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Wirtschaft: Commerzbank streicht weitere 3100 Arbeitsplätze

In drei Jahren 7400 Stellen weg/Hauptverwaltung in Frankfurt am stärksten betroffen/Sparziel von knapp 700 Millionen Euro

Frankfurt (Main) (nw/HB). Die Commerzbank will mit einem erneuten Kostensenkungsprogramm und dem Abbau weiterer 3100 Stellen wieder aus der Verlustzone kommen. Dies teilte die Bank am Montag nach der Sitzung des Aufsichtsrates mit. Bislang war von einem Personalabbau in der Größenordnung von 4300 Beschäftigten die Rede gewesen. CommerzbankVorstandschef Klaus-Peter Müller schloss nicht aus, dass es bei den anstehenden Entlassungen betriebsbedingte Kündigungen geben wird.

Ziel von Müller ist es, die jährlichen Verwaltungskosten bis 2004 auf 4,5 (2002: 5,15) Milliarden Euro zu drücken. Alles in allem schrumpft nun die Belegschaft in Deutschlands viertgrößter Geschäftsbank in weniger als drei Jahren um 7400 Personen. Ende 2001 waren im Konzern noch fast 39 500 Männer und Frauen beschäftigt, Ende nächsten Jahres sollen es nur noch 32 000 sein, kündigte der Vorstand an.

Nachdem in den ersten Sparanläufen vor allem die Filialen bluten mussten, trifft es nun die Zentrale. Hier kommt es zum Abbau von weiteren 1500 Stellen. Bei ausländischen Filialen und Töchtern stehen zusätzlich 1100 Positionen auf der Streichliste. „Der Abbau weiterer 500 Stellen wird derzeit verhandelt oder ist bereits abgeschlossen, vor allem im Investmentbanking“, erklärte der Vorstand.

Ohne Verkäufe Milliardenverlust

Mit dem neuen Sparprogramm „Kostenoffensive Plus“ sind Kürzungen von 688 Millionen Euro geplant. Das Einsparvolumen verteilt sich zu 381 Millionen auf Personal- und zu 307 Millionen Euro auf Sachkosten. Damit reagiere die Bank auf die schwierigen Rahmenbedingungen im Bankgeschäft, hieß es in einer Mitteilung des Vorstandes.

Oberstes Ziel für Müller ist die Rückkehr in die Gewinnzone, nachdem der Konzern 2002 erstmals seit 20 Jahren Verluste erwirtschaftete. Der Fehlbetrag vor Steuern belief sich auf 372 Millionen Euro. Darin zeigt sich die Schieflage nur unzureichend. Allein der Verkauf der Hypothekentochter Rheinhyp brachte 2002 rund 720 Millionen Euro steuerfrei in die Kasse. Die Veräußerung von 3,9 Prozent an der Credit Lyonnais verbesserte die Bilanz um 386 Millionen Euro.

Müller kommentierte die Einschnitte bei der Belegschaft mit den Worten: „Es trifft uns persönlich sehr, dass wir uns nochmals von vielen Mitarbeitern trennen müssen, denn hinter diesen Zahlen verbergen sich jeweils Einzelschicksale. Aber angesichts der rasanten strukturellen Veränderungen des Bankgeschäfts und des weiteren Rückgangs der Nachfrage nach Bankdienstleistungen bleibt uns keine andere Wahl, um dadurch die übrigen Arbeitsplätze sicherer zu machen.“

Die Commerzbank, die sich nach teuren Ausflügen ins internationale Geschäft zunehmend als Finanzier des Mittelstandes sieht, will diese Sparte noch stärker akzentuieren. Dem deutschen Mittelstand werden zusätzliche Ausleihungen von einer Milliarde Euro angeboten. Zur Expansion sollen auch das mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau vereinbarte zinsverbilligte Globaldarlehen über 500 Millionen Euro und ein ähnliches Programm mit der baden-württembergischen L-Bank über 250 Millionen Euro beitragen.

Wie erwartet bestellte der Aufsichtsrat am Montag zwei neue Vorstände: Nicholas Teller, bisher Regionalvorstand, übernimmt die Verantwortung für das Firmenkundengeschäft von Andreas de Maizère, der sich künftig um Personal und IT kümmert. Chefstratege Eric Strutz wird neuer Finanzvorstand.

Müller nannte die Geschäftsentwicklung im Januar und Februar positiv. Für dieses Jahr hatte Müller Anfang Februar ein positives Ergebnis prognostiziert. Analysten reagierten verhalten auf das Sparprogramm. Wegen der vielen Unsicherheitsfaktoren sei es sehr schwierig, aus der Verlustzone herauszukommen. Die Aktie der Bank verlor 6,06 Prozent auf 6,20 Euro.

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