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Wirtschaft: Chrysler: Konzerngruppe streicht ein Fünftel aller Stellen

Daimler-Chrysler streicht ein Fünftel der Arbeitsplätze bei der Chrysler Group und will sechs Fabriken schließen. Wie der Konzern am Montag mitteilte, soll bis Ende des Jahres 75 Prozent des Personalabbaus erreicht sein.

Daimler-Chrysler streicht ein Fünftel der Arbeitsplätze bei der Chrysler Group und will sechs Fabriken schließen. Wie der Konzern am Montag mitteilte, soll bis Ende des Jahres 75 Prozent des Personalabbaus erreicht sein. Betroffen sind nach Unternehmensangaben insgesamt 26 000 Mitarbeiter. "Alle Maßnahmen finden im Rahmen der bestehenden Tarifverträge statt", teilte Daimler-Chrysler mit. Ein "Großteil" des Personalabbaus soll durch Ruhestandsvereinbarungen erreicht werden.

Chrysler-Chef Dieter Zetsche sagte zu den Maßnahmen, "um wirklich wettbewerbsfähig zu sein, muss die Chrysler Group als Unternehmen agiler werden und sich bestehenden wie kommenden Marktbedingungen besser anpassen". Chrysler war im zweiten Halbjahr 2000 tief in die roten Zahlen gerutscht, allein für das letzte Quartal wurde ein Verlust von 1,4 Milliarden Euro genannt. Daimler-Chrysler bestätigte am Montag, dass auch im laufenden Jahr mit einem Verlust bei der US-Tochter gerechnet wird. Im vergangenen Jahr insgesamt hatte Chrysler noch einen Gewinn von rund einer Milliarde Mark erwirtschaftet. Auf Grund der überraschend negativen Entwicklung war im November die Chrysler-Führung abgesetzt worden, Daimler-Chrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp ernannte damals den bisherigen Nutzfahrzeugvorstand Zetsche zum Chrysler-Chef.

Am Montag sagte Zetsche, "nur wenn wir unsere Kostenstruktur, unsere Belegschaft und unser Produktionsvolumen insgesamt den Realitäten des Marktes angleichen und gleichzeitig unsere Investitionen in attraktive Produkte aufrecht erhalten, können wir eine stabile Basis für eine langfristig gesunde Chrysler Group schaffen". Konzernchef Schrempp ließ mitteilen, "diese Maßnahmen werden wesentlich zum Turnaround der Chrysler Group beitragen". An der Börse hinterließ der Sanierungsplan eher negative Wirkung, am späten Nachmittag notierte die Daimler-Chrysler-Aktie 51,70 Euro mit knapp drei Prozent im Minus.

Innerhalb der nächsten drei Jahren sollen die Arbeitsplätze abgebaut, bis zum kommenden Jahr die Werkstandorte geschlossen werden. Vom Stellenabbau sind 19 000 Arbeiter und 6800 Angestellte betroffen, "die durch eine Kombination aus Ruhestandsvereinbarungen, Sonderprogrammen, Entlassungen und Fluktuation aus dem Unternehmen ausscheiden sollen", teilt Daimler-Chrysler mit. Den vollständigen Sanierungsplan für Chrysler will die Konzernspitze am 26. Februar im Rahmen der Bilanz-Pressekonferenz vorstellen. Bereits jetzt steht fest, welche Fabriken geschlossen werden: In diesem Jahr das Getriebewerk im mexikanischen Toluca sowie die Montagewerke Cordoba (Argentinien) und Curitiba (Brasilien), im nächsten Jahr die Motorenwerke Mound Road (Detroit) und Toluca (Mexiko) sowie das Montagewerk Lago Alberto, ebenfalls in Mexiko. Neben den Werksschließungen zum Abbau der Überkapazitäten sind weitere Maßnahmen in der Fertigung geplant, insbesondere die Reduzierung von Arbeitsschichten und Bandgeschwindigkeiten. Entsprechend dem Abbau im Montagebereich "soll auch bei Komponenten, Pressteilen und Antriebssträngen das Volumen verringert werden", teilte Daimler-Chrysler mit. Alles in allem sei der Anteil des Stellenabbaus in Kanada größer als in den USA, weil eine größere Anzahl von Beschäftigten in Montageeinrichtungen arbeiteten, deren Produkte betroffen seien.

Chrysler-Chef Zetsche wies ausdrücklich auf die hohe Zahl von älteren Mitarbeitern hin. "Da die Chrysler Group eine große Zahl von ruhestandsberechtigten Mitarbeitern hat, gehen wir davon aus, unser Ziel durch freiwillige Ruhestandsprogramme bis Ende des ersten Quartals weitgehen erreichen zu können." Entsprechend hänge die Zahl der Entlassungen davon ab, wie viele Mitarbeiter an den Vorruhestandsprogrammen teilnehmen. Zu den Kosten des Vorruhestands und des gesamten Personalabbaus äußerte sich Daimler-Chrysler nicht.

Zu dem Problem laufender Tarifverträge sagte Zetsche, in Gesprächen mit kanadischen und US-amerikanischen Gewerkschaften "haben wir Lösungen gefunden, die im Rahmen der bestehenden Tarifverträge liegen". Der bis 2003 laufende Tarifvertrag für Chrysler sieht beispielsweise vor, dass Beschäftigte bei Entlassungen 95 Prozent ihrer Bezüge weiterbezahlt bekommen. Der Betrag wird allerdings mit der Arbeitslosenhilfe verrechnet. Konzernchef Schrempp hatte immer betont, er wollen die Sanierung von Chrysler im Einvernehmen mit den Gewerkschaften.

Als weitere Maßnahmen gegen die Verluste sollen die Zuschüsse für die 4400 Chrysler-Händler in den USA gekürzt werden. Wie aus Unternehmenskreisen verlautete, summieren sich die Einsparmaßnahmen auf mehr als 500 Millionen Dollar. So sollen Werbezuschüsse gestrichen und die erste Tankfüllung für Neuwagenkunden nicht mehr übernommen werden. Von den Zulieferern verlangt Chrysler bereits seit 1. Januar einen Preisnachlass von fünf Prozent.

alf

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