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Wirtschaft: Comeback per Rasierer

Motorola, einst die Nummer zwei auf dem deutschen Handy-Markt, will zurück zu alter Stärke. Helfen soll das neue Modell Razr.

Berlin - Der amerikanische Handyhersteller Motorola setzt zur Aufholjagd auf dem deutschen Markt an. „Wir wollen unseren Marktanteil kräftig steigern“, kündigt Ralf Gerbershagen, Deutschlandchef von Motorola Mobility, im Gespräch mit dem Tagesspiegel am Sonntag an. „Unser Ziel ist es, wieder einen zweistelligen Marktanteil zu erreichen.“ Mit dem neuen Smartphone-Modell Razr sieht sich Gerbershagen dafür gut gerüstet. „Über das neue Gerät wird hierzulande viel mehr diskutiert als etwa in den USA. Wir bekommen extrem gutes Feedback.“

Noch vor wenigen Jahren war Motorola hinter Nokia unangefochten der zweitstärkste Anbieter in Deutschland. So lag der Marktanteil vor fünf Jahren noch bei 17 Prozent. Derzeit liegt er nach Angaben des Marktforschers Gartner bei nur noch 1,7 Prozent im Handy- und bei 2,6 Prozent im Smartphone-Markt. Motorola, gegründet 1928, ist einer der Pioniere im Mobilfunk und besitzt einen wertvollen Schatz an Patenten. Das macht das US-Unternehmen für den Internetkonzern Google so interessant, dass er Motorola für 12,5 Milliarden Dollar übernehmen will, um seine Handyplattform Android zu stärken.

Bedienerfreundlichkeit und Design gehören dagegen nicht zu den Stärken des Herstellers. Während Apple, Samsung und HTC mit ihren Smartphones satte Gewinne erzielen, verliert Motorola Mobility weiter Geld: Das Unternehmen machte im dritten Quartal weltweit einen Verlust von 32 Millionen Dollar.

Nun soll das neue Smartphone Razr die Wende bringen. Vor einigen Jahren hatte Motorola schon einmal ein Modell mit gleichem Namen – ein flaches Klapphandy, das sehr erfolgreich war. „An diesen Erfolg wollen wir anknüpfen“, sagt Gerbershagen. „Auch das neue Motorola Razr hat ein extrem gutes Design und es ist eines der flachsten Smartphones am Markt.“ Als Zielgruppe hat Gerbershagen sowohl Privatnutzer als auch Geschäftskunden im Visier. „In der Vergangenheit war Deutschland ein Markt, auf dem vor allem Geräte in der mittleren Preisklasse gefragt waren“, sagt Gerbershagen. „Das ändert sich jetzt. Wir beobachten, dass die Kunden bereit sind, mehr Geld auszugeben.“ Motorola habe anders als früher nun eine komplette Palette – von preiswerten bis hin zu hochwertigen Geräten im Angebot.

Motorolas Angebot sei auch für Geschäftskunden interessant, da die Smartphones mit einer Sicherheitssoftware von Motorola für die Einbindung in Firmennetzwerke ausgestattet seien. „Jetzt muss sich niemand mehr vom IT-Chef vorschreiben lassen, welches Gerät er in der Firma nutzen darf und welches nicht. Mit unserer Software sind alle Modelle für den sicheren Einsatz geeignet“, versichert Gerbershagen.

2011 sei ein gutes Jahr für Motorola in Deutschland gewesen, sagte der Manager, ohne Details zu nennen. Auch sei die Zahl der Mitarbeiter wieder ausgebaut worden auf nun 150. Sie arbeiten in Marketing, Vertrieb, Technik und Service. Die Produktion in Flensburg hatte Motorola 2008 geschlossen und nach Asien verlagert.

Im kommenden Jahr soll es für Motorola noch besser laufen als 2011. „Deutschland ist ein sehr technisch orientierter Markt“, sagt Gerbershagen. „Und Technik ist unsere Stärke.“ Gerade streitet sich Motorola mit Apple in Mannheim vor Gericht. Motorola wirft dem Konkurrenten vor, Patente verletzt zu haben. „Der Prozess läuft noch“, sagt Gerbershagen. Daher könne man über die Konsequenzen noch nichts sagen. Corinna Visser

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