicklung zu sein, die auf eine bessere Balance der Wirtschaft hindeutet“, so Goldman-Ökonom Yu Song.

Doch die Experten bleiben skeptisch, ob sich der Trend so fortsetzt wie erhofft. Die Nachfrage sei im vergangenen Jahr ungewöhnlich hoch gewesen, dazu kamen einmalige Veranstaltungen wie die Asienspiele in Guangzhou – „es könnte gut sein, dass sich der Handelsüberschuss in den kommenden Monaten wieder ausweitet“, sagt Yu Song. Ein Rückfall in die Exportabhängigkeit würde zwar das Bruttoinlandsprodukt stützen, wäre jedoch nicht im Sinne der Regierung in Peking. Sie will den Aufbau weiterer Devisenreserven aus dem Außenhandel verhindern und die Binnenwirtschaft stärken.Finn Mayer-Kuckuk (HB)

Finn Mayer-Kuckuk (HB)

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