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Wirtschaft: Daimler-Chrysler kommt nicht in Fahrt

Chrysler Group, Mitsubishi und Euro belasten/Abwertung der EADS-Beteiligung drückt Konzern ins Minus

Berlin (alf). Der DaimlerChrysler-Konzern kommt in diesem Jahr nicht in Schwung. Zwar glaubt die Konzernspitze nach wie vor, in diesem Jahr einen operativen Gewinn von fünf Milliarden Euro aus dem laufenden Geschäft zu erreichen. Die Schwierigkeiten bei der Chrysler Group und bei Mitsubishi sowie Belastungen durch den starken Euro drücken aber auf Absatz und Ergebnis. Hinzu kommt eine Abwertung auf die Beteiligung am europäischen Luftfahrtunternehmen EADS in Höhe von 1,96 Milliarden Euro, die im dritten Quartal das Ergebnis entsprechend belastete.

Finanzvorstand Manfred Gentz sagte einer Telefonkonferenz, durch dei Belastungen werde am Jahresende nach Steuern ein Verlust ausgewiesen. Es sei fraglich, ober der Verlust von 956 Millionen Euro nach den ersten neun Monaten im Schlussquartal aufgeholt werden könne, sagte Gentz.

Die Abschreibung auf die EADS-Anteile war nach den Rechnungslegungsvorschriften von US GAAP notwendig geworden. Auf Grund dieser Maßnahme ergab sich im dritten Quartal ein Konzernverlust von 1,7 Milliarden Euro, ohne Abwertung verdiente Daimler-Chrysler 300 Millionen Euro.

Der Absatz blieb mit 1,1 Millionen Fahrzeugen leicht unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums, der Umsatz sank dagegen zwischen Juli und September um fünf Prozent auf 34,6 Milliarden Euro, was allerdings vor allem mit dem starken Euro zusammenhängt. „Bereinigt um Wechselkurseffekte ergab sich ein Anstieg um drei Prozent“, teilte Daimler-Chrysler bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen mit.

Für das vierte Quartal erwartet der Konzern eine „langsame wirtschaftliche Erholung“. Mit einer spürbaren Belebung von Konsum und Investitionen sei im kommenden Jahr zu rechnen. In 2003 werde die Kernmarke Mercedes-Benz, die im dritten Quartal einen operativen Gewinn von knapp 800 Millionen Euro einfuhr, zwar weniger Autos verkaufen, aber dafür bei Gewinn und Umsatz auf Vorjahreshöhe landen. Gravierend schwieriger ist die Situation bei der Chrysler Group. Nach einem Milliardenverlust im zweiten Quartal kam die US-Sparte im dritten Quartal auf einen Gewinn von knapp 150 Millionen Euro und „setzt weiter alles daran, für das Gesamtjahr 2003 einen leicht positiven operativen Gewinn zu erwirtschaften“. „Auf Grund des Wettbewerbsumfeldes in den USA bestehen jedoch erhebliche Risiken“, räumt der Konzern ein.

Skeptisch äußert sich der Gelsenkirchener Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer über die Perspektiven der Chrysler Group. In einer aktuellen Analyse kommt Dudenhöffer zu dem Schluss, „die Situation von Chrysler im wichtigen US-Markt ist in den letzten neun Monaten schwieriger geworden“. Chrysler könne den Verlust von Marktanteilen nicht stoppen und werde vermutlich in absehbarer Zeit von Toyota vom dritten Platz auf dem US-Markt abgelöst.

Laut Dudenhöffer ist der Marktanteil von Chrysler, der vor fünf Jahren noch bei gut 16 Prozent lag, inzwischen auf 12,8 Prozent gesunken. Obwohl Chrysler inzwischen die höchsten Verkaufsrabatte gewähre, „ist der Verlust der Marktanteile kaum aufzuhalten“, schreibt Dudenhöffer in seiner Analyse. Die Verkaufshilfen von Chrysler seien viermal so hoch wie die Rabatte von Toyota. Spätestens 2005 werde Toyota mehr Marktanteile haben als Chrysler. Schwierig für Daimler-Chrysler sei ferner die schwache Position der japanischen Tochter Mitsubishi, die seit zwei Jahren „den Japaner-Trend in den USA nicht mehr nutzen kann“.

Zum Verlauf des dritten Quartals teilte Daimler-Chrysler weiter mit, dass der operative Gewinn im Geschäftsfeld Nutzfahrzeuge auf 237 (Vorjahr: 115) Millionen Euro gestiegen ist. In dem lange schwächelnden Geschäft mit Lkw und Bussen führen jetzt Effizienz-Programme zu steigendem Absatz. Von günstigeren Finanzierungskosten und höheren Margen profitierte die Sparte Dienstleistungen, die im dritten Quartal 284 Millionen Euro verdiente nach 170 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Bei den „Übrigen Aktivitäten“, die die MTU Aero Engines sowie die Beteiligungen an Mitsubishi und EADS umfassen, gab es einen Quartalsverlust von 143 Millionen Euro. Im Vorjahr gab es hier noch einen Gewinn von 207 Millionen Euro. Die Daimler-Chrysler-Aktie geriet nach den Zahlen unter Druck und schloss bei 31,09 Euro um 2,6 Prozent schwächer.

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