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Wirtschaft: Damenwahl in Stuttgart

In den Daimler-Aufsichtsrat sollen zwei neue Frauen einrücken. Damit wäre das Quotenziel erreicht.

Frankfurt am Main - Die Kontrollriege des Autokonzerns Daimler wird weiblicher: Der Stuttgarter Dax-Konzern verdoppelt im kommenden Jahr voraussichtlich den Frauenanteil im Aufsichtsrat des Unternehmens. Nach Informationen aus Konzernkreisen wird nach der Kapitalseite nun auch die Arbeitnehmerbank zwei weibliche Vertreter für das Kontrollgremium vorschlagen. So seien IG Metall und Betriebsrat auf der Nominierungskonferenz Ende Oktober übereingekommen, dass die Daimler-Betriebsrätin Elke Tönjes-Werner sowie die IG-Metall-Juristin Sabine Maaßen als Kandidatinnen für das wichtige Entscheidungsgremium des Autokonzerns aufgestellt werden, wie mehrere mit der Situation vertraute Personen dem „Handelsblatt“ sagten.

Eine Wahl der Kandidatinnen, die anders als die Kapitalvertreter nicht von der Hauptversammlung bestimmt, sondern von den Arbeitnehmern entsandt werden, steht erst im Frühjahr 2013 an. Eine Sprecherin des Daimler-Betriebsrats bestätigte auf Anfrage, dass zwei Frauen nominiert seien.

Daimler wird damit auch an der Spitze deutlich weiblicher. Im 20-köpfigen Aufsichtsrat des Fahrzeugbauers sind Frauen bislang noch in der Minderheit: Mit Ex- Nokia-Managerin Sari Baldauf und der ehemaligen Nestle-Managerin Petraea Heynike kontrollieren bisher lediglich zwei Frauen auf der Kapitalseite den Autokonzern. Doch nun zieht die IG Metall nach. Die Gewerkschaft hat sich das Ziel gesetzt, mehr weibliche Vertreter auf die Arbeitnehmerbank in den Kontrollgremien zu setzen. Die Frauenquote im Daimler-Aufsichtsrat steigt damit voraussichtlich auf 20 Prozent – und erreicht so bereits das von Daimler für das Management bis 2020 selbstgesteckte Quotenziel.

Tönjes-Werner vertritt künftig das Bremer Werk des Autoherstellers im Kontrollgremium. Maaßen, die als Juristin der IG-Metall-Zentrale in Frankfurt tätig ist, rückt auf einem Gewerkschaftsticket ein. Auch Maaßen kennt die Autoindustrie gut. Für die IG Metall saß sie bereits für mehrere Jahre im Aufsichtsrat des defizitären Autoherstellers Opel.

Der Aufsichtsrat des Autokonzerns ordnet sich damit im kommenden Jahr grundlegend neu – und folgt einem allgemeinen Trend. So will auch der mächtige Volkswagen-Konzern sein Kontrollgremium weiter umbauen. VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh kündigte bereits an, dass auf der Arbeitnehmerbank des Kontrollgremiums mittelfristig eine weitere Frau für die IG Metall in das Gremium einrücken soll. Bisher ist Babette Fröhlich, eine ranghohe Funktionärin der Gewerkschaft, das einzige weibliche Mitglied des Aufsichtsrats von Seiten der Arbeitnehmer.

Der Umbau folgt auch dem Druck aus der Politik: Die Bundesregierung droht mit gesetzlichen Quoten von bis zu 40 Prozent, sollten die Konzerne sich nicht selbst auf einen höheren Frauenanteil verpflichten. Auch die EU-Kommission macht Druck, mehr Frauen in Aufsichtsräte zu wählen. EU-Justizkommissarin Viviane Reding macht sich für eine europaweite Frauenquote in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen stark. Sie hatte zuletzt für Anteile von 30 Prozent bis 2015 und von 40 Prozent bis zum Jahr 2020 geworben. Doch in der EU-Kommission konnte sie sich damit nicht durchsetzen.

Obwohl Daimler weiblicher als andere Konzerne im Kontrollgremium ist, erreicht auch der Konzern diese Quote noch nicht. Anhänger einer festen Quote ist Daimler-Boss Dieter Zetsche allerdings nicht. „Ich bin kein Freund von Regulierungen oder Quoten“, sagte er jüngst. „Wir sind in der Lage, die notwendige Erhöhung der Anzahl von Frauen in allen Führungsebenen ohne gesetzliche Bestimmungen zu bewältigen.“ Zumindest im Aufsichtsrat macht Daimler nun einen weiteren Schritt dahin. HB

Carsten Herz

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