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Schick und erfolgreich. Das Tesla Model S. Der kalifornische Elektroauto-Pionier hat sich auch an der Börse prächtig entwickelt.

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Update

Daimler verkauft Tesla-Aktien: 600 Millionen Euro für vier Prozent

Daimler hat den kalifornischen Elektroautobauer Tesla von der Startup-Phase an als Investor begleitet. Nun ziehen sich die Stuttgarter zurück und geben ihr Aktienpaket ab - die Zusammenarbeit soll aber fortgesetzt werden.

Daimler löst seine Verbindung zum kalifornischen US-Elektroautopionier Tesla – und macht Kasse. Wie der Stuttgarter Konzern am späten Dienstagabend mitteilte, hat Daimler fünf Jahre nach dem Einstieg seine deutlich im Wert gestiegene Beteiligung von vier Prozent an Tesla verkauft und 780 Millionen Dollar in bar kassiert. Das Geld soll in die Modellpalette investiert werden. Das Tesla-Papier hatte nach einem rasanten Anstieg zuletzt verloren. Die gemeinsame Entwicklungsarbeit zwischen den Deutschen und dem US- Unternehmen soll fortgesetzt werden. „Die Zusammenarbeit mit Tesla bleibt bestehen“, teilte Daimler mit. Eine Finanzbeteiligung sei dafür aber nicht notwendig. „Das ist eine gut funktionierende Partnerschaft“, ergänzte ein Sprecher. Künftige Projekte nannte er nicht, diese seien aber vorstellbar. In jedem Fall sei Tesla in die „Modellpflege“ der B-Klasse eingebunden.

Von Tesla stammt der elektrische Antrieb für die B-Klasse

Daimler hatte zusammen mit Tesla den elektrischen Antrieb für die B-Klasse entwickelt, die nach der Markteinführung in den USA im November auch in Deutschland auf den Markt kommen soll. Auch die Batterien der ersten Generation des elektrischen Smart stammten von Tesla. Der neue E-Smart soll dem Vernehmen nach Akkus des koreanischen LG-Konzerns verwenden. An der Börse spielte der Beteiligungsverkauf am Mittwoch keine große Rolle: Die Daimler-Aktie notierte zeitweise im Minus – zuletzt gewann sie ein Prozent. An diesem Donnerstag erläutert der Dax-Konzern Details seines Quartalsberichts. Vorab hatte Daimler bereits den operativen Gewinn für die einzelnen Sparten bekannt gegeben. Mercedes-Benz-Cars hat demnach operativ 1,6 Milliarden Euro verdient – ein Plus von 29 Prozent.

Spekulationen über Unstimmigkeiten zwischen den Partnern

Daimler-Chef Dieter Zetsche, zugleich Leiter von Mercedes-Benz-Cars, betonte, der Autobauer werde weiterhin in die Elektromobilität investieren. „Wir verfolgen unsere Strategie für emissionsfreies Fahren konsequent“, ließ Zetsche mitteilen. Daimler arbeitet eng mit Renault-Nissan, aber auch mit Ford beim Thema Elektromobilität zusammen. Bis 2017 will Mercedes unter anderem zehn neue Plug-in-Hybrid-Modelle auf den Markt bringen. Ob mögliche Unstimmigkeiten zwischen Tesla und Daimler zum Anteilsverkauf geführt haben, verneinte Daimler. „Einen externen Auslöser gab es nicht.“ Analysten zufolge war Daimler enttäuscht, weil Tesla mit seinem jüngst angekündigten neuen Modell zu einem Preis von mindestens 89 000 Dollar im Luxussegment bleibt und keinen Massenmarkt bedienen kann.

"Wir haben viel von Tesla gelernt"

Forschungsvorstand Thomas Weber sagte, Daimler habe „viel von Tesla gelernt“. Die Zusammenarbeit mit den Kaliforniern ergänze das Engagement beim Batterieentwickler und -produzenten Deutsche Accumotive optimal. Die Daimler-Tochter fertigt in Kamenz (Sachsen) Lithium-Ionen-Batterien. Weiterverarbeitet werden auch Batteriezellen der ebenfalls in Kamenz ansässigen Litec, nach dem Ausstieg von Evonik eine 100-Prozent-Tochter von Daimler. Über einen Verkauf des defizitären Zellenproduzenten wird schon länger spekuliert. „Das Zellengeschäft ist schwierig“, sagte der Daimler-Sprecher. Man werde Litec aber „nicht im Regen stehen lassen“. Hintergrund des Tesla-Ausstiegs sind auch die zunehmend düsteren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. In diesem Umfeld wolle Daimler ein Kapitalpolster aufbauen, um sich gegen Turbulenzen an den Finanzmärkten zu wappnen, hieß es in Unternehmenskreisen. Eine Situation wie in der Schuldenkrise 2008/2009, als die Autowerte mit der Konjunktur in den Keller gingen und die Banken die Kredite drosselten, wolle man nicht nochmal erleben. Daimler hatte vergangene Woche einen starken Anstieg der Barmittel auf 5,4 Milliarden Euro bekannt gegeben. Ein kleinen Teil davon könnten die Stuttgarter womöglich in Italien investieren: Insidern zufolge steigt Daimler beim italienischen Edel-Motorradbauer MV Agusta ein. Konkret soll es dabei um einen Anteil von rund 20 Prozent an dem Hersteller aus Varese in der Lombardei gehen. Der Wert des Pakets liegt demnach bei etwa 20 Millionen Euro.

Betriebsrat begrüßt den Verkauf

Daimlers Betriebsratschef sieht im Ausstieg bei Tesla eine Weichenstellung für die Zukunft des Konzerns. „Es hilft uns, dass wir genügend Kapital für das weitere organische Wachstum haben“, sagte Michael Brecht in Stuttgart. „Es tut uns gut für unsere Eigenkapitalstruktur.Ich hätte viele Ideen, was man mit dem Geld machen könnte“, sagte Brecht weiter. „Wenn wir die Wachstumspläne für die Zukunft sehen, dann wird sicher die eine oder andere Milliarde nötig sein.“ mit dpa, rtr

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