zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Das Bahlsen-Modell ist keine Branchenlösung

Fronten in Süßwarenindustrie verhärtet / Immer mehr Haustarife Berlin (um).Für die Mitarbeiter des Bahlsenwerkes in Tempelhof war der Streik in der Süßwarenindustrie am gestrigen Mittwoch beendet.

Fronten in Süßwarenindustrie verhärtet / Immer mehr Haustarife Berlin (um).Für die Mitarbeiter des Bahlsenwerkes in Tempelhof war der Streik in der Süßwarenindustrie am gestrigen Mittwoch beendet.Sie kehrten mit der Mittagsschicht an ihre Arbeitsplätze zurück, nachdem in der Nacht zum Mittwoch ein Haustarifvertrag zustande gekommen war.In anderen bestreikten Berliner Unternehmen der Branche zeichnete sich dagegen keine Lösung ab.Die erste Runde der Verhandlungen bei Stollwerck wurde Gewerkschaftsangaben zufolge am Dienstag um eine Woche vertagt.Der Streik ist - wie berichtet - seit dem Verhandlungsangebot der Arbeitgeber am Montag ausgesetzt. Bundesweit waren am Mittwoch nach Gewerkschaftsangaben 5000 Beschäftigte in acht Unternehmen im Ausstand.Insgesamt hätten inzwischen sechs Unternehmen der Branche Haustarife geschlossen.Anders als in den fünf kleineren Unternehmen erklärte sich die Gewerkschaft bei Bahlsen mit einer gewissen Einschränkung der 100prozentigen Lohnfortzahlung einverstanden.Der volle Lohn wird erst ab dem 8.Monat der Betriebszugehörigkeit gezahlt.Für Kuren soll kein Urlaub angerechnet werden.Gleichzeitig wird in der Übereinkunft empfohlen, zur Senkung des Krankenstandes mit betroffenen Arbeitnehmern Gespräche zu führen, Ursachen zu erforschen und in sogenannten "Gesundheitszirkeln" Lösungen zu erarbeiten. Manfred Hebler, Personalgeschäftsführer von Bahlsen und einer der Verhandlungsführer der Arbeitgeber bei den bundesweiten Tarifgesprächen, gab zu, daß sich sein Unternehmen durch den "überhitzten Streik" in besonderem Verhandlungsdruck gesehen habe.Er kritisierte gleichzeitig die Gewerkschaft Nahrung Genußmittel Gaststätten (NGG), die mit "Maximalforderungen" die bundesweiten Verhandlungen blockiere.Sie instrumentalisiere die Frage, da selbst in Betrieben, in denen es entsprechende Betriebsvereinbarungen gebe, weiter gestreikt werde. Ähnliches warf allerdings auch NGG-Chef Franz-Josef Möllenberg den Arbeitgebern vor.In einem Gespräch mit der Zeit sagte der Gewerkschafter, er habe den Eindruck, daß sich der Branchenverband von der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände "fernsteuern" lasse.Die Arbeitgeber hätten sich "schon stur gestellt, bevor das Gesetz überhaupt in Kraft getreten ist". Das Zugeständnis an die Gewerkschaft wird Bahlsen nach Angaben Heblers im Vergleich zur gesetzlichen Lösung Kosten im "siebenstelligen Bereich" verursachen.Besonders schmerze, daß die Vereinbarung keine Möglichkeiten zur Steuerung der Krankenstände biete.Die Achtmonatsgrenze erklärte er mit den besonders hohen Krankenständen bei Saisonarbeitern, die ein Viertel über denen der Stammarbeiter lägen.Als Modell für die Branche allerdings wollte Hebler den Bahlsen-Kompromiß nicht empfehlen.Für Betriebe mit weniger Saisonarbeit zum Beispiel sei er schon vollkommen untauglich: "Jedes Unternehmen muß da seinen eigenen Weg finden."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false