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Wirtschaft: Daimler-Chrysler kommt nicht in Fahrt

In diesem Jahr erwartet Konzernchef Jürgen Schrempp nur eine leichte Verbesserung des Ergebnisses

Stuttgart (alf/HB). Die Aktionäre von DaimlerChrysler müssen sich noch gedulden. „Wir sind noch nicht die Nummer eins im Autogeschäft – das gilt auch für den Aktienkurs“, sagte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp am Donnerstag in Stuttgart. Allerdings geht es bei dem deutsch-amerikanischen Konzern aufwärts. „2003 wurde von Quartal zu Quartal besser“, sagte Finanzvorstand Manfred Gentz bei der Vorstellung der Bilanz. So weist der Konzern für das vierte Quartal 2003 ein operatives Ergebnis von fast 2,4 Milliarden Euro aus, nach vergleichsweise bescheidenen 550 Millionen im entsprechenden Vorjahresquartal. Allerdings verzerrte Ende des vergangenen Jahres der Verkaufserlös der MTU Aero Engines das Ergebnis um gut eine Milliarde Euro. Größte Gewinnstütze war im vergangenen Jahr einmal mehr die Mercedes-Pkw-Sparte (siehe nebenstehender Kasten).

Doch über das gesamte Jahr betrachtet verdiente Daimler-Chrysler deutlich weniger als 2002. Das räumte auch Schrempp ein. „Wir sind in der Tat noch nicht zufrieden“, sagte er. Trotz enormer Fortschritte – vor allem im Nutzfahrzeugbereich, aber auch bei Chrysler – gebe es noch Probleme „bei der operativen Umsetzung“. Vor allem in Asien „sind wir noch nicht dort, wo wir sein wollen“.

Das gilt insbesondere für Mitsubishi Motor, an dem Daimler-Chrysler mit 37 Prozent beteiligt ist. Nach Handelsblatt-Informationen aus Unternehmenskreisen will sich der Aufsichtsrat in einer Sondersitzung noch im April mit der Zukunft des viertgrößten japanischen Autobauers beschäftigen. Daimler-Chrysler-Chef Schrempp ließ gestern einen Ausstieg bei den Japanern offen. „Es ist unsere Aufgabe, unterschiedliche Szenarien zu bewerten“, sagte er. In den kommenden Monaten soll ein neuer Geschäftsplan zur Sanierung ausgearbeitet werde. Er soll Ende April vorgestellt werden und „gewährleisten, das Geschäft von MMC auf eine solide finanzielle Basis zu stellen, die Produktoffensive voranzutreiben und wieder positive Ergebnisse zu ermöglichen“, sagte Schrempp.

Erst wenn dieses Programm vorliegt, werde über frisches Kapital für das japanische Unternehmen entschieden. Zu Berichten in den vergangenen Tagen, wonach Mitsubishi-Chef Rolf Eckrodt vor der Ablösung steht, wollte sich Schrempp nicht äußern.

Die Japaner hatten mitgeteilt, im Geschäftsjahr 2003/04 (31. März) einen operativen Verlust von 105 Milliarden Yen (800 Millionen Euro) zu erwarten, mehr als doppelt so viel wie bisher geplant. Finanzvorstand Gentz sagte, auch im Jahr 2004 sei bei MCC mit Verlusten zu rechnen.

Nachdem der Daimler-Chrysler-Konzern im vergangenen Jahr ein operatives Ergebnis von 5,7 (Vorjahr: 6,9) Milliarden Euro erreicht hat, erwartet Schrempp für das laufende Jahr „einen leichten Anstieg“ des Ergebnisses. Aber erst 2005 und 2006, wenn zahlreiche neue Automodelle auf den Markt kommen, rechnet Schrempp mit einer „deutlichen Ergebnisverbesserung“. 50 neue Autos der verschiedenen Konzernmarken sollen in den kommenden drei Jahren auf die Straße kommen, dazu werden Schrempp zufolge 38 Milliarden Euro investiert.

Von dem selbst gesetzten Renditeziel hat sich der Konzern 2003 weiter entfernt. Die Zielgröße von 13 Prozent für das so genannte Rona vor Steuern (Return on Net Assets) übertrafen im vergangenen Jahr nur die Geschäftsfelder Mercedes und Finanzdienstleistungen. Damit habe es keinen „positiven Beitrag zur Wertsteigerung“ des Unternehmens gegeben, räumte Finanzchef Gentz ein.

Die Daimler-Chrysler-Aktie entwickelte sich nach der Vorlage der Zahlen schlecht und schloss bei 36,99 Euro, 0,05 Prozent mehr als am Vortag. Analysten sagten, die Erwartungen für das neue Jahr seien ernüchternd. „Wenn man davon ausgeht, dass Chrysler 2004 in die Gewinnzone zurückkehrt und auch die Nutzfahrzeug-Sparte Gewinne abwirft, deutet der zurückhaltende Ausblick darauf hin, dass Daimler bei Mercedes den Höhepunkt überschritten sieht“, analysierte Stephan Droxner von der LBBW die Ergebnisse.

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