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Wirtschaft: DaimlerChrysler verläßt den Telefonmarkt

BERLIN / ZÜRICH (Tsp). DaimlerChrysler zieht sich aus dem Telekommunikationsmarkt zurück.

BERLIN / ZÜRICH (Tsp). DaimlerChrysler zieht sich aus dem Telekommunikationsmarkt zurück. Am Freitag gaben die Vorstände der Schweizer Telefongesellschaft Swisscom und der Debitel AG bekannt, daß Swisscom von der DaimlerChrysler-Tochter Debis und der Metro AG die Mehrheit der Anteile an Debitel übernimmt. Die Schweizer besitzen zudem eine Option, Debitel mittelfristig ganz zu übernehmen.Die Swisscom übernimmt demnach 58 Prozent der Debitel-Aktien zum Preis von 32 Euro. Insgesamt beträgt der Kaufpreis des Aktienpakets rund 2,6 Mrd. Schweizer Franken (3,2 Mrd. DM/1,6 Mrd. Euro). "Telekommunikation steht nicht im engsten Fokus der Konzernstrategie des DaimlerChrysler-Konzern", begründete der Debis-Sprecher Rainer Knubben gegenüber dem Tagesspiegel den Schritt der Daimler-Chrysler AG. Für DaimlerChrysler habe es nur zwei Möglichkeiten gegeben: den Ausbau aus eigener Kraft mit großen Investitionen und Akquisitionen oder eine strategische Partnerschaft. DaimlerChrysler habe sich bewußt für die zweite Alternative entschieden, sagte Knubben. Andernfalls hätte man ein "enormes Investitionsvolumen" anschieben müssen. Dies sei allerdings wegen der gegenwärtigen Entwicklung auf den internationalen Telekommunikationsmärkten, sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetzbereich "nicht lohnenswert gewesen".Die Debitel-Hauptaktionäre Debis und Metro behalten, allerdings nur vorübergehend, jeweils zehn Prozent der Aktien. 20 Prozent sind in Streubesitz, zwei Prozent hält das Unternehmen EP: Elektronic Partner. Die Divaco, ein Gemeinschaftsunternehmens von Metro und Deutscher Bank, zieht sich völlig aus Debitel zurück. Bisher hielt DaimlerChrysler über seine Servicetochter Debis gut 42 Prozent der Anteile. Der Metro-Konzern hatte rund 28 Prozent der Anteile. Debitel ist Europas größte netzunabhängige Telefongesellschaft und seit dem 29. März an der Frankfurter Börse notiert.In einem zweiten Schritt wird den übrigen Aktionären der Debitel nach Swisscom-Angaben ein öffentliches Kaufangebot zum gleichen Preis von 32 Euro gemacht. Sollte das Angebot in vollem Umfang angenommen werden, erhöht sich der Kaufpreis für die Swisscom um weitere 900 Mill. Schweizer Franken. Die flüssigen Mittel des Unternehmens belaufen sich nach Angaben von Finanzvorstand Dave Snell auf rund 1,9 Mrd. Schweizer Franken. Durch die Restfinanzierung des Aktienkaufs über Kapitalmärkte werde die Eigenkapitalquote der Swisscom auf unter 30 Prozent sinken, sagte Snell.Debitel-Vorstandschef Joachim Dreyer sagte, Swisscom und Debitel seien zwei Partner, die "ideal zusammenpassen". Debitel bringe seine Stärken aus dem Mobilfunk in die Fusion ein, die Swisscom gesicherte Netzzugänge und moderne Produkte im Bereich Telekommunikation. Die Vertriebskanäle der bisherigen Aktionäre DaimlerChrysler, Metro und EP: Electronic Partner werde Debitel auch in Zukunft nutzen können.Debitel werde auch nach dem Anschluß an die Swisscom eigene Akquisitionen in Deutschland und Europa anstreben, berichtete Dreyer. Debitel und Swisscom wollen in Zukunft verstärkt im Bereich Internet sowie in den Märkten Italien, Frankreich und Österreich aktiv werden. Nach Angaben von debis-Chef Klaus Mangold vom Freitag will sich die DaimlerChrysler-Tochter zukünftig auf ihre Wachstumsfelder Finanzdienstleistungen und Informationstechnik konzentrieren.Der Mehrheitserwerb an der Debitel ist nach Angaben von Swisscom-Vorstandschef Tony Reis "die größte Investition, die die Swisscom je in ein Unternehmen getätigt hat".Die Übernahme sei bei beiden Firmen nicht mit einem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden. Debitel und Swisscom würden durch die Partnerschaft zum achtgrößte Mobilfunkanbieter in Europa. In Deutschland ist die Swisscom mit dem Tochterunternehmen Tesion, Stuttgart, auch im Festnetzbereich aktiv. Für die nächsten Jahre rechnet Debitel mit niedrigeren Gewinnmargen. Langfristig seien jedoch "signifikante Synergieeffekte" zu erwarten.

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