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Wirtschaft: Das Bonner Solarprogramm hat noch Fußangeln

BERLIN .Mit überschwenglicher Freude sind sie nicht begrüßt worden: Seit dem 15.

BERLIN .Mit überschwenglicher Freude sind sie nicht begrüßt worden: Seit dem 15.Januar liegen die Richtlinien für das 100 000-Dächer-Programm vor, das der Solarenergie in Deutschland einen kräftigen Schub nach vorne geben soll.Zwar konnte man sich bereits seit dem 1.Januar für das Programm bewerben, das die Erzeugung von Strom durch Photovoltaik-Zellen fördert, erst Mitte des Monats wurden die Bestimmungen aber endgültig abgestimmt.

Für den Bau oder die Erweiterung von Photovoltaik-Anlagen gibt es danach zinslose Kredite von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die innerhalb von zehn Jahren zurückgezahlt werden müssen.Antragsberechtigt sind Privatpersonen, Freiberufler und kleine und mittlere Unternehmen.Rund eine Mrd.DM hat Bundeswirtschaftsminister Müller für das Programm in den nächsten Jahren bereit gestellt.Damit sei die Gefahr gebannt, daß diese Zukunftstechnik aus Deutschland abwandere.

In der Berliner Solarenergie-Szene hält man das allerdings für stark übertrieben.Die Reaktionen auf das Programm sind eher skeptisch: "Noch sind nicht alle Unklarheiten beseitigt", kritisiert Michael Geißler von der Berliner Energie Agentur GmbH.Bis jetzt können zum Beispiel gewerbliche Unternehmen keine Förderung bekommen, weil die Genehmigung des Programmes durch die Europäische Union noch aussteht.Das bestätigt auch Frank Krüger, Pressesprecher beim Bundeswirtschaftsministerium.Er hofft aber, daß das Verfahren bei der EU nur drei bis vier Monate dauern wird.Nur die Beteiligung von Unternehmen würde allerdings zu einem wirklichen Nachfrageschub bei der Photovoltaik führen: Keiner bestreitet, daß es bei der Stromerzeugung durch Solarzellen nur dann einen Durchbruch geben wird, wenn es gelingt, durch hohe Stückzahlen die Kosten zu senken.

Zur Zeit kostet Solarstrom noch rund 1,50 DM pro Kilowattstunde."Wir haben nichts davon, wenn wir auf einigen Eigenheimen Zellen haben, sagt Geißler, "wir brauchen den großflächigen Einsatz." "Die hohen Erwartungen sind nicht erfüllt worden", sagt Herwig Knabl von der Berliner Solon AG enttäuscht.Auch er wünscht sich die Beteiligung von Unternehmen an dem Programm.Bei Solon ist man aber auch mit der Schlüsselstellung, die die Banken für das Programm haben, unzufrieden: Vorgesehen ist, daß jeder Antragsteller seinen Kreditwunsch bei seiner Hausbank vorträgt und diese ihn an die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) weiterleitet, die das Geld zur Verfügung stellt."Die Banken sind darauf nicht vorbereitet", sagt Knabl, "in unserem Dunstkreis gibt es keine Bank, die sich da engagiert hätte.Wo sieht man denn schon Plakate oder Hinweise auf das Programm?".Ähnlich sieht das auch Sepp Fiedler vom Solar-Infopunkt.Die Beratungsstelle wird vom Bund für Umwelt- und Naturschutz und dem Bund der Energieverbraucher gemeinsam betrieben."Die Banken sind doch sauer über die Mehrarbeit, die sie dadurch haben.Die verdienen daran doch nichts."

Nicht ganz so skeptisch wie die Unternehmen ist Uwe Hartmann von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie: "Unter den gegebenen Bedingungen sind wir zufrieden.Es scheint ein unbürokratisches Verfahren zu werden." Immerhin hat sich die Kreditanstalt für Wiederaufbau das Ziel gesetzt, jeden Antrag innerhalb von drei bis sechs Wochen zu bearbeiten.

Die KfW hat für Interessenten eine Hotline mit der Nummer: 0211/92 37 90 eingerichtet.

KATHARINA VOSS

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