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Wirtschaft: Dank Tariffonds eine Million neue Stellen

MANNHEIM (Schl.).

MANNHEIM (Schl.).Die Idee hat Charme: Möglichst viele gehen mit 60 in Rente ohne Abschläge und machen ihren Arbeitsplatz für Jüngere frei.Doch derzeit tobt die Debatte über die tatsächlichen Effekte auf dem Arbeitsmarkt und über die Frage der Finanzierung.Am Rande des Kongresses in Mannheim erläuterte IG-Metall-Sprecher Jörg Barczynski das Modell seiner Gewerkschaft.

Nach den Vorstellungen der IG Metall soll die Möglichkeit, in Frührente gehen zu können, auf fünf Jahre befristet werden.Zur Finanzierung soll ein Tariffonds aufgelegt werden, in den paritätisch ein Prozentpunkt der jährlichen Lohnsteigerungen eingezahlt werden sollen.Bei einer Gesamtlohnsumme von derzeit 1,2 Billionen Mark würden so über 60 Mrd.DM in fünf Jahren in den Fonds gespült werden.Von den derzeit drei Millionen Beschäftigten im Alter zwischen 55 und 65 Jahren würden nach Gewerkschaftsschätzung 80 Prozent von der Frührente freiwillig Gebrauch machen - 2,4 Millionen Menschen.Die Durchschnittsrente veranschlagt die IG Metall mit 2133 DM pro Monat.Beim derzeitigen Rentenabschlag von 18 Prozent fehlten 384 DM monatlich im Portemonnaie des Rentners.Bei einer durchschnittlichen Rentenbezugsdauer von 14 Jahren seien rund 65 000 DM notwendig, um diesen Abschlag auszugleichen.Insgesamt entstünde ein Finanzierungsbedarf von maximal 156 Mrd.DM."Niemand weiß aber genau, wer und wann wirklich die vorzeitige Rente in Anspruch nimmt", sagte Barczynski.Weil das abschlagsfreie Rentenalter für alle nur schrittweise auf 65 Jahre steige und es Übergangsfristen gebe, werde der Geldbedarf wesentlich geringer ausfallen.Der Kritik der Rentenversicherungsträger, möglicherweise werde die Rentenkasse stark belastet und es sogar zu einer Anhebung des Rentenbeitrages kommen, widersprach der Gewerkschafter.

Die IG Metall rechnet damit, daß mit dem Modell eine Million neue Stellen geschaffen werden.Dagegen hatte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände nur 800 000 neue Stellen erwartet.Sicher ist nach Angaben der Gewerkschafter, daß ein in Bonn kursierendes Stufenmodell nicht machbar sei.Dabei wird davon ausgegangen, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer zunächst jeweils 0,5 Prozentpunkte und zusammen weitere vier Jahre lang jährlich einen weiteren Prozentpunkt obenauf zahlten.Das hätte nach Darstellung Barczynskis eine Summe von 180 Mrd.DM gebracht, doch zugleich die mutmaßliche Lohnerhöhung aufgefressen.

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