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Wirtschaft: Commerzbank noch schlechter als die Branche

Börsenflaute und Konjunkturschwäche haben der Commerzbank im dritten Quartal rote Zahlen beschert. Das Institut berichtete am Freitag einen Verlust von 184 Millionen Euro.

Börsenflaute und Konjunkturschwäche haben der Commerzbank im dritten Quartal rote Zahlen beschert. Das Institut berichtete am Freitag einen Verlust von 184 Millionen Euro. Das Minus fiel damit größer aus als von einigen Analysten erwartet, die mit 164 bis 171 Millionen Euro gerechnet hatten. Für das gesamte Jahr erwartet Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller trotz der "enttäuschenden" Zwischenbilanz schwarze Zahlen und die Ausschüttung einer Dividende.

Die Zahlen der Commerzbank sind symptomatisch für die gesamte Branche: Sinkende Margen, steigende Risikovorsorge und zurückhaltende Privatkunden machen auch den anderen Großbanken Sorgen.

Die Eigenkapitalrendite der Bank liegt aufs Jahr hochgerechnet nur noch bei 0,9 Prozent, nach 10,6 Prozent im Vorjahr. Der Zinsüberschuss sank im dritten Quartal auf 859 (Vorjahreszeit 950) Millionen Euro. Die Verwaltungskosten kletterten im dritten Quartal dagegen auf 1,46 (1,38) Milliarden Euro.

Allein zwischen Juli und September musste die Commerzbank rund 242 Millionen Euro für wackelige Kredite zur Seite legen. Noch stärker schlugen aber die Misserfolge im Privatkundengeschäft durch. In diesem Bereich musste das Institut in den ersten neun Monaten einen Verlust von 36 (Vorjahreszeit: Gewinn von 701) Millionen Euro hinnehmen. In der Vermögensverwaltung wurde aus einem Gewinn von 38 Millionen Euro ein Verlust von 80 Millionen Euro. Die Privatkunden haben wegen der eingebrochenen Börsenkurse kein Interesse am Wertpapierhandel. Der Provisionsüberschuss brach insgesamt um 14 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro ein.

Angesichts dieser Zahlen dreht Müller an der Kostenschraube. Bereits im Oktober hatte er den Abbau von 3400 Arbeitsplätzen bis Ende 2003 sowie 1500 unbesetzten Planstellen bekanntgegeben. Für den Konzern arbeiten derzeit mehr als 40 000 Personen. Über die bereits beschlossene Schließung von 150 Filialen hinaus werden weitere 54 der derzeit 841 Standorte geschlossen. Müller schlägt damit den gleichen Weg ein, wie seine Kollegen bei den anderen Großbanken. Mit einem Verhältnis des Aufwands zu den Kosten von mehr als 70 Prozent stehen sie im internationalen Vergleich schlecht dar. "Sie müssen mittelfristig ein Verhältnis von 55 bis 60 Prozent erreichen", urteilt Hans-Paul Bürkner, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Boston Consulting Group in Deutschland.

Die Deutsche Bank will, zusätzlich zu den bereits im Februar genannten 2600 Stellen bis zum Jahresende 2003 weitere 4500 Jobs streichen. Dabei geht es der Deutschen Bank noch vergleichsweise gut. Zwar erlitt auch sie in den ersten neun Monaten in den Sparten Privatkunden und Vermögensverwaltung einen Gewinneinbruch von fast 70 Prozent, doch konnte sie immerhin ein überraschend gutes Handelsergebnis vorlegen.

Dresdner-Bank-Chef, Bernd Fahrholz, steht nicht hintenan. Das Institut will bis zu 7800 der derzeit gut 50 000 Stellen streichen. Der Verwaltungsaufwand soll um 15 Prozent sinken. Hintergrund: Analysten sind mehrheitlich der Ansicht, dass die Dresdner bisher in diesem Jahr im operativen Geschäft rote Zahlen geschrieben hat.

Die Hypo-Vereinsbank hat neben den üblichen Branchenproblemen noch erhebliche Integrationsaufgaben zu bewältigen. Zunächst will Vorstandssprecher Albrecht Schmidt offenbar eine neue interne Führungsstruktur schaffen, dann muss er die anderen Hausaufgaben erledigen. Ende des vergangenen Monats kündigte er schon mal an, bis Ende 2004 die Zahl der Standorte im Inland um fast ein Drittel auf 610 reduzieren zu wollen. Rund 9100 der derzeit 71 000 Stellen sollen bis dahin gestrichen werden. Dadurch soll die Eigenkapitalrendite wieder auf 15 Prozent steigen. In den ersten neun Monaten 2001 lag sie bei 5,8 Prozent.

Edgar Klein, Leiter Financial Services bei der Unternehmensberatung Deloitte, bringt die Misere auf den Punkt: "Das Problem der Banken ist, dass sie zu wenige Kunden in ihren Filialen haben". Doch die fehlende Kundschaft bereitet nicht nur in den Filialen Sorgen. In der kommenden Woche legen die Online-Häuser Comdirect und Deutsche Direktanlage Bank Zahlen vor. Dann droht neues Ungemach.

ro, dr

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