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Wirtschaft: Dachfonds: Vermögensverwaltung für Kleinanleger

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Im Schnitt kommt jeden Werktag ein neuer Fonds auf den Markt. Mehr als 4000 verschiedene Produkte sind in Deutschland mittlerweile zugelassen.

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Im Schnitt kommt jeden Werktag ein neuer Fonds auf den Markt. Mehr als 4000 verschiedene Produkte sind in Deutschland mittlerweile zugelassen. Aber welcher Fonds bringt in Zukunft eine ordentliche Performance? An welchen Märkten ist ein Investment sinnvoll? Welche Mischung streut das Risiko am besten? Angesichts der großen Auswahl haben sich viele Anleger inzwischen für Dachfonds, die selbst in mehrere Fonds investieren, entschieden: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres flossen knapp 19 Milliarden Mark in diese Fondsart, die erst seit April 1998 in Deutschland zugelassen ist. Damit stieg das von deutschen Dachfonds verwaltete Geld von Januar bis Juni um 172 Prozent auf 31 Milliarden Mark.

Die stärkere Risikostreuung der Dachfonds hat ihren Preis: Sucht sich der Fondsmanager im Markt die besten Fonds heraus und investiert somit nicht ausschließlich in Produkte aus dem eigenen Haus, dann fallen doppelt Gebühren an: Jene Ausgabeaufschläge und Verwaltungsgebühren, die der Manager beim Kauf der Fonds bezahlen muss und jene, die beim Kauf des Dachfonds selbst fällig werden. Erwirbt der Manager nur konzerneigene Fonds - was mehrheitlich der Fall ist -, ist aber natürlich nicht gewährleistet, dass die Marktbesten ausgewählt werden. Investiert ein Dachfonds stark in Rentenpapiere, ist zudem zu berücksichtigen, dass die Zinserträge steuerpflichtig sind. Auch die Dividenden müssen versteuert werden.

Marktführer bei den Dachfonds ist die Fondsgesellschaft der Sparkassen, die Deka. Von insgesamt 31 Milliarden Mark, so die Deka, steckten Ende Juni über 70 Prozent in Dachfonds der Sparkassen-Tochter. Laut Deka-Sprecher Frank Weber sind Dachfonds bei allen Sparkassen "ein Anlageschwerpunkt". Für reges Kundeninteresse habe, vor allem in den letzten Monaten, auch die Rentendiskussion gesorgt. Gerade für die Zukunfts- und Altersvorsorge, "also einen Anlagehorizont mit zweistelliger Jahreszahl" seien Dachfonds geeignet, so Weber. Der Anleger erhalte eine "strukturierte Geldanlage, die er nicht immer wieder selbst dem Markt und den eigenen Wünschen anpassen muss".

Banken verkaufen Dachfonds auch gerne, so geben Kritiker zu bedenken, weil sie ihnen die Möglichkeit bieten, den Gewinn aus der fondsgebundenen Vermögensverwaltung erheblich zu steigern. Der Grund: Kauf- und Verkaufsorders müssen nicht für jeden Kunden einzeln durchgeführt werden. Bei gleichen Verwaltungskosten seien die Gewinnmargen also höher, räumt auch Deka-Sprecher Weber ein. Bei fast allen Dachfonds können Anleger zwischen mehreren Varianten wählen, die sich nach der Höhe ihres Aktienanteils unterscheiden und daher unterschiedliche Risiken und Chancen aufweisen. Beim DekaStruktur heißen sie "Ertrag" (höchstens 25 Prozent Aktienfonds), "Wachstum" (höchstens 40 Prozent), "Chance" (bis 80 Prozent) und neuerdings auch "Chance Plus" (ausschließlich Aktienfonds). Die DWS, Fondstochter der Deutschen Bank, nennt ihre drei Varianten DWS PlusInvest Einkommen (maximal 30 Prozent Aktienanteil), Balance (maximal 60) und Wachstum (mindestens 50); das Bankhaus Oppenheim spricht vom Oppenheim Lux Ten Balance, Classic und Spezial.

Die Performance des letzten Jahres zeigt nicht nur, dass Dachfonds mit höherem Aktienanteil zwar ein höheres Risiko, aber auch eine höhere Wertsteigerung bringen, sondern auch, dass der Kunde vor der Anlage vergleichen sollte. Denn selbst die sehr breit gestreute Anlage führt zu erheblichen Rendite-Unterschieden. Von Juni 1999 bis Juni 2000 erwirtschaftete der rentenlastige DekaStruktur Ertrag 7,65 Prozent, der Teilfonds Wachstum 13,6 und der DekaStruktur Wachstum 24,3 Prozent. Bescheiden sieht die Rendite mit 3,3 (Ertrag), 3,4 (Wachstum) bzw. 3,7 Prozent (Chance) im bisherigen Jahresverlauf (bis Ende Juli) aus. Die drei Varianten der DWS schafften in einem Jahr 7,5 (Einkommen), 17,5 (Balance) und gut 43 Prozent (Wachstum), von Januar bis Juli waren es 2,5 bzw. 1,1 und 7,9 Prozent.

Während die Deka ausschließlich in hauseigene Produkte bzw. Fonds von Partnergesellschaften investiert, hat die DWS unter dem Namen "BestSelect" drei Dachfonds auf den Markt gebracht, die auch in konzernfremde Produkte investieren: der BestSelect Global in die aktuell besten internationalen Länderfonds, der BestSelect Branchen in die jeweils besten Sektorenfonds (aktuell vor allem aus den Branchen Technologie und Pharma) und der BestSelect Balance etwa je zur Hälfte in die besten Renten- und Aktienfonds. Bei der Auswahl der Fonds, so DWS-Sprecherin Simone Gumb, werde man von der unabhängigen Münchner Rating-Agentur Südprojekt beraten. Ausschlaggebend sei neben der Wertentwicklung auch eine nicht zu hohe Schwankungsbreite des Fonds.

Die Wertentwicklung der Bestenfonds-Mischung liegt allerdings nur teilweise über dem Durchschnitt: Während der Branchen-Dachfonds im bisherigen Jahresverlauf (Ende Juli) 8,1 Prozent schaffte, waren es beim Länder-Fonds nur 3,7 Prozent. Gleichzeitig sind die Kosten deutlich höher, da jeder Fremdfonds natürlich eigene Ausgabeaufschläge berechnet. Die Deka hingegen bleibt bei der Beschränkung auf hauseigene Produkte. "Bei fremden Fondsgesellschaften haben wir zu wenig Einblick, da fehlt es an Transparenz", so Deka-Sprecher Weber. Dafür fielen auch keine zusätzlichen Verwaltungsgebühren, sondern nur eine Vertriebsprovision an, der Ausgabeaufschlag liege bei zwei Prozent. Bei der DWS sind es drei bis vier Prozent.

Veronika Csizi

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