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Wirtschaft: Comeback für den Manschettenknopf, Flaute bei Lederkoffern

Geschäftsleute zweifeln an der Prognose des Branchenverbandes, dass die Adventszeit die Konsumwende für den Handel bringt

Düsseldorf Die deutschen Einzelhändler blicken skeptischer auf das Weihnachtsgeschäft als ihr Dachverband HDE. Während der Branchenverband nach dem ersten Adventssamstag optimistisch davon ausgeht, der Einzelhandel könne im Schlussspurt seinen Umsatz 2004 gegenüber dem sehr schwachen Vorjahr steigern, rechnen die meisten Teilbranchen mit einem stagnierenden Geschäft. Das ergab eine Umfrage des Handelsblatts unter den Einzelhändlern, die am stärksten vom Weihnachtsgeschäft abhängig sind.

Warenhäuser und Fachgeschäfte hätten am Samstag den ersten großen Kundenansturm erlebt, berichtete der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels. Vier Wochen vor Weihnachten zeichne sich damit ab, dass die Konsumenten ihre Kaufzurückhaltung zumindest vorübergehend aufgegeben hätten. Der Funke sei übergesprungen, freute sich HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr. Nun erwartet der Branchenverband für 2004 nicht länger ein Umsatzminus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, sondern rechnet mit einem leichten Umsatzplus. Seine Hoffnung auf eine Besserung setzt der HDE nicht zuletzt darauf, dass die Monate November und Dezember diesmal je einen Einkaufstag mehr haben als 2003.

Dennoch wird es für den Handel sehr schwer werden, die vom HDE prognostizierte zusätzliche Umsatzmilliarde zu erreichen. Bis Ende August verkaufte die Branche schon nominal 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr. So sind die Spielwarenhändler, die etwa 30 Prozent ihres Jahresumsatzes im November und Dezember erzielen, davon überzeugt, dass sie 2004 nicht mehr umsetzen werden als 2003. Die Branche sieht den Jahresumsatz unverändert bei etwa 3,3 Milliarden Euro. Als Weihnachtsgeschenk in diesem Jahr besonders beliebt sind das Brettspiel „Zug um Zug“ und der interaktive Spielroboter „Robosapien“.

Auch Juweliere, Schmuck- und Uhrengeschäfte rechnen lediglich mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau von sieben Milliarden Euro. Karl-Eugen Friedrich vom Bundesvorstand des Bundesverbandes der Juweliere, Schmuck- und Uhrengeschäfte blickt bisher auf „ein nicht erfreuliches Jahr“ zurück. Allerdings: Zur Freude der Juweliere erlebt bei den Herren der Manschettenknopf gerade eine Renaissance, und die Damen haben den Perlenschmuck wieder entdeckt.

Auch der Buchhandel geht nicht davon aus, in diesem Jahr ein besseres Ergebnis zu erzielen. Mit rund 9,1 Milliarden Euro Umsatz erlebte die Buchbranche 2003 bereits einen Einbruch von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und dabei gab es mit Joanne K. Rowlings „Harry Potter und der Orden des Phönix“ gerade in der Vorweihnachtszeit einen absoluten Auflagenerfolg. Ohne einen Bestseller gleichen Formats geht der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in diesem Jahr allenfalls vom Erreichen des Vorjahresniveaus aus. Gleiche Erwartungen wie die Buchhändler hegt Thomas Grothkopp vom Bundesverband für den Gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur. Die rund drei Milliarden Euro Umsatz vom vergangenen Jahr will die Branche wieder erreichen.

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Werner Hariegel, Geschäftsführer beim Bundesverband der Parfümerien. Das Geschäft mit Kosmetik erreicht seinen Höhepunkt erst in den letzten beiden Wochen vor dem Weihnachtsfest. Aus dem bisher aufgelaufenen Umsatzminus von 3,5 Prozent soll am Ende des Jahres aber zumindest eine schwarze Null werden, so dass der Jahresumsatz mit der Schönheitspflege erneut 2,52 Milliarden Euro erreicht, prognostiziert der Verband.

Traurig bleibt die Stimmung jedoch bei den Lederwaren-Händlern. Von der Reiseflaute, die auf den Terroranschlag vom 11. September 2001 folgte, haben sich die Händler, die ihr Hauptgeschäft mit Koffern, Taschen und Schirmen machen – im Gegensatz zu den Reiseunternehmen – nicht wieder erholen können. So steht der Branche nach Angaben der BBE Unternehmensberatung am Ende dieses Jahres ein Minus von drei Prozent auf 1,8 Milliarden Euro Jahresumsatz ins Haus. cs/ire (HB)

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