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Chrysler-Angebot: Kerkorian umwirbt US-Autogewerkschaft

Kirk Kerkorian will die US-Autogewerkschaft UAW für die von ihm angebotene, milliardenschwere Übernahme des Autobauers Chrysler gewinnen. Dort seien aber bereits andere Angebote für eine Zusammenarbeit eingegangen.

New York - Der amerikanische Multimilliardär Kirk Kerkorian wirbt bei der mächtigen US-Autogewerkschaft UAW für sein Übernahmeangebot für die Chrysler Group. Er wolle im Falle der Übernahme der schwer angeschlagenen US-Tochter von DaimlerChrysler eine "wahre Partnerschaft" der Investoren mit den Beschäftigten und dem Management. Dies gelte für gewerkschaftlich organisierte wie für nicht zu Gewerkschaften gehörende Mitarbeiter. Dies hat Tracinda, Kerkorians Investmentfirma, in einer in Beverly Hills herausgegeben neuen Erläuterung ihres Angebots erklärt.

Tracinda hatte zuvor völlig überraschend 4,5 Milliarden Dollar (3,4 Mrd Euro) für die unter Milliardenverlusten leidende US-Autosparte von DaimlerChrysler geboten. Dabei hatte Tracinda der amerikanischen Automobilarbeitergewerkschaft UAW (United Auto Workers) und damit den Chrysler-Beschäftigten sowie dem Management eine Beteiligung am Unternehmen in Aussicht gestellt.

Gewerkschafts-Präsident sollen mehrere Offerten gemacht worden sein

Offensichtlich wollen sich neben Tracinda aber auch andere Chrysler-Interessenten die Unterstützung der Gewerkschaft sichern, indem sie den Chrysler-Arbeitern eine Beteiligung anbieten. UAW-Präsident Ron Gettelfinger habe entsprechende Offerten in einem Rundfunk-Interview bestätigt, berichtete die Onlineausgabe der "Detroit News". "Wir haben dies von anderen interessierten Parteien gehört, mit denen wir Gespräche geführt hatten", sagte der mächtige Gewerkschaftsboss. Er habe aber bislang mit niemanden von Tracinda gesprochen, betonte er.

Gettelfinger wollte sich nicht dazu äußern, ob die Gewerkschaft Aktienbesitz von Mitarbeitern an Chrysler befürwortet oder ablehnt. Er hatte jedoch in der Vergangenheit Investmentfirmen wegen der Ausschlachtung und dem anschließenden Weiterverkauf von Vermögenswerten angeschlagener Unternehmen scharf kritisiert.

Zetsche bestätigt Gespräche

Für Chrysler sollen auch Offerten der Investmentfirma Cerberus Capital Management, einer Partnerschaft der Privatinvestoren Blackstone Group und Centerbridge Partners sowie des kanadischen Zulieferers und Autoherstellers Magna International vorliegen. DaimlerChrysler-Konzernchef Dieter Zetsche hatte Gespräche mit Interessenten bestätigt, aber keine Namen genannt. Bis auf Tracinda haben sich die Kaufinteressenten bisher noch nicht öffentlich geäußert.

Der Wettbewerb in der Branche sei brutal, vor allem im Chrysler-Hauptmarkt Nordamerika, erklärte Tracinda in der neuen Mitteilung. "Der einzige realistische Chrysler-Plan ist einer, an dem alle Parteien gleichermaßen teilhaben, ohne dass eine Gruppe - einschließlich uns selbst - versucht, unfaire Vorteile gegenüber den anderen zu gewinnen", hieß es weiter. Ein solches Vorgehen könne keiner Gruppe aufgezwungen werden. Es sei nur erreichbar, falls alle Parteien das Gefühl hätten, sie würden einen "fairen Deal" bekommen.

Mitarbeiter sollen Einbußen zustimmen

Dies zeigt nach Ansicht amerikanischer Autoexperten, dass eine erfolgreiche Übernahme von Chrysler und die angestrebte Sanierung wahrscheinlich nur mit Zustimmung der Gewerkschaften und Mitarbeiter möglich ist. Sie sollen mit Sicherheit weitere Konzessionen an der Tariffront und bei der Bewältigung der riesigen Krankenversicherungs- und Betriebsrentenkosten sowie dem notwendigen Kapazitätsabbau machen.

Nach Darstellung der "Detroit News" wird das Chrysler-Verkaufsverfahren in der kommenden Woche angeheizt. DaimlerChrysler-Manager und ihre Investmentbank J.P. Morgan Chase wollten dann weitergehende Diskussionen mit den Bietern führen. DaimlerChrysler werde wahrscheinlich einen einzelnen Bieter für exklusive Gespräche auswählen, möglicherweise gegen Ende April. (tso/dpa)

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