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Daimler-Konzern: Stern über Ungarn

Daimler baut ein Werk für 800 Millionen Euro und stärkt den Standort Rastatt.

Der Daimler-Konzern wird von 2012 an erstmals Autos in Osteuropa produzieren. Für die Fertigung eines Teils seiner A- und B-Klasse werde in Ungarn für rund 800 Millionen Euro ein Werk gebaut, teilte Daimler am Mittwoch mit. Der bisher einzige Produktionsstandort für die Kompaktklasse im baden-württembergischen Rastatt bleibt mit 6000 Mitarbeitern erhalten und wird mit Investitionen in Höhe von 600 Millionen Euro gestärkt. Hintergrund ist die geplante Erweiterung der Produktpalette der Mercedes-Benz-Kompaktwagen.

Daimler will in Kecskemét, 80 Kilometer südlich von Budapest, in vier Jahren die Produktion auf mindestens 100 000 Fahrzeuge pro Jahr hochfahren, Baustart ist 2009. Am Standort sollen einschließlich Zulieferern 2500 Arbeitsplätze entstehen. In Rastatt laufen jährlich 280 000 Fahrzeuge vom Band.

Ungarn hatte sich gegen Standorte in Polen, Rumänien und Serbien durchgesetzt. „Kecskemét bietet gesamtwirtschaftlich die eindeutig besten Perspektiven“, begründete Mercedes-Produktionsvorstand Rainer Schmückle die Wahl. Der Standort erfülle die „hohen quantitativen und qualitativen Voraussetzungen“ für den Aufbau einer Mercedes-Produktion.

Unter dem Druck steigender Spritpreise und drohender CO2-Strafen will Daimler zwei weitere Modelle in der Kompaktklasse – die Rede ist von einem Cabrio-Coupé und einem SUV – auf den Markt bringen. Durch das erweiterte Angebot verbrauchseffizienter Kompaktklassewagen erschließe sich Mercedes „neue Kundengruppen und Marktregionen“, sagte Dieter Zetsche. Der Daimler-Chef hat dabei Kunden in Osteuropa und Russland, aber auch in Westeuropa und sogar in den USA im Blick. Ein zusätzlicher Standort in Osteuropa bietet Daimler die Möglichkeit einer Mischkalkulation zu niedrigeren Gesamtkosten. „Daimler plant mit großen Stückzahlen, das ist richtig“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Kompaktfahrzeuge sind ein wichtiges Segment und werden noch stark an Bedeutung gewinnen.“ Neben geringen Lohnkosten in Ungarn soll auch die gute Infrastruktur in der Region bei der Standortwahl eine Rolle gespielt haben. „Osteuropa als Produktionsstandort ist ein Muss für deutsche Hersteller“, sagte Dudenhöffer. „Ungarn bietet qualifiziertes Personal, ein gutes Zulieferernetz und damit niedrige Logistikkosten.“

Der ungarische Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany bezeichnete das Engagement von Daimler als die größte ausländische Investition seit der demokratischen Wende vor 19 Jahren. Sein Land habe sich „in einem Wettbewerb der Qualität und nicht der Subventionen“ gegenüber Mitbewerbern durchgesetzt. In Ungarn haben sich früh internationale Auto-Hersteller niedergelassen. So fertigen Audi in Györ und Suzuki in Esztergom bei Budapest seit den 1990er Jahren.

Auch der Daimler-Gesamtbetriebsrat begrüßte die Entscheidung. „600 Millionen Euro für Rastatt sind kein Trostpflaster“, sagte Sprecherin Silke Ernst dieser Zeitung. Zentrale Forderungen der Arbeitnehmer seien mit Blick auf die Expansion in Osteuropa erfüllt worden: Investitionen in Rastatt zum langfristigen Erhalt der dortigen Beschäftigung und Aggregatefertigung sowie der demokratische Aufbau eines Betriebsrates in Ungarn. „Das ist ein klares Bekenntnis für Rastatt“, sagte Ernst. Die Investitions- und Personalplanung böten für die Belegschaft „erhebliche Sicherheiten“. Ähnlich wie das Mercedes-Werk in Sindelfingen für den US- Standort Tuscaloosa müsse Rastatt aber in Zukunft „Kompetenz- und Kernwerk“ für Kecskemét sein. 

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