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Wirtschaft: Connex: Privater Eisenbahnbetreiber will in Fernverkehr einsteigen

Der private Eisenbahn-Betreiber Connex will alle Interregio-Züge von der Deutschen Bahn AG übernehmen und damit in den Fernverkehr auf der Schiene einsteigen. Bereits ab Ende 2002 sei dies möglich, sagte Connex-Chef Jean-Michel Herrewyn am Mittwoch in Berlin.

Der private Eisenbahn-Betreiber Connex will alle Interregio-Züge von der Deutschen Bahn AG übernehmen und damit in den Fernverkehr auf der Schiene einsteigen. Bereits ab Ende 2002 sei dies möglich, sagte Connex-Chef Jean-Michel Herrewyn am Mittwoch in Berlin. "Dazu benötigen wir aber Zuschüsse vom Bund, den Ländern oder der Bahn", forderte er. Ein entsprechendes Angebot über die Interregio-Übernahme habe Connex, eine Tochterfirma des französischen Mischkonzerns Vivendi, gestern Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig (SPD), Bahnchef Hartmut Mehdorn und den Bundesländern unterbreitet. Den Bahn-Kunden könne man geringere Preise und einen höheren Komfort bieten, kündigte Herrewyn an. Verkehrsminister Bodewig reagierte zurückhaltend auf den Vorstoß. Die Sanierung der Bahn habe für ihn Priorität, sagte er. Der Bahn-Vorstandsvorsitzende Mehdorn erklärte, die Bahn denke gar nicht daran, Züge abzugeben. "Wir sind gerade dabei, das Angebot zu optimieren, um ein vernetztes Verkehrsangebot in der gesamten Fläche sicher zu stellen und nicht nur auf ein paar Strecken." Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßte das Vorhaben von Connex. Ein breiteres Angebot auf der Schiene sei wünschenswert, sagte der Verbandsvorsitzende Karl-Peter Naumann.

Zum Fahrplanwechsel im Juni hatte die Deutsche Bahn acht Interregio-Verbindungen wegen mangelnder Rentabilität aufgegeben und die Prüfung weiterer Strecken angekündigt. Ein größeres Angebot im Nahverkehr sollte das ausgedünnte Angebot ausgleichen. Andere Anbieter von Fernverkehrs-Zuverbindungen als die Deutsche Bahn gibt es bislang nicht. Connex, der wichtigste Bahn-Konkurrent mit einem Marktanteil von etwa zwei Prozent, hatte daraufhin sein Interesse an den Interregios angekündigt. Weil die Verhandlungen mit den Bundesländern über Zuschüsse aber ins Stocken geraten seien, sei das Unternehmen "gezwungen" gewesen, an die Öffentlichkeit zu gehen, sagte Connex-Geschäftsführer Hans Leister. "Wenn jemand sich der Sanierung annimmt, muss man auch über einen gewissen finanziellen Ausgleich sprechen", sagte Leister. In welcher Höhe sich Connex oder die Muttergesellschaft Vivendi im Fernverkehr engagieren wollen, mochte das Unternehmen nicht mitteilen.

Sollte Connex den Zuschlag bekommen, will es das Zugangebot ausweiten. Möglich sei auch, die im Juni von der Bahn eingestellten Verbindungen wieder zu fahren. Dazu will Connex das nötige Personal, Lokomotiven und Waggons von dem Staatsunternehmen Bahn übernehmen. Die neuen Züge sollen unter dem Markennamen Interconnex (ICX) fahren, an mehr Bahnhöfen als bislang halten und Tourismus-Regionen sowie vom Bahn-Fernverkehr ausgenommene Städte anfahren. Die Preise sollen mehr als 50 Prozent unter den Bahn-Tarifen liegen, Vorausbuchungen wie im neuen Bahn-Preissystem seien nicht nötig. Wirtschaftlich werden soll der ICX mit "neuen Marketingkonzepten, Kostensenkungen und einem einfachen Preissystem ohne Rabatte", erklärte Connex-Chef Herrewyn. Allerdings besitze man "keine Zauberformel", um die Interregios wieder profitabel zu machen. Mittelfristig will der Eisenbahn-Betreiber neue Fahrzeuge anschaffen. Zuvor könnten die Züge in den Bahn-Werkstätten gewartet werden. Dadurch könnten auch bislang von Streichungen bedrohte Arbeitsplätze bei Fahrzeug-Instandhaltungswerken der Bahn "wenigstens teilweise erhalten" bleiben.

Im Streit um die Schließung von Bahn-Ausbesserungswerken will die Deutsche Bahn nun die Zukunft der Standorte Delitzsch und Leipzig-Engelsdorf weiter prüfen. Die Schließungspläne seien bis Anfang Oktober ausgesetzt, sagte Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) am Mittwoch in Delitzsch, wo 1000 Menschen gegen die Schließung protestierten.

brö

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