zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Chinakracher an der Börse

Die Volksrepublik lässt steigende Wechselkurse zu. Das könnte der deutschen Industrie nutzen und lässt die Aktienkurse steigen

Berlin - Die Hoffnung auf steigende Exporte aus der Bundesrepublik nach China hat für steigende Kurse deutscher Industriekonzerne an der Börse gesorgt. Der Leitindex Dax gewann am Montag gut ein Prozent auf 6291 Punkte und rückte damit nahe an das Jahreshoch von 6342 Punkten von Ende April heran. Auch die Märkte in Amerika und Asien legten zu. Am Wochenende hatte die Notenbank der Volksrepublik angekündigt, die Landeswährung Yuan in Relation zum Dollar schrittweise aufwerten zu lassen. Fachleute warnten aber davor, dass dies auch Importe aus China verteuern könnte.

Der Kurs des Yuan stieg am Montag zum Dollar um 0,42 Prozent und erreichte den höchsten Stand seit fünf Jahren. Die chinesische Notenbank begrenzte den Kursanstieg anders als in der Vergangenheit nicht und hielt sich damit an ihr Versprechen, die feste Bindung des Yuan an den Dollar aufzuweichen. Die Bundesregierung begrüßte dies. Von einem „guten Zeichen“ sprach Wirtschaftsminister Rainer Brüderle. Für China sei das nicht einfach. „Sie öffnen sich schrittweise und das ist gut so“, erklärte er. Damit könne das Land zum Abbau von Ungleichgewichten in der Welt beitragen – dies würde die globale Wirtschaft stabilisieren. Auch die Unternehmen begrüßten die Aktion. „Eine Aufwertung erlaubt es den Chinesen, mehr Güter aus dem Ausland einzukaufen. Das sind unsere Exporte“, sagte Volker Treier, Chefökonom des Verbandes DIHK.

Bisher war der Yuan fest an den Dollar gekoppelt. Zwar hatte es 2005 eine leichte Lockerung der bis dato fixen Wechselkurspolitik gegeben – der Yuan durfte um 0,5 Prozent pro Tag schwanken. Diese Spanne wurde zuletzt aber nicht ausgeschöpft, die Zentralbank schritt regelmäßig ein und kaufte Dollar, um einen Kursanstieg ihrer Währung zu verhindern. Damit verschaffte sie den chinesischen Produzenten einen Preisvorteil auf den Weltmärkten, die USA schätzen ihn auf 40 Prozent. Angesichts der Exporterfolge der vergangenen Jahre – 2009 löste China Deutschland als Exportweltmeister ab – hätte der Yuan längst deutlich aufwerten müssen.

Die steten Eingriffe hatten zu einem Streit zwischen China und den USA geführt. Washington monierte, die Handelspolitik der Chinesen koste Wachstum und Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten. Den Kommunisten gelang es allerdings, ihre heimischen Hersteller vor den Folgen der Finanzkrise zu schützen. Die aktuelle Lockerung wird auch als Zeichen verstanden, dass China den G-20-Gipfel am Wochenende nicht mit einem Währungsstreit belasten will.

Ein höherer Kurs des Yuan verteuert chinesische Exporte, verbilligt aber Einfuhren aus dem Ausland nach China. Deutschland ist stärker als andere Länder in der Volksrepublik aktiv, deshalb würde es von einer solchen Entwicklung auch besonders profitieren. Dies gilt etwa für die Luxusautohersteller BMW, Daimler und Porsche. Volkswagen dagegen produziert in mehreren Werken im Land und ist somit weniger von Schwankungen der Währung betroffen.

Die deutschen Maschinenbauer verkaufen etwa ein Zehntel ihres Exports ins Reich der Mitte, entsprechend würden auch sie zu den Gewinnern gehören. „In China geht eigentlich alles über den Preis“, erklärte Ralph Wiechers, Chefökonom des Maschinenbauverbands VDMA.

Auch für die deutsche Solarbranche wäre eine Aufwertung von Vorteil. „Kommt es zu einer Neubewertung des Yuan, dann könnte dies eine sehr große Geschichte für die deutsche Solarindustrie werden“, sagte ein Händler. „Die Chinesen verlieren ihren enormen Preisvorteil und die deutschen Unternehmen würden wegen Marktanteilsgewinnen profitieren.“

Allerdings dürften auch in China hergestellte Waren hierzulande teurer werden. 2009 führte die Bundesrepublik Waren im Wert von 60 Milliarden Euro ein, in erster Linie Konsumgüter wie Textilien, Spielzeug und Unterhaltungselektronik. Einen „leichten Preisdruck“ erwartet DIHK-Mann Treier bei derartigen Produkten. Allerdings verteuerten sich China-Importe seit Jahresbeginn ohnehin – zum einen durch den Wertverlust des Euro gegenüber dem Dollar, zum anderen durch die Forderung der Arbeiter in wichtigen Industrieregionen des Landes nach besserer Bezahlung. Gleichwohl dürfte die Aufwertung der chinesischen Währung nur sehr langsam vor sich gehen – die Preiseffekte würden somit noch länger auf sich warten lassen.mit rtr

Zur Startseite