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Wirtschaft: Daimler-Chrysler gibt EADS-Paket ab

Investorenkonsortium zahlt 1,5 Milliarden Euro / Autokonzern behält Stimmrechte / Regierung begrüßt neue Beteiligungsstruktur

Berlin - Nach monatelangem Ringen hat Daimler-Chrysler 7,5 Prozent seiner Aktien am Airbus-Mutterkonzern EADS an ein Investorenkonsortium verkauft. Für 1,5 Milliarden Euro erwarben mehrere Bundesländer sowie private und öffentliche Banken ein Drittel des insgesamt 22,5 Prozent umfassenden Anteils des Autoherstellers an dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern (siehe Kasten). Daimler-Chrysler behält aber weiter die Stimmrechte.

Die Bundesregierung begrüßte die Beteiligungsaufteilung als ordnungs- und industriepolitisch vernünftig. Das Engagement von privater und öffentlicher Seite sei Ausdruck des Vertrauens in EADS und Airbus, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Freitag in Berlin. „Mit der ausgehandelten Konstruktion ist es uns gleichzeitig gelungen, die deutsch-französische Balance im Stimmrechtsverhältnis zu wahren.“ Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) bezeichnete die Übernahme als Baustein zur Sicherung deutscher Standorte. „Damit kehrt wieder Stabilität ein“, sagte Tiefensee beim Besuch des Bremer Airbus-Werks.

Vor dem Verkauf hatte es Sorgen gegeben, der französische Einfluss bei EADS könne zu Lasten des deutschen steigen. Der Autobauer erklärte dazu: „Mit der Transaktionsstruktur unterstreicht Daimler-Chrysler als industrieller Partner und deutscher Hauptaktionär der Gesellschaft seine Verbundenheit zu EADS.“

Als nächste Hürde des in die Krise geratenen EADS-Konzerns gilt der Sparplan „Power 8“, dessen Einzelheiten am 20. Februar bekannt gegeben werden sollen. Unter anderem durch Probleme beim Super-Airbus A380 sind dem Konzern Milliardenverluste entstanden. Am Montag will sich Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) mit Vertretern betroffener Bundesländer treffen, um die Verhandlungsposition abzustimmen.

EADS sieht indes keinen Zusammenhang zwischen dem Aktienverkauf und „Power 8“. „Entscheidend ist, dass Daimler-Chrysler sein Stimmrecht behält“, sagte EADS-Sprecher Michael Hauger dem Tagesspiegel. Das deutsch-französische Gleichgewicht sei nicht betroffen.

Aktionärsvertreter kritisierten den Verkauf der EADS-Anteile als „Augenwischerei“. „Weil es der Bundesregierung nicht gelungen ist, den Einfluss der Franzosen bei EADS zurückzudrängen, muss sich Daimler-Chrysler nun auf eine komplizierte Eigentümerkonstruktion einlassen“, sagte Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger dieser Zeitung. „Das Nachsehen haben die Daimler-Aktionäre.“ Vor allem die Vorzugsdividende in Höhe von 175 Prozent der regulären EADS-Dividende, die die Investoren als Ausgleich für die mittelbare Beteiligung an EADS erhalten, sei problematisch. „Zusammen mit den Wertberichtigungen für den EADS-Anteil wird das auf die Daimler-Aktie durchschlagen“, sagt Kunert. Das Hauptproblem, das Kräfteverhältnis bei EADS neu zu justieren, sei ungelöst. „Das Problem wird nur auf das Jahr 2010 verschoben.“ Die neue Struktur ist bis 1. Juli 2010 vereinbart; dann kann sie unter Wahrung von Vorkaufsrechten aufgelöst werden. Die Regierung will in den drei Jahren einen langfristigen Investor finden.

Anteilsveränderungen bei EADS sind stets ein schwieriges Thema. Die französischen Gewerkschaften fordern ein stärkeres staatliches Engagement. Sowohl Daimler als auch der französische Konzern Lagardère wollten schon länger ihre Anteile verringern, um sich auf andere Bereiche zu konzentrieren. Der Stuttgarter Konzern hatte seine Beteiligung im April 2006 bereits von 30 auf 22,5 Prozent reduziert, Lagardère von 15 auf 7,5 Prozent. Der französische Staat hält 15 Prozent.

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