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Wirtschaft: Commerzbank: Gewinn fällt um 74 Prozent

Auch die Commerzbank muss der schwachen Konjunktur und vor allem der Flaute an den Aktienmärkten Tribut zollen. Das Ergebnis vor Steuern brach in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr um rund 74 Prozent von knapp 1,9 Milliarden auf nur noch 495 Millionen Euro ein.

Auch die Commerzbank muss der schwachen Konjunktur und vor allem der Flaute an den Aktienmärkten Tribut zollen. Das Ergebnis vor Steuern brach in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr um rund 74 Prozent von knapp 1,9 Milliarden auf nur noch 495 Millionen Euro ein. Der Gewinn nach Steuern rutschte von knapp 1,1 Milliarden auf nur noch 262 Millionen Euro ab. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern liegt bei nur 4,5 Prozent, nach 20,4 Prozent im Vorjahr.

Der Grund für den Gewinn-Einbruch ist auch ein drastischer Anstieg der Kosten um fast 18 Prozent. Der neue Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller tritt deshalb hart auf die Kostenbremse: Bereits seit Juni gilt ein Einstellungsstopp, zudem werden diverse Projekte der Informationstechnologie gestrichen. Dadurch will die Bank in diesem Jahr 240 Millionen Euro einsparen. Personal soll allerdings nicht abgebaut werden, wie Commerzbank-Sprecher Peter Pietsch versichert.

Bereits jetzt steht aber fest, dass bei der Commerzbank 2002 noch mehr gespart wird. "Unser Ziel ist es, die Verwaltungsaufwendungen bereits im nächsten Jahr unter das Niveau von 2001 zu drücken", sagt Vorstandssprecher Müller. Nach Ansicht des Vorstandes bietet das laufende Jahr den Banken ein "selten schwieriges Umfeld". Nur beim Zinsüberschuss konnte die Commerzbank in den ersten sechs Monaten zulegen. Bei allen anderen wichtigen Zahlen musste sie kleinere Brötchen backen.

Angesichts einer möglicherweise steigenden Zahl von Insolvenzen müssten 329 Millionen und damit 73 Millionen Euro mehr für die Risikovorsorge zurückgelegt werden. Bei den Provisionen im Wertpapiergeschäft flossen 240 Millionen Euro und damit 14,5 Prozent weniger in die Kasse und das Ergebnis im Eigenhandel mit Wertpapieren und Devisen ging um fast zehn Prozent auf 541 Millionen Euro zurück.

Auf der anderen Seite erhöhten sich die Kosten der Commerzbank drastisch. Dies liegt zum einen an der deutlich höheren Mitarbeiterzahl: Ende Juni beschäftigte die Bank weltweit über 40 000 Menschen, rund 4400 mehr als vor Jahresfrist. Etwa 1800 Banker wurden neu eingestellt, der Rest resultiert aus der Übernahme der BRE Bank in Polen. Daneben verweist der Vorstand auf die Kosten für die Straffung des Filialnetzes. 38 Ableger hat die Commerzbank seit Jahresanfang geschlossen. Schließlich wird auch auf die "erheblichen" Belastungen durch die Vorbereitungen auf die Einführung des Euro-Bargeldes verwiesen.

Auch für die nächsten Monate bleibt der Vorstand der Commerzbank skeptisch. Spürbar aufwärts werde es nur dann gehen, wenn "die auf den Weg gebrachten Kosteneinsparungen von einem günstigen Marktumfeld begleitet werden".

Der Vorstand der Bank schreibt in seinem Zwischenbericht an die Aktionäre auch, "im Euroland hat die Hoffnung getrogen, sich vom konjunkturellen Abschwung in den Vereinigten Staaten abkoppeln zu können". Die negative Stimmung im Euroraum und vor allem in Deutschland "sollte sich aber ab Herbst aufhellen", weil belastende Faktoren, wie die inzwischen spürbar gesunkene Inflationsrate, in den kommenden Monaten an Bedeutung verlieren würden. "Dies wird den Finanzmärkten zugute kommen."

Die Börse reagierte überraschend mit einem Kursanstieg. Entgegen dem Trend am Finanzplatz Frankfurt verbesserten sich am Donnerstag Commerzbank-Papiere um rund drei Prozent. Dabei spielten wieder aufkeimende Übernahmegerüchte eine Rolle. Presseberichte, wonach der italienische Versicherungsriese Generali seinen Anteil von 9,9 auf rund 19 Prozent erhöht habe, wurden von der Commerzbank allerdings dementiert. Der unerwartete Kursanstieg war auch darauf zurückzuführen, dass einige Börsenteilnehmer mit noch schlechteren Halbjahresergebnissen gerechnet hatten.

Trotz des positiven Tagestrends empfehlen Analysten angesichts des schwachen Ergebnisses, die Commerzbank-Aktie zu verkaufen. Guido Hoymann, Analyst beim Bankhaus Metzler, hält das Papier derzeit mit etwa 25 Prozent überbewertet. Die nächsten Quartale könnten weitere Enttäuschungen bringen, zudem seien die Preisreserven in den Industriebeteiligungen der Bank gering. "Auch eine mögliche Übernahme der Commerzbank weckt bei uns keine Kursphantasie", sagt Hoymann.

ro

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