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Code_n: 50 Ideen für morgen

Ein Unternehmer aus Stuttgart lobt einen Preis für die junge Avantgarde aus. Neun Firmen vertreten Berlin.

Wenn die Halle 16 auf der Cebit eine Kunstgalerie wäre, wäre die Messe Hannover ein potenzieller Kunde von Hartwig Bentele. Gemeinsam mit seinen Kompagnons Christoph Lauterbach und Kristian Hildebrand betreibt er das Start-up Kunstmatrix in Berlin. Die Idee: Galeristen, Museen und Sammlungen können im Internet ihre Räumlichkeiten in 3-D nachbauen lassen, Bilder hochladen und so ihre Ausstellungen virtuell archivieren und einem breiten Publikum zugänglich machen.

Auf breites Publikum hoffen auch die drei Jungunternehmer, wenn sie ihr Büro in Wedding für eine Woche mit einem Stand auf der Computermesse tauschen – in der Halle von Code_n. Als eine von 50 Firmen stellt Kunstmatrix dort ihre neueste Idee vor. In einer abgespeckten Version bieten Bentele und seine Partner ihr Online-Tool demnächst kostenlos für Künstler an, die ihre Werke besser präsentieren wollen. So soll eine Art Youtube für Kunst entstehen, wo Sammler und Agenten nach Talenten Ausschau halten können. Über eine Beteiligung an den Verkaufserlösen soll sich das Tool namens Cubecurated rechnen.

Das Konzept dürfte ganz nach dem Geschmack von Ulrich Dietz sein. Der Chef des Stuttgarter IT-Dienstleisters GFT hat den Ideenwettbewerb Code_n initiiert und erhofft sich davon einen Schub für die deutsche Branche. Ein Netzwerk für innovative Nachwuchsfirmen soll entstehen, bei dem etablierte Unternehmen mit Know-how und Geld zu Seite stehen – und natürlich von den frischen Ideen profitieren. Verschiedene Unternehmen wie die Beratungsfirma Ernst & Young, der Cebit-Veranstalter Deutsche Messe oder der japanische Computerbauer Fujitsu bringen gemeinsam 1,5 Millionen Euro für den Wettbewerb auf. Den avantgardistischen Ansatz, den Dietz verfolgt, soll das ungewöhnliche Design der Halle 16 unterstreichen, die Künstler Tobias Rehberger und der Architekt Jürgen Mayer H. gestaltet haben.

Design hin, Avantgarde her – ganz so attraktiv wie gehofft ist der Wettbewerb offenbar nicht. Bei der Vorstellung im September vergangenen Jahres rechnete Unternehmer Dietz „mit einigen tausend Bewerbungen aus aller Welt“. Gut 400 waren es am Ende. Von den 50 Finalisten, die sich nach dem Jury-Entscheid auf der Cebit präsentieren, kommt beinahe jeder zweite aus Deutschland. Neun Unternehmen sind aus der Hauptstadt, wo man sich wegen der regen Start-up-Szene gern als das Silicon Valley Europas versteht.

Dabei bilden die Bewerber durchaus die Themen ab, die in Berlin en vogue sind: Kunst, Apps für Musikliebhaber, interaktive Reiseführer oder ein Carsharing-System, mit dem Privatpersonen ihr Auto verleihen können. So wie Carzapp aus Schöneberg, wo Oliver Lünstedt und seine beiden Mitgründer bereits mit finanzkräftigen Partnern wie Eon und Peugeot zusammenarbeiten. Über die 25.000 Euro, die Code_n zum Ende der Cebit als Siegprämie zahlt, würde aber auch er sich nicht beschweren.

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