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Wirtschaft: "Das DIW wird zum Arbeitsmarkt-Experten"

Der designierte Präsident Zimmermann über ein schärferes Profil des Instituts, mehr Flexibilität und den Wettbewerb unter ÖkonomenTAGESSPIEGEL: Die Überraschung ist Ihnen gelungen - jetzt werden doch Sie Präsident des DIW.ZIMMERMANN: Ich glaube, ich bin selbst am meisten überrascht.

Der designierte Präsident Zimmermann über ein schärferes Profil des Instituts, mehr Flexibilität und den Wettbewerb unter Ökonomen

TAGESSPIEGEL: Die Überraschung ist Ihnen gelungen - jetzt werden doch Sie Präsident des DIW.

ZIMMERMANN: Ich glaube, ich bin selbst am meisten überrascht.

TAGESSPIEGEL: Wieso übernehmen Sie nun die Aufgabe, die Sie im vergangenen Jahr nicht wollten?

ZIMMERMANN: Im vorigen Jahr wollte und mußte ich mich auf meine Tätigkeit als Direktor des neuen IZA in Bonn konzentrieren.Ich habe mich in der Berufungskommission für den DIW-Präsidenten eingesetzt, um einen guten Nachfolger zu finden.Aber jetzt befanden wir uns in einer Patt-Situation, keiner der Kandidaten konnte sich durchsetzen.Und plötzlich lief es auf meine Person hinaus.Als ich merkte, daß alle Seiten auf mich zukamen und mich baten, das Amt zu übernehmen, habe ich noch einmal nachgedacht.

TAGESSPIEGEL: Aber Sie bleiben Chef des IZA und pendeln künftig zwischen Bonn und Berlin?

ZIMMERMANN: Wir haben uns darauf geeinigt, daß ich zugleich Direktor des IZA und Präsident des DIW sein werde.

TAGESSPIEGEL: Wie lange?

ZIMMERMANN: Der Vertrag mit dem IZA läuft seit dem 1.April 1998 für fünf Jahre, der Vertrag mit dem DIW läuft ab dem 1.Januar 2000 für fünf Jahre.

TAGESSPIEGEL: Wie eng werden IZA und DIW zusammenwachsen?

ZIMMERMANN: Sie bleiben eigenständige Institute.Aber sie kooperieren.

TAGESSPIEGEL: Wie?

ZIMMERMANN: Zum Beispiel durch gemeinsame Forschungsprojekte und Veröffentlichungen sowie den Austausch von Wissenschaftlern zwischen beiden Einrichtungen.Damit fangen wir im kommenden Jahr an.

TAGESSPIEGEL: Sie sind Arbeitsmarkt-Ökonom.Wird jetzt die Arbeitsmarkt-Forschung ein neuer Schwerpunkt des DIW?

ZIMMERMANN: Das DIW wird sein Profil schärfen müssen.Die Arbeitsmarkt-Forschung bietet dafür eine herausragende Möglichkeit.

TAGESSPIEGEL: Bekommt das DIW eine Spezialabteilung Arbeitsmarkt?

ZIMMERMANN: Das ist nicht beabsichtigt.Das DIW verfügt über Experten, die eine Menge über den Arbeitsmarkt forschen - etwa im Sozio-Ökonomischen Panel und in den Abteilungen Konjunktur sowie Industrie.Ich sehe den Arbeitsmarkt eher als Querschnitt-Thema durch die bestehenden Abteilungen.Der Arbeitsmarkt wird als Forschungsgegenstand bedeutender werden.Mit dem IZA als starkem Partner wird das DIW sich deutlich profilieren.

TAGESSPIEGEL: Noch ist der Arbeitsmarkt eher ein Nebenthema in der Wissenschaft.

ZIMMERMANN: Das DIW wird unter den sechs führenden Wirtschaftsforschungs-Instituten in Deutschland zum Arbeitsmarkt-Experten.

TAGESSPIEGEL: Wie kann sich das DIW im harten Wettbewerb der europäischen Wirtschaftsforschung noch durchsetzen?

ZIMMERMANN: Durch ein stärkeres theoretisches Fundament.In der Vergangenheit stand die Auftragsforschung zu stark im Vordergrund - so lautete die Kritik des Wissenschaftsrats, der die Institute bewertet.Die Auftragsforschung erbrachte fast die Hälfte der Einnahmen.Deswegen wuchsen die Institute, auch das DIW.Aber gleichzeitig spielte die Grundlagenforschung, die notwendig ist für eine gesicherte Politik-Beratung, eine immer kleinere Rolle.Das muß sich ändern.

TAGESSPIEGEL: Wie viele Wirtschaftsforschungs-Institute werden in Deutschland bis zum Jahr 2005 überleben?

ZIMMERMANN: Vier.Das DIW ist dabei.

TAGESSPIEGEL: Dazu sind interne Reformen dringend notwendig.

ZIMMERMANN: Ja.

TAGESSPIEGEL: Wie wollen Sie die durchsetzen?

ZIMMERMANN: Schon in den vergangenen Jahren hat im Institut ein Umdenkungs-Prozeß begonnen, der darauf zielt, Abteilungen umzubauen.

TAGESSPIEGEL: Werden Sie beim Personal einsparen?

ZIMMERMANN: Ich will den Bestand von Mitarbeitern nicht drastisch reduzieren.Aber ich setze künftig auf flexiblere Mitarbeit.Das DIW braucht weniger unbefristete Arbeitsverträge und mehr Zeitverträge.Nur so können wir kurzfristig ausländische Wissenschaftler gewinnen.Und von denen brauchen wir mehr als bisher, um dauerhaft in der ersten Liga mitzuspielen.

TAGESSPIEGEL: Unter dem DIW-Präsidenten Zimmermann soll es, auch wegen Ihrer Doppelbelastung, einen starken Vize geben.Wer wird diesen Posten bekommen?

ZIMMERMANN: Jemand, der mich in der Verwaltung des DIW entlastet und zugleich in der Wissenschaft ein gewichtiges Wort mitreden kann.Aber einen Namen kann ich noch nicht nennen.

TAGESSPIEGEL: Ein prominenter Posten im DIW ist unbesetzt: Wer wird Leiter der Konjunkturabteilung?

ZIMMERMANN: Ein erfahrener Wissenschaftler, der sich in der Politik-Beratung einen Namen gemacht hat.

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