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Wirtschaft: Cooler Service für durstige Büroarbeiter

Das Berliner Jungunternehmen Protec vermarktet ein filmreifes Produkt: WasserspenderVON HENRIK MORTSIEFERMan kennt sie aus amerikanischen Polizeifilmen: Mannshohe Wasserspender auf den Fluren des Präsidiums, an denen gestreßte Kommissare lehnen und Erfrischung suchen."Warum gibt es die praktischen Maschinen eigentlich nicht bei uns", fragte sich Lothar Lappöhn und packte 1996 die Gelegenheit beim Schopfe.

Das Berliner Jungunternehmen Protec vermarktet ein filmreifes Produkt: WasserspenderVON HENRIK MORTSIEFERMan kennt sie aus amerikanischen Polizeifilmen: Mannshohe Wasserspender auf den Fluren des Präsidiums, an denen gestreßte Kommissare lehnen und Erfrischung suchen."Warum gibt es die praktischen Maschinen eigentlich nicht bei uns", fragte sich Lothar Lappöhn und packte 1996 die Gelegenheit beim Schopfe.Der Berliner setzte sich mit seinem Freund Manfred Burkart zusammen, der damals den ersten Wasserbetten-Laden Berlins führte und Know-how in Sachen H20-Vermarktung mitbrachte.Nach drei Monaten Bedenkzeit machten die beiden ernst: Lappöhn kündigte seinen Angestellten-Job bei einem internationalen Konzern, und Burkart verkaufte sein Betten-Geschäft."Wir wollten es professionell und 100prozentig angehen", erinnert sich Lappöhn.In der Konzern-Hierarchie habe er keine Perspektive für sich gesehen.Und: "In einem Großunternehmen braucht eine gute Idee ein Jahr bis zur Verwirklichung - wir machen es am nächsten Tag." In den Geschäftsräumen des "Protec Cooler-Service" ist zu sehen, was Lappöhn und Burkart inzwischen auf die Beine gestellt haben.Water-Cooler aller Größen, Formen und Farben stehen gedrängt auf dem Flur.Vom einfachen Standardmodell bis zur chromglänzenden Sonderanfertigung - für jede Nachfrage hat Protec inzwischen ein Angebot.Die Wasser-Spender können gemietet, gekauft oder im Rahmen von Service-Verträgen kostenfrei genutzt werden.25 Geräte und 10 Sorten Mineralwasser haben die Gründer getestet, bevor sie sich für feste Lieferanten entschieden.Heute fertigen ein amerikanischer und ein englischer Hersteller für Protec die Serienprodukte, ein deutscher Spezialanbieter produziert die "Design-Cooler", das Wasser kommt bislang aus Dänemark.In Berlin zählt Protec 500 prominente Stellplätze - unter anderem in Filialen der Deutschen Bank, der Post AG, bei BMW, Volkswagen und Porsche, dem TV-Sender Sat 1 und in einigen Hotels. Für jeden Standort berappt Lappöhn Investitionen von rund 1000 DM."Nach etwa acht Monaten verdienen wir an einer Maschine." Zu Buche schlagen Lappöhn zufolge vor allem die "Overhead-Kosten" für Wartung und Personal.Derzeit besucht ein einziger Kundenbetreuer 20 bis 25 Watercooler-Kunden am Tag.Die Protec-Mannschaft von insgesamt vier Mitarbeitern und einer Auszubildenden soll so bald wie möglich erweitert werden - vor allem im Verkauf. Für den Kunden, der den Water-Cooler mietet, zahlt sich die Zapfanlage bei einem Tagesverbrauch von mehr als vier Litern aus.Mit 1,20 bis 2 DM pro Liter sei Protec billiger als ein herkömmlicher Getränkeservice, der die Erfrischungen in Flaschen oder Dosen liefert.Der Kaufpreis für die Spender beläuft sich auf durchschnittlich 1300 DM, Design- und Sonder-Modelle kosten mehr. Der Erfolg der Firma "Protec Cooler-Service" stellte sich freilich nicht über Nacht ein.Bevor Lappöhn die Neugier der Bankberater geweckt und das nötige Gründungskapital gesammelt hatte, bedurfte es einiger - unkonventioneller - Überzeugungsarbeit.Zum Erstaunen der Gründer, die geglaubt hatten, das Produkt spreche für sich selbst."Nach unserem ersten Gespräch wußte der Banker nichts mit uns anzufangen", so Lappöhn.Auch ein perfekt ausgearbeitetes Unternehmenskonzept half nicht weiter."Wir sind nicht verstanden worden." Lappöhn wechselte die Bank und nahm die Sache buchstäblich selber in die Hand: Mit einem Watercooler unter dem Arm stellte er sich in der Filiale des neuen Geldinstitutes vor.Das Personal zeigte sich begeistert von der Bewirtung - die Kreditberater eingeschlossen.Lappöhn erhielt die begehrte Anschubfinanzierung, und mit Unterstützung aus dem KfW-Förderprogramm konnte Protec an den Start gehen."Man macht Geschäfte immer mit Menschen, nie mit Institutionen", so die Schlußfolgerug des Jungunternehmers. In die Zukunft blickt Lappöhn unverhohlen optimistisch: "Bei der Wasserversorgung sind höhere Gewinnspannen als beim Erdöl drin." 1998 will das Berliner Unternehmen bei einem Mindestumsatz von einer Mill.DM erstmals Gewinne machen, "wenn alles gut geht".Zuversichtlich stimmt Lappöhn das geplante Engagement des Softdrink-Riesen Coca Cola im Wasserspender-Markt."Die wollen das groß aufziehen und werden uns damit den deutschen Markt öffnen."

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