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Wirtschaft: Commerzbank will die Berliner Bank

Lob der Aktionäre / Geldwäsche-Verfahren gegen Bank-Chef Müller eingestellt

Frankfurt am Main – Die Commerzbank hat ihre Ambitionen auf die Berliner Bank nicht aufgegeben. „Wir haben unser Interesse angemeldet“, sagte Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller auf der Hauptversammlung am Mittwoch in Frankfurt am Main. Bis Ende Mai soll feststehen, ob die Commerzbank in den engeren Kreis der Bieter aufgenommen wird, mit dem die Bankgesellschaft Berlin verhandeln will.

Die Commerzbank schaue sich jede Option genau an, sagte Müller. „Wir kümmern uns um alle Dinge intensiv, die uns weiterhelfen können.“ Das gelte auch für die Expansion im Ausland, vor allem in Ost- und Mitteleuropa, die Müller erneut als die wichtigsten Auslandsmärkte für sein Haus bezeichnete. Aktionärsvertreter äußerten sich außergewöhnlich lobend über den Kurs der Bank. Sie sei die Bank des Jahres 2005.

Prinzipiell fühlt sich die Commerzbank nach einem guten Geschäftsjahr 2005 und einem noch besseren ersten Quartal 2006 – der Gewinn verdoppelte sich nahezu auf 740 Millionen Euro – wieder stark genug, sowohl aus eigener Kraft als auch durch Zukäufe zu expandieren. Klar ist für Müller allerdings, dass die Bank dabei keine überhöhten Preise zahlen wird. Für das laufende Jahr strebt die Commerzbank eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von mehr als zehn Prozent an, bis 2010 hat Müller 15 Prozent im Auge.

Aktionärsvertreter lobten das Management der Bank ausdrücklich mit Blick auf die Trendwende bei Erträgen und Ergebnis. „Aus dem Übernahmekandidaten von einst ist ein Player geworden, dem man Übernahmen zutraut“, sagte Carsten Heise von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Beweis sei der Kauf der Eurohypo, der größten deutschen Hypothekenbank.

Den Kauf der Eurohypo im vergangenen Jahr für rund 4,5 Milliarden Euro bezeichnete Müller als richtige und eine der wichtigsten Entscheidungen in der 136-jährigen Geschichte der Bank. Die Integration verlaufe nach Plan. Ab 2008 rechnet die Commerzbank mit Synergien in Höhe von 142 Millionen Euro pro Jahr. Die Eurohypo bleibe in der Bank eine rechtlich selbstständige Einheit mit eigener Marke.

Unterdessen hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft den Commerzbank-Chef von einer Last befreit: Bereits vor einer Woche hat sie das seit rund zehn Monaten laufende Ermittlungsverfahren gegen Müller wegen des Verdachts auf Geldwäsche eingestellt. Die Ermittlungen hätten keinen hinreichenden Nachweis für eine vorsätzliche oder leichtfertig begangene Geldwäsche ergeben, sagte Doris Möller-Scheu, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Allerdings wird weiter gegen elf Personen ermittelt, darunter dem Vernehmen nach das ehemalige Vorstandsmitglied Andreas de Maizière und andere frühere Mitarbeiter der Bank. De Maizière hatte die Bank im Sommer 2005 wegen der Vorgänge verlassen müssen.

Dabei geht es um angebliche Zahlungen im Zusammenhang mit der Privatisierung russischer Telekommunikationsfirmen in den 90er Jahren. Möglicherweise war dabei Geldwäsche unter Einschaltung einer Tochtergesellschaft der Bank in Luxemburg und Untreue im Spiel. Müller war von 1996 bis 1999 für das Russland-Geschäft der Bank zuständig, danach war die Aufgabe an de Maizière übergegangen.

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