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Hohe Mieten bringen Daimler dazu, den Potsdamer Platz zu verlassen.

© Mike Wolff

Daimler und Bahn: Flucht vom Potsdamer Platz

Es wird leerer am Potsdamer Platz, dem teuren Pflaster im Herzen der Stadt: Die Deutsche Bahn und Daimler verlegen Konzernbereiche aus Berlin.

Berlin - Jedes Jahr zieht er Hunderttausende von Touristen an, die sich in den Cafés, Restaurants und dem Shoppingcenter tummeln und die großen Bürotürme bestaunen. An ihnen prangen die Namen großer Konzerne – noch. Denn Daimler zieht seine Finanztochter vom teuren Pflaster im Herzen Berlins ab, die Deutsche Bahn verlegt ihr Logistik-Management aus dem Sony-Center. Rund 100 Mitarbeiter von Daimler demonstrierten am Mittwoch am Potsdamer Platz gegen den Umzug nach Stuttgart.

Der Aufsichtsrat von Daimler hatte am Mittwoch gegen die Stimmen der Arbeitnehmer beschlossen, die Zentrale der Daimler Financial Services, der Finanzdienstleistungssparte des Konzerns, vom Potsdamer Platz nach Stuttgart zu verlegen und dort mit der Zentrale der Mercedes-Benz-Bank zu verschmelzen. „Aus unserer Sicht ist das letzte Wort hier noch nicht gesprochen“, sagte Klaus Abel, Zweiter Bevollmächtigter der Berliner IG Metall, dem Tagesspiegel. Es sei offen, ob die Belegschaft mitziehe.

Im Zuge der Bündelung des Geschäftsbereichs in Stuttgart sollen in den kommenden zweieinhalb Jahren 250 von bundesweit 1850 Stellen bei Daimlers Finanztöchtern gestrichen werden. Zudem will der Konzern, der am Potsdamer Platz hohe Mieten zahlt, mit der Bündelung mittelfristig 50 Millionen Euro jährlich einsparen. Alle vier Konzernsparten wären nach dem Umzug wieder in Stuttgart angesiedelt. „Die Financial Services waren aus historischen Gründen in Berlin“, erklärt ein Daimler-Sprecher. In den 90er Jahren hatte Daimler den Potsdamer Platz für rund zwei Milliarden Euro bebaut. Edzard Reuter, dessen Vater Ernst als Regierender Bürgermeister zur Zeit der Berlin-Blockade Geschichte geschrieben hatte, war als damaliger Daimler-Chef eine treibende Kraft hinter der Investition. 2007 hatte Daimler seine Gebäude für 1,4 Milliarden Euro an die Immobilientochter der schwedischen Bank SEB verkauft und mietet nun dort die Büros.

Am Potsdamer Platz sollen bis Ende 2012 rund 400 Stellen wegfallen, dafür will der Konzern aber im Großraum Berlin ein neues Servicecenter der Mercedes-Benz-Bank aufbauen. „Im ersten Schritt sollen 550 Arbeitsplätze geschaffen werden, in einer zweiten Stufe nochmal 150“, sagte ein Daimler-Sprecher. Ein schlechter Tausch, findet Abel: „Die Arbeitsplätze, die hier geschaffen werden sollen, sind zu schlechteren Bedingungen und für geringer qualifizierte Mitarbeiter als vorher.“ Bisher arbeiteten die Mitarbeiter am Potsdamer Platz unter anderem im Risikomanagement und in der Kreditprüfung. „Dort werden dann sicher viele im Kundenservice tätig sein“, sagte Abel.

Nicht nur Daimler, auch die Deutsche Bahn zieht Mitarbeiter aus Berlin ab. Das Unternehmen mit Sitz am Potsdamer Platz verlegt sein Logistik-Management aus dem Sony-Center nach Frankfurt am Main. Dort soll eine neue Zentrale mit 330 Mitarbeitern entstehen. Der genaue Umzugstermin steht aber noch nicht fest. Von den 200 Beschäftigten der Sparte in Berlin werden rund 140 Mitarbeiter der DB Schenker nach Frankfurt wechseln. 60 andere Mitarbeiter, die zur deutschen Güterbahn DB Schenker Rail gehören, gehen nach Mainz, sagte eine Sprecherin. Die Berliner CDU nannte die Verlagerung der Arbeitsplätze einen herben Verlust für die Hauptstadt.

Unterdessen gibt es auch Umzugspläne bei der Daimler-Vertriebsorganisation. Die Sparte mit 1200 Mitarbeitern mit Sitz am Potsdamer Platz sucht einen günstigeren Standort. „Wir prüfen für die Zeit nach 2012 alle Möglichkeiten“, sagte eine Sprecherin. Jahel Mielke

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