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Arbeitslos. HP-Chef Mark Hurd musste wegen falsch abgerechneter Spesen gehen.

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Computerindustrie: Hewlett-Packard ohne Kopf

Der weltgrößte Computerkonzern sucht neuen Chef. Mark Hurd musste wegen falsch abgerechneter Spesen zurücktreten.

Palo Alto - Hewlett-Packard hat es bei der Suche nach einem Nachfolger für den ausgeschiedenen Konzernchef Mark Hurd eilig. Hurd werde so schnell wie möglich ersetzt, sagte die Interimschefin des weltgrößten Computerherstellers, Cathie Lesjak. Sie selbst hat sich als künftige Chefin ausgeschlossen. Der Konzern lässt bislang offen, ob wie mit Hurd und dessen Vorgängerin Carly Fiorina erneut jemand von außen geholt oder die Spitzenposition intern besetzt wird.

Konzernchef Mark Hurd war der Mann, der HP nach einer tiefen Krise wieder auf Kurs gebracht hatte. Ende vergangener Woche musste der 53-jährige Manager wegen falsch abgerechneter Spesen zurücktreten. Die Frau, die den Fall mit ihren Vorwürfen ins Rollen brachte, ist nun an die Öffentlichkeit gegangen.

„Ich war überrascht und betrübt, dass Mark Hurd deswegen seinen Job verloren hat“, ließ Jodie Fisher am Sonntag über ihre Rechtsanwältin verbreiten. „Das war nie meine Absicht.“ Ende Juni hatte sie sich bei HP beschwert, Hurd habe sie sexuell belästigt, als sie für das Unternehmen tätig war. Es folgte eine firmeninterne Untersuchung, die Hurd zwar von dem schweren Vorwurf entlastete – aber dafür falsche Abrechnungen ans Tageslicht brachte. „Mark und ich hatten nie eine Affäre oder eine intime sexuelle Beziehung“, stellte Fisher nun klar.

Die 50-Jährige hat eine abwechslungsreiche Karriere hinter sich. Nach Angaben ihrer Anwältin war sie Vizechefin einer Immobilienfirma, hat für den Drogenausschuss des US-Kongresses gearbeitet, war im Vertrieb eines Weltunternehmens tätig und wirkte in den 1990er Jahren auch in einigen Filmen mit, die Jugendliche sich nicht anschauen dürfen. Zuletzt hatte Fisher eine kleine Rolle in einer Fortsetzung von „Easy Rider“. HP-Chef Hurd hatte sie 2007 persönlich als externe Beraterin engagiert. Er soll Fisher öfter zum Abendessen eingeladen haben. Bei der Abrechnung der Spesen habe er sie jedoch verschwiegen, berichteten US-Medien.

Hurd genoss bei Investoren hohes Ansehen, da er seit seinem Amtsantritt 2005 den Firmenwert auf gut 100 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln konnte. Angesichts der Größe von HP stellt vor allem das Erkennen von Wachstumschancen eine große Herausforderung für den Nachfolger dar. HP kämpft mit seinen mehr als 300 000 Beschäftigten schon jetzt an vielen Fronten gleichzeitig. Derzeit gilt IBM als wichtigster Konkurrent von HP, da beide an die größten Konzerne der Welt Hardware, Software und Dienstleistungen verkaufen. Daher wurden bereits mehrere IBM-Manager als mögliche Nachfolger genannt – unter anderem Software- Chef Steve Mills. Aber auch Manager des Netzwerkausrüsters Cisco und des Computerherstellers Apple gelten als aussichtsreiche Kandidaten. „Es wird jemand gebraucht, der das große Ganze im Blick hat und weiß, wie diese ganzen Teile zusammenpassen“, sagt Analyst Michael Holt von Morningstar. „Das ist genau das, was Hurd ausgemacht hat.“ dpa/rtr

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