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Wirtschaft: Chiphersteller AMD verklagt Intel

Das Unternehmen wirft dem weltweiten Branchenführer den Missbrauch seiner Marktmacht vor

München - Der Chiphersteller AMD verklagt seinen langjährigen Rivalen Intel vor einem Gericht im amerikanischen Bundesstaat Delaware. Das US-Unternehmen wirft Intel vor, seine beherrschende Stellung auf dem Markt für Computer-Prozessoren zum Schaden von AMD und den Kunden zu missbrauchen. „Wir wollen der Welt deutlich machen, dass der Markt von Intel massiv manipuliert wird“, sagte ein Sprecher von AMD dem Handelsblatt. Sollte der Konzern siegen, so werde Schadenersatz in Milliardenhöhe fällig, unterstrich ein AMD-Anwalt. Trotz der Klage legte die Intel-Aktie an der Nasdaq am Dienstag mehr als ein Prozent zu.

Mit der Klage eskaliert die erbitterte Auseinandersetzung zwischen den beiden kalifornischen Chipherstellern. Denn bislang bekämpften sich die Konzerne hauptsächlich mit ihren Produkten. Nun sah AMD jedoch keine Chance mehr, sich alleine durch ein besseres Angebot am Markt durchzusetzen und zog deshalb vor Gericht, betonte der Sprecher.

In der Klageschrift erhebt AMD heftige Vorwürfe. Intel zwinge seine Kunden, nur die eigenen Produkte zu kaufen, heißt es. Intel ist mit einem Jahresumsatz von mehr als 30 Milliarden Dollar der mit Abstand größte und der profitabelste Chiphersteller der Welt. Acht von zehn in PCs eingebaute Prozessoren stammen aus den Intel-Fabriken. Durch diese starke Position könne Intel die Preise zum Schaden von PC-Produzenten und Käufern künstlich hoch halten. Über ein raffiniertes System von Rabatten und Exklusivitätsklauseln binde Intel die Computerbranche eng an das eigene Unternehmen, behauptet AMD. „Intel zwingt die PC-Produzenten, Produkteinführungen von AMD und die Werbung dafür zu boykottieren“, heißt es in der Klageschrift.

„Jeder in der Industrie ist irgendwie von Intel abhängig“, ergänzte der AMD- Sprecher, „denn keiner kommt ohne deren Marketingunterstützung aus.“ Intel ist einer der größten Werbetreibenden der IT-Industrie und hat es als einer der wenigen Zulieferer geschafft, mit dem Slogan „Intel inside“ eine Marke aufzubauen. Die PC-Hersteller werden dafür belohnt, wenn sie Intel in ihrer Werbung berücksichtigen.

Ein Intel-Sprecher wollte sich zu der Klage am Dienstag nicht äußern. In Japan verbot die Wettbewerbskommission Intel bereits im März, Computerherstellern Rabatte zu versprechen, falls sie keine Konkurrenzprodukte verwenden. Daraufhin stoppte Intel die Aktion, ohne eine Schuld einzugestehen. AMD hat schon im vergangenen Jahr bei der Europäischen Kommission gegen die Geschäftspraktiken von Intel protestiert. Die EU-Kommission sieht Ähnlichkeiten mit der Untersuchung in Japan.

Bekanntestes Beispiel für die Marktmacht von Intel ist die enge Beziehung zu Dell, dem größten Computerhersteller der Welt. Dell verwendet ausschließlich Prozessoren von Intel, obwohl AMD-Produkte in einigen Bereichen von Testern als deutlich besser eingestuft werden. Jüngst entschied sich auch die Kultmarke Apple für Intel. Bislang wurde Apple von IBM beliefert. In der Branche wurde daraufhin wild spekuliert, mit welchen Vergünstigungen Intel den Computerbauer anlocken konnte. Denn Apple pflegt das Image des unkonventionellen Herausforderers. Dazu hätte AMD sehr gut gepasst. Insgesamt zählt AMD in seiner Klage 38 Hersteller auf, die durch Zwang von Intel aufgehört hätten, AMD-Produkte zu kaufen.

AMD ist mit einem Jahresumsatz von zuletzt rund fünf Milliarden Dollar deutlich kleiner als Intel. Weltweit liegt das Unternehmen lediglich auf Platz 13, noch weit hinter der Münchner Infineon.

Joachim Hofer (HB)

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