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Wirtschaft: Daimler-Chrysler AG: Lieferanten lassen sich die Daumenschrauben nicht gefallen

Die Daimler-Chrysler AG scheint von ihrem harten Kurs gegenüber ihren Zulieferern langsam Abstand zu nehmen. Mit seinem Preisdiktat war der deutsch-amerikanischen Autohersteller bei etlichen Partnern auf starken Widerstand gestoßen.

Die Daimler-Chrysler AG scheint von ihrem harten Kurs gegenüber ihren Zulieferern langsam Abstand zu nehmen. Mit seinem Preisdiktat war der deutsch-amerikanischen Autohersteller bei etlichen Partnern auf starken Widerstand gestoßen. Anfang Dezember hatte Chrysler seinen 175 Zulieferern mitgeteilt, die Kosten für Autoteile in Zukunft um pauschal fünf Prozent kürzen zu wollen. Mehrere Allein-Zulieferer hätten daraufhin ihre Lieferungen an Chrysler suspendiert, sagt Neil De Koker, Direktor des Branchenverbands Original Equipment Suppliers Association. Daraufhin hätten Diskussionen auf oberster Managementebene stattgefunden, die es den Firmen immerhin ermöglicht hätten, etwas bessere Preise auszuhandeln.

Doch der Ärger ist noch nicht vorbei. Am vergangenen Dienstag erklärte Vorstandschef Joe Magliochetti vom Achsenlieferanten Dana bei einer Veranstaltung in Detroit, an der auch Daimler-Chrysler Vorstandschef Jürgen Schrempp teilnahm, unverblümt, er könne der Forderung nicht nachkommen. Außer dem Zulieferanten Dana gaben unterdessen auch Federal-Mogul, Cummins und Arvin-Meritors zu Protokoll, dass eine Preissenkung von fünf Prozent bei den zurzeit dünnen Gewinnmargen der Zulieferer überhaupt "nicht drin" sei. "Wir, die Autoindustrie, sitzen doch alle im gleichen Boot. Auch wir müssen unseren Aktionären gegenüber Rechenschaft leisten, wenn die Kurse fallen", unterstrich Arvin-Meritors Firmensprecher Sam Locricchio.

Dana-Chef Magliochetti erklärte sich dazu bereit, mit Chrysler nach Auswegenaus der Kostenkrise zu suchen. Arvin-Meritors Vizevorsitzender Bill Hunt sprach am Freitag von "bilateralen Verhandlungen". Bei Chrysler freilich will das Wort Verhandlungen niemand in den Mund nehmen. "Wir verhandeln nicht", beteuert Sprecher John Ferry. "Wir lassen die Zulieferer wissen, was wir tun und warum. Das gibt ihnen ein besseres Verständnis für unser Problem". Der harte Konkurrenzkampf im Geländewagensegment und die hohen Rabatte bezeichnete Ferry als die Hauptursachen für die Verschlechterung der Finanzlage im Hause Chrysler. Der Bereichsleiter für Beschaffung, Peter Rosenfeld, umschreibt Chryslers Vorgehen mit "Zuhör-Taktik". Rosenfeld und seine Mitarbeiter haben in den letzten Wochen mit fast allen 175 Zulieferern Sitzungen abgehalten. Allerdings ist stark anzunehmen, dass die Zulieferer im Rahmen dieser Arbeitssitzungen nicht nur zuhören, sondern auch ihre Argumente vorgebringen.

Die Tatsache, dass Chrysler mit den Zulieferen redet, wertet De Kokers bereits als Zeichen eines Rückzugs von Daimler-Chrysler. "Die Forderung der Preissenkung war ein Fehler. Es war gegenüber den Zulieferern, die mit sehr geringen Margen arbeiten, auch unfair. Das hat man offenbar jetzt eingesehen", erklärt De Koker. Den Eindruck, dass Chrysler jetzt Preisverhandlungen führe, habe er allerdings nicht.

Nach fünf Milliarden Dollar Gewinn 1999 und über zwei Milliarden Dollar in der ersten Jahreshälfte 2000 hat die US-Sparte von Daimler-Chrysler im dritten Quartal 512 Millionen Dollar Verlust gemacht und erwartet im vierten Quartal ein Minus von 1,25 Milliarden Dollar. Nach Schätzung von Daimler-Chryslerkönnten mit der Preissenkung von fünf Prozent im ersten Anlauf zwei Milliarden Dollar gespart werden.

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