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Wirtschaft: Chinas Auto-Hoffnung zerschellt

Modell Brilliance in Belgien vom Markt genommen

Berlin - Verheerende Ergebnisse im ADAC-Crashtest bremsen den chinesischen Autohersteller Brilliance auf dem europäischen Markt. In Belgien wurde die Billig-Limousine Brilliance BS6 am Dienstag vom Markt genommen. Der Wagen kostet in Deutschland knapp 23 000 Euro und konkurriert seit dem Frühjahr mit Wagen der Mittelklasse.

Die im vergangenen Jahr begonnene chinesische Automobil-Offensive zerschellte vergangene Woche bei einem Sicherheitstest. „Man sollte auf dem Fahrersitz besser nicht Platz nehmen“, urteilte der ADAC. Bei einem Crashtest war eine Testpuppe neben dem Airbag auf das Armaturenbrett geknallt und wurde dabei eingeklemmt. „Kaum eine Überlebenschance“, teilte der ADAC mit. Der Automobilclub vergab nur einen von fünf möglichen Sicherheitssternen – zum ersten Mal seit der Einführung des Tests.

Der europäische Generalimporteur HSO hat bisher nach eigener Auskunft 500 Brilliance BS6 geordert. 350 seien an die Vertriebspartner verkauft worden. Der belgische Autohändler Cardoen hatte 120 Exemplare bestellt und davon bisher neun verkauft. Der Rest wird nun vom Markt genommen. Auch in Deutschland können Käufer ihren Brilliance zurückgeben. „Wenn der Endverbraucher seinen BS6 umtauschen will, dann stehen wir selbstverständlich bereit“, sagte HSO-Chef Hans-Ulrich Sachs. Das weitere Vorgehen werde nun beraten, der Hersteller arbeite an Verbesserungen.

Im Duisburger Autohaus Scharmach lässt man sich vom Crashtest jedoch nicht entmutigen. Scharmach war der erste Brilliance-Händler in Deutschland, vier Wagen wurden bisher verkauft. „Heute waren schon wieder drei Interessenten da“, sagte Geschäftsführerin Monika Scharmach am Dienstag. Andere Marken hätten auch schlecht in Tests abgeschnitten und sich trotzdem gut verkauft. Scharmach verwies auf den Elchtest der Mercedes A-Klasse.

Chinesische Hersteller müssen allerdings erst das Vertrauen der Käufer gewinnen. Schon der Geländewagen Landwind, das erste chinesische Auto in Deutschland, war vor zwei Jahren im ADAC-Test gescheitert. Ähnliches wiederholte sich jetzt mit dem Brilliance. „Das Sicherheitsniveau ist auf dem Stand der siebziger Jahre“, sagte Maximilian Maurer vom ADAC. Auch beim Straßentest der Rallye-Fahrerin Jutta Kleinschmidt, fiel der Brilliance durch. „Es fehlen wenigstens 20 PS, um ordentlich im Verkehr mitschwimmen zu können“, sagte Kleinschmidt der „Wirtschaftswoche“. Beim Tritt aufs Gaspedal passiere lange gar nichts. „Beschleunigung ist für das Auto ein Fremdwort.“ Oliver Voss

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