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CREMES FÜR MÄNNER Mogelpackungen sind die Regel: Pflege light

Weniger Fett, knappere Werbebotschaften – die getesteten Spezialprodukte unterscheiden sich deutlich von denen für Frauen

Wir kennen die alten Sagen der Väter: Ein Mann, zäh wie Leder, braucht nur Wasser, Seife, höchstens noch einen Spritzer Rasierwasser auf die Haut. Das hatte allerdings wenig mit dermatologischem Heldentum zu tun. Heimlich griffen die Herren sicher auch mal zur Tinktur der Ehefrau, um akute Spannungen im Gesicht zu lindern – mangels Alternative: Hautcremes, die speziell auf die dickere Haut der Männer abgestimmt sind, sind hier erst seit wenigen Jahren auf dem Markt. Heute nutzt jeder achte Mann in Deutschland regelmäßig so eine Creme, in Japan, Frankreich und England sind schon deutlich mehr Männer geschmeidig unterwegs.

Die Stiftung Warentest hat 15 Hautcremes von 30 Männern zwei Wochen lang ausprobieren lassen und am Ende insgesamt sechs für „gut“ befunden: Die Produkte von Florena, Nivea, Boss, L’Oréal, Shiseido und Lancôme. Eine der drei teuersten Cremes im Test, die von Clarins, erreichte nur ein „ausreichend“. Sie spendete den Testern zufolge zu wenig Feuchtigkeit.

Die meisten Cremes versprechen „Revitalisierung“ müder Männerhaut, „Belebung“ und „Erfrischung“. Was auch immer das alles bedeuten mag – es geht vor allem um Feuchtigkeit, weshalb diese Wirkung mit 50 Prozent auch am stärksten gewichtet wurde: Cremes für Männer unterscheiden sich von denen für Frauen vor allem durch die Parfümierung und den Fettgehalt. Männerhaut braucht im Allgemeinen weniger Fett, Männercremes sind im Prinzip also magere Feuchtigkeitscremes.

Die männliche Oberhaut, die Epidermis, ist etwa 20 Prozent dicker als Frauenhaut. Männer verfügen über mehr rückfettende Talgdrüsen, was den Fett-Feuchtigkeits-Mantel stabiler hält. Männerhaut reagiert weniger empfindlich auf Tast-, Temperatur- und Schmerzeinwirkung. Auch das männliche Bindegewebe ist meist stärker ausgeprägt und widerstandsfähiger.

Rauigkeit, Schlaffheit, Pickel und Glanz bereiten aber auch Männern Kummer. Grundsätzlich gilt: Wer eher zu Pickeln neigt, sollte die Haut gründlich reinigen und eine magere Creme auftragen. Wer extrem trockene Haut hat, kann im Zweifel auch eine Allzweck- oder Babycreme verwenden. Allerdings sollte sich der treue Mann nicht auf ewig an eine Creme binden: Der Hautzustand ändert sich von Zeit zu Zeit.

Die teuersten Cremes schnitten im Test nicht automatisch am besten ab, der Preis sagt nichts über die getestete Qualität aus. Die Spanne reicht von 60 Cent umgerechnet auf zehn Milliliter (dm/Balea und Rossmann/Cerrus) bis 13 Euro (Shiseido). Alle Tuben, abgesehen vom Test-Verlierer Clarins, wurden von den Testern als „Mogelpackung“ deklariert. Gemäß Paragraf 7 des Eichgesetzes müssen Fertigpackungen nämlich so gestaltet und befüllt sein, dass sie keine größere Füllmenge vortäuschen, als in ihnen enthalten ist. Besonders ärgerlich, wenn dann noch nicht mal der gesamte Inhalt rauszupressen ist: Bei der Tube von Biotherm (41 Euro) bleiben fast 15 Prozent der Creme im Spender zurück, was sechs Euro des Kaufpreises entspricht.

Die testenden Männer äußerten sich rundum zufrieden mit allen Cremes in Hinblick auf Konsistenz, Verteilbarkeit und die Schnelligkeit, mit der sie in die Haut einziehen. Auch klagte niemand über klebrige Rückstände. Die Testsieger von Florena und Nivea wurden allerdings noch einen Tick besser als die Konkurrenz empfunden. Auch lösten die Cremes bei keinem Test-Mann unliebsame Hautreaktionen aus. Auf allen Packungen sind die wichtigsten Inhaltsstoffe angegeben. Allergiker sollten allerdings der englischen Sprache mächtig sein – oder zur Creme von Lavera greifen, die die Stoffe auch auf Deutsch angibt. Drei Pflegemittel (Boss, Avon und The Body Shop) versprechen zusätzlich auch Sonnenschutz – und halten den versprochenen Lichtschutzfaktor 15 auch durchweg ein.

Marktforscher fanden heraus, dass Männer Packungen mit weitschweifigen Versprechen stärker ablehnen als die meisten Frauen. Männer stehen auf klare Ansagen: „Fettet nicht, zieht schnell ein“. Das haben die meisten Hersteller berücksichtigt. Doch hätten sie dafür die Marktforschung bemühen müssen? Klare, zackige Ansagen: Die wussten doch auch schon viele Großväter zu schätzen.

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