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Wirtschaft: Das Beste kommt zum Börsenschluss

Die Aktienmärkte haben 2003 weltweit zulegen können – vor allem gegen Jahresende

Diesmal haben die Banken Recht behalten – fast. Bei 4074 Punkten lagen, im Durchschnitt, die Prognosen der großen Finanzinstitute für den Dax-Endstand des Jahres 2003. Mit  rund 3965 Punkten hat der deutsche Leitindex damit sowohl das Jahreshoch (3996 Punkte) als auch die psychologisch wichtige Schwelle von 4000 Zählern am Schluss nur knapp verfehlt. Dass es ein Börsenjahr aus dem Bilderbuch werden könnte, mit heftigen Schwankungen und großen Renditenchancen, hätte zu Jahresbeginn wohl niemand vermutet. Denn zwischen Januar und März mussten viele Anleger noch lernen, dass eine Baisse dann endet, wenn die Stimmung am schlechtesten ist.

Gestartet bei 2892 Punkten – das war vor zwölf Monaten bereits ein Minus von 65 Prozent vom Dax-Hoch im Jahr 2000 – sollten die deutschen Standardwerte bis März weitere 25 Prozent absacken. Kriegs- und Terrorangst, miserable Konjunkturzahlen und Anleger, die auf noch weiter fallende Kurse spekulierten und deshalb verkauften, drückten den Dax bis auf 2188 Punkte, so tief, wie seit sieben Jahren nicht mehr. Die Elite der deutschen Wirtschaft war zu Ramschpreisen zu haben. Eine Allianz-Aktie beispielsweise gab es für unter 45 Euro, ein Papier der Münchener Rück für rund 50 und eine Aktie der Commerzbank für gut fünf Euro.

Wende im Frühjahr

Als schon Kursziele von 1500 Dax-Punkten die Runde machten, kam die Wende. Das war am 13. März, eine Woche vor Beginn des Irak-Kriegs und elf Tage vor der Beerdigung des Neuen Marktes und seines Index’ Nemax, der mit weit über 90-prozentigen Verlusten ohnehin praktisch scheintot war. Wer damals, als viele institutionelle Anleger gerade ihre letzten Bestände leer räumten, sein Depot neu bestückte, wird das Jahr 2003 zu einem der besten der Geschichte erklären. Denn gemessen an seinem Tiefpunkt legte der Dax bis zum Jahresende eine Rallye von 81 Prozent hin, der Nemax-Nachfolger Tec-Dax immerhin von 76 Prozent. Gemessen an seinem Stand vor zwölf Monaten bleiben immerhin noch 37 Prozent übrig.

Der Dax nahm so bereits im März vorweg, was sich erst ab Mai in der Realität zart andeutete: Die Konjunkturwende. Am 28. Mai zog der Ifo-Index, Barometer der geschäftlichen Erwartungen der deutschen Wirtschaft, erstmals wieder an. Seither ist er acht Mal in Folge gestiegen und hat im Dezember mit 96,8 Punkten den höchsten Wert seit drei Jahren erreicht. Ablesbar war der Trendwechsel in den Bilanzen der Unternehmen in Deutschland wie auch in Europa erst in der zweiten Jahreshälfte. Halbleiterhersteller Infineon, der im April noch mit einem versiebenfachten Quartalsverlust geschockt hatte, deutete im Juli erstmals die Rückkehr in die schwarzen Zahlen an. Positive Signale kamen auch von Siemens und SAP.

Danach ging es auf breiter Front aufwärts. Parallel zu kräftigen Verlusten an den Rentenmärkten trieben zunächst Spekulanten, dann Optimisten und schließlich Realisten die Kurse: Denn die konjunkturelle Trendwende, die in den USA in einem Wirtschaftswachstum von 8,2 Prozent im dritten Quartal gipfelte, kommt langsam auch in Deutschland an. Ablesbar war dies in den Bilanzen der meisten Dax-Unternehmen im letzten Quartal. In den USA sind die Gewinne der 500 wichtigsten börsennotierten Firmen im S&P 500-Index 2003 im Schnitt bereits um 20 Prozent gewachsen. Kritiker bemängeln  jedoch, dass der Aufschwung hauptsächlich auf Steueranreize der US-Regierung zurückzuführen sei, während die Investitionen weniger dynamisch anstiegen.

Was hat 2003 den Anlegern abseits vom Dax gebracht? Im März wurde der M-Dax – Index der mittelgroßen deutschen Werte – von 70 auf 50 Aktien abgespeckt, im April ersetzte die 12-stellige ISIN-Nummer die Wertpapier-Kennnummer, im Juni senkte Wim Duisenberg den Leitzins auf zwei Prozent, im November machte er an der Spitze der Notenbank Platz für Jean-Claude Trichet und die Deutsche Börse reduzierte die Handelszeiten für den Computerhandel um zweieinhalb Stunden.

Neben den deutschen Märkten konnten auch die internationalen Börsen zulegen. An der Wall Street in New York hat der Dow Jones ein Plus von 25 Prozent auf dem Konto, und der Index der amerikanischen Computerbörse Nasdaq 100 knapp 50 Prozent. Auch in Asien, Südamerika und Osteuropa waren erhebliche Renditen drin: Der thailändische SET, Spitzenreiter des Jahres 2003, kletterte um 106 Prozent, der brasilianische Bovespa um 93 Prozent. Fast alle Indizes schlossen dabei mit oder knapp unter ihrem Jahreshoch.

Veronika Csizi

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