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Wirtschaft: Computer-Boom lässt Händler hoffen

Absatz von Laptops und PCs steigt /Chiplieferant Intel an der Kapazitätsgrenze/ Margen unter Druck

Berlin - Die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Laptops und PCs bringt große Zulieferer wie den Chiphersteller Intel in Schwierigkeiten – und macht dem Einzelhandel Hoffnung auf ein gutes Weihnachtsgeschäft.

Intel, der weltgrößte Chipkonzern, räumte am Mittwoch ein, die Nachfrage nach Mikroprozessoren übersteige die Fertigungskapazitäten der Fabriken. Lieferprobleme gebe es vor allem bei so genannten Chipsets – einer Zusammenstellung verschiedener Chips, die in preiswerten PCs eingebaut werden. „Bis Ende des Jahres werden wir das Problem gelöst haben“, sagte Intel-Deutschlandchef Hannes Schwaderer dem Tagesspiegel. So sollen zwei US-Fabriken aufgerüstet und freie Kapazitäten genutzt werden. Da Intels Umsatzprognose für das vierte Quartal anders ausfiel, als Analysten erwartet hatten, sorgte der Konzern am Mittwoch gleichwohl für einen Kurssturz an der Börse (siehe nebenstehenden Artikel). Für das vierte Quartal sagte Schwaderer weiteres Wachstum voraus. „Wir erwarten ein lebhaftes Weihnachtsgeschäft.“ Besonders erfolgreich sei Intel beim Absatz von Notebook-Prozessoren. „Wir verkaufen nirgendwo so viele wie in Deutschland“, sagte Schwaderer.

Intel profitiert dabei von insgesamt deutlich gestiegenen Stückzahlen verkaufter PCs, über die auch die Marktforscher von Gartner und IDC berichten. So stieg der weltweite PC-Verkauf im dritten Quartal laut Gartner im Vorjahresvergleich um 17,2 Prozent auf 55 Millionen Geräte. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt IDC. Größter Hersteller ist der US-Konzern Dell, gefolgt von Hewlett-Packard und der chinesischen Lenovo, die das PC-Geschäft von IBM übernommen hat.

Als Gründe für den Nachfrageschub werden aggressive Preisnachlässe, die Attraktivität von Laptops sowie der Ersatzbedarf genannt. „Unsere Händler berichten uns, dass mehr und mehr PC-Käufer in die Läden kommen“, sagte Hannes Schwaderer. Auch Willy Fischel, Geschäftsführer des Bundesverband Technik des Einzelhandels (BVT), erwartet einen „kräftigen Schub“ für das Weihnachtsgeschäft. Dies betreffe die „gesamte PC-Welt“ – also Geräte, Zubehör und Software. Hohe Verkaufszahlen bedeuten für die Händler allerdings noch keine hohe Gewinnmarge. Fischel: „Mit PCs und Laptops wird – wenn überhaupt – nur kleines Geld verdient.“ Das Tempo, mit dem neue Geräte auf den Markt drängten, sei rasant. Händler, die nicht rechtzeitig eingekauft und verkauft hätten, gingen häufig leer aus. „Das Geschäft ist schwieriger geworden“, sagte der BVT-Geschäftsführer. Da die Kunden aber seltener Produkt-Pakete kauften, sei für die Händler das Geschäft mit Peripheriegeräten interessant.

Einen Trend zum „Smart-Shopping“ macht auch Axel Pols, Volkswirt des Branchenverbandes Bitkom, aus: „Was man beim Kauf eines Billig-PCs spart, wird in andere Hardware wie Flatscreens, Sound- und Grafikkarten oder Digitalkameras gesteckt.“ Insgesamt registriert auch der Bitkom einen anhaltenden Boom bei Laptops. Hier würden die Umsätze in Deutschland – bei einem Marktvolumen von 3,9 Milliarden Euro – im Jahr 2005 um zehn Prozent steigen. Allerdings seien gleichzeitig die Umsatzzahlen bei herkömmlichen Desktop-PCs (Marktvolumen: 4,9 Milliarden Euro) rückläufig. Der Bitkom schätzt das Minus auf sechs Prozent. „In der Summe kommt für die PC-Branche deshalb ungefähr ein Nullwachstum heraus“, sagt Pols.

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