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Wirtschaft: Commerzbank ist offen für Fusionsgespräche

Vorstandschef Müller: Keine konkreten Verhandlungen/Institut schließt 2003 mit Verlust von 2,3 Milliarden Euro ab

Frankfurt (Main) (ro). Nach der Bereinigung der Bilanz und einem daraus resultierenden Verlust von 2,32 Milliarden Euro sieht CommerzbankChef Klaus-Peter Müller den radikalen Umbau seines Hauses „weitgehend erfolgreich bewältigt“. Im eigentlichen Bankgeschäft konnte der Überschuss nahezu um das Dreifache auf 560 Millionen Euro gesteigert werden. Die Aktie verlor 0,9 Prozent auf 15,76 Euro.

2004 soll das Jahr des Aufbruchs „mit kontrollierter Expansion sein“. Als ersten Schritt will die Commerzbank noch im März die Übernahme der Filialen der Schmidt-Bank in Hof abschließen. Weitere Fusions-Verhandlungen etwa mit der Hypo-Vereinsbank gibt es nach Angaben von Müller jedoch nicht. Man sei aber offen für „jede vernünftige Lösung“ – sei es national oder international.

Damit wies der Banker erneut Spekulationen über ein bevorstehendes Zusammengehen mit der Hypo-Vereinsbank zurück. „Wir planen weiter auf Stand-alone-Basis. Nur eine solche Strategie lässt sich ernsthaft verfolgen und umsetzen“, sagte Müller auf der Bilanz-Pressekonferenz. Nach der Übernahme der Schmidt-Bank werde die Commerzbank auf einen Schlag 360000 Privatkunden gewinnen und damit im Konzern rund fünf Millionen Privatkunden betreuen. „Der Schritt macht viel Sinn“, sagte Müller.

Insgesamt sieht Müller „den Boden für ertragsorientiertes Wachstum bereitet“. Dazu waren allerdings 2003 harte Schnitte notwendig. Zum einen wurden weitere 4200 Arbeitsplätze gestrichen, womit der Stellenabbau aber beendet sein soll. Zum anderen entschloss sich die Bank im November zu einer milliardenschweren Abschreibung auf ihre Wertpapierbestände und Beteiligungen. Vor allem daraus resultiert der Verlust in Höhe von 2,32 Milliarden Euro. Die Bank wird deshalb für 2003 keine Dividende zahlen. Die Commerzbank steht Müller zufolge jetzt auch deshalb vergleichsweise gut da, weil die Risikovorsorge für wacklige Kredite mit rund 1,1 Milliarden Euro weniger stark ausgefallen ist als erwartet und 2004 vermutlich weiter schrumpfen wird. Andererseits konnte die Bank ihre Kosten um weitere 12,5 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro senken.

Analysten trauen der Commerzbank, die im Schlussquartal mit einem Quartalsgewinn von 71 Millionen Euro vor Steuern die Prognosen nur knapp verfehlte, im laufenden Jahr wieder schwarze Zahlen zu. Nach Steuern betrug der Nettoverlust im Quartal 88 Millionen Euro – die Steuerlast von 139 Millionen geht auf profitable Töchter wie Comdirect zurück.

2004 soll die Rendite im Bankgeschäft auf nahezu acht Prozent steigen, womit die Commerzbank ihre Kapitalkosten annähernd verdienen würde. 2003 stand sie bei mageren 4,9 Prozent. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern war wegen der Bilanzbereinigung mit minus 17,4 Prozent sogar deutlich negativ. In diesem Jahr will sich die Bank von weiteren Aktienpaketen und Beteiligungen trennen.

Weniger Geld wird das Institut künftig für die eigene Betriebsrente ausgeben müssen, nachdem der Vorstand mit dem Betriebsrat eine neue Vereinbarung gefunden hat. Die Einsparung bezifferte Personal-Vorstand Andreas de Mazière auf insgesamt 200 Millionen bis 500 Millionen Euro. Vorstandschef Müller räumte noch einmal ausdrücklich die mangelhafte und missglückte Informationspolitik ein. In der Sache habe man aber richtig entschieden. Die Commerzbank hatte Ende 2003 völlig überraschend die bisherige Betriebsrentenvereinbarung gekündigt und die Mitarbeiter massiv verärgert.

Die Commerzbank will künftig den Mittelstand noch stärker als bisher unterstützen. Seit Frühjahr 2003 habe man neue Kredite im Volumen von 3,3 Milliarden Euro an mittelständische Firmen ausgereicht. „Von Kreditknappheit bei oder gar verursacht durch die Commerzbank kann keine Rede sein.“ Allerdings machte Müller auch klar: „Es ist höchste Zeit, dass die Zinsen und Margen weiter steigen und zwar deutlich.“ Sollte die Bank auch im Geschäft mit großen und multinationalen Unternehmen nicht mindestens bei jeder einzelnen Firma eine Rendite von zehn Prozent erreichen, will die Bank die Verbindung zur Disposition stellen. „Wir wollen und werden kein billiger Geldgeber sein“, sagte Müller.

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