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Wirtschaft: Das DIW trennt sich von seinem Konjunkturchef Horns Vertrag beim Berliner Institut läuft aus

Düsseldorf Der Chefvolkswirt des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) verlässt das Berliner Institut. Der Vertrag von Gustav Adolf Horn als Leiter der Konjunkturabteilung läuft Ende des Jahres aus und wird nicht verlängert.

Düsseldorf Der Chefvolkswirt des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) verlässt das Berliner Institut. Der Vertrag von Gustav Adolf Horn als Leiter der Konjunkturabteilung läuft Ende des Jahres aus und wird nicht verlängert. Das teilte das DIW mit. Die Stelle werde unverzüglich neu ausgeschrieben.

Über die Gründe für die Trennung von Horn, der seit 1986 am DIW arbeitet und seit 2000 Konjunkturchef ist, wollte das DIW keine weiteren Angaben machen. Eine Sprecherin des DIW sagte nur: „Es waren keine Differenzen über die Ausrichtung des Instituts.“ Das DIW zählt zu den sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten und grenzt sich durch seine keynesianische Ausrichtung von den anderen ab. Die keynesianische Theorie legt insbesondere Wert auf die Nachfrageseite.

Während Konjunkturchef Horn als Keynesianer alter Prägung gilt, tritt der Präsident des DIW, Klaus Zimmermann, gemäßigter auf. Grundsätzlich verschiedene Meinungen vertraten die beiden aber nicht. Beide waren am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Wolfgang Wiegard, Vorsitzender des deutschen Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, zeigte sich „überrascht“. „Horn hat seine Aufgabe beim DIW gut gemacht – auch wenn ich mit ihm in vielen Punkten inhaltlich nicht übereinstimme“, sagte er.

So hat sich das DIW gegen den aus seiner Sicht zu starren Europäischen Stabilitätspakt gestemmt und regte an, mit kreditfinanzierten Investitionen der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen. Anders als die Mehrheit der Forschungsinstitute plädierten sowohl Zimmermann als auch Horn dafür, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen senken soll, damit so die Konjunktur angekurbelt wird. In der Steuerpolitik sorgte das DIW vor zwei Jahren mit einer Studie für die Gewerkschaften für Aufsehen, in dem es eine höhere Erbschaftsteuer und die Wiedereinführung der Vermögensteuer propagierte.

Gerade in der Lohnpolitik vertrat Horn zum Teil deutlich krassere Thesen als Zimmermann. „Auch nach Jahren der Lohnzurückhaltung sind keine Beschäftigungserfolge zu verzeichnen. Dies weckt Zweifel an der lohnpolitischen Strategie“, schrieb Horn kürzlich in einem Gastkommentar für das Handelsblatt. Womöglich ist ihm das zum Verhängnis geworden, wird aus Institutskreisen gemutmaßt. Denn Zimmermann gilt als ausgewiesener Arbeitsmarktexperte und wollte sich womöglich selbst auf diesem Feld profilieren. Aus Mitarbeiterkreisen des DIW hieß es, Horn sei bereits mehrfach mit Zimmermann aneinander geraten. Der Chef sei über einige nicht abgestimmte Medienauftritte wenig erfreut gewesen.

Man habe den Verbleib von Horn im DIW unterstützt, hieß es im Bundeswirtschaftsministerium. Horn sei ein anerkannter Konjunkturexperte. Die Ministeriumskreise räumten ein, dass es Differenzen zwischen Zimmermann und Horn gegeben habe.asr/huh/ost/pbs/HB

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