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Wirtschaft: Das Erfolgsmodell Manchester United

LONDON .Alles spricht von Manchester United.

LONDON .Alles spricht von Manchester United.Stolze 623 Mill.Pfund - das sind umgerechnet rund 1,8 Mrd.DM - hat der australische Medienzar Rupert Murdoch für die bekannteste englische Fußball-AG auf den Tisch gelegt.Allein Martin Edwards, Vorsitzender und Chef-Manager von Manchester, wird dank seiner 14-Prozent-Beteiligung 80 Mill.Pfund einstreichen.

Die Erfolgsgeschichte von Manchester stößt auch außerhalb der britischen Insel auf offene Ohren.Denn von den rund einem Dutzend englischen Clubs, die eine Aktiengesellschaft sind, gehört "Man U" zu den wenigen, die damit erfolgreich sind.Seit langem werden die Aktien des Clubs auch an der Berliner Börse gehandelt, lange schon, bevor Newcomer wie Ajax Amsterdam oder Lazio Rom ihr Going-public feierten.

Doch der erste Verein, der raus aus den miefigen Umkleidekabinen an die Börse ging, war Tottenham Hotspur im Jahr 1983, erst acht Jahre später folgte Manchester.Der Einstiegskurs für die Manchester-Aktie lag bei 60 Pence, der aktuelle Kurs beträgt 224 Pence.Was Hotspur und Manchester konnten, meinten andere Vereine, erst recht zu können.Drei Clubs aus der Premier-League gingen allein in der Saison 1997 an die Börse.Mit dem Eintritt in die Welt der Hochfinanz ging auch ein deutlicher Wandel der englischen ersten Liga einher.

Den Anfang der Entwicklung markiert das Unglück im Hillsborough-Stadion in Sheffield im Jahr 1989, als 90 Zuschauer auf den billigen Stehplätzen zu Tode getrampelt wurden.Fast alle Vereine investierten daraufhin Millionen in sichere und schmuckere Stadien.Ebenso wurden auf dem internationalen Markt Spitzenfußballer eingekauft.Ihre Investitionen in Stadien und Spieler ließen sich die Clubs aber auch von den Fans bezahlen.Beim FC Chelsea im Londoner Stadtteil Fullham kostet inzwischen die billigste Karte umgerechnet 60 DM.Das große Geld wird vor allem mit "Merchandising" gemacht, dem Handel mit Fahnen und Wimpeln, Trikots, Kaffeetassen, Unterwäsche - alles mit Vereinsemblem.Selbst der Vereinssekt, mit dem man angemessen Siege feiert oder sich bei Niederlagen tröstet, wird mittlerweile angeboten.Bei Manchester United kostet das Trikot für Erwachsene 240 DM, für Kinder und Jugendliche 180 DM.Dennoch wurden allein im letzten Jahr eine Dreiviertelmillion verkauft.Und alle zwei Jahre kommt ein neues Manchester-Trikot heraus.

Doch das richtig große Geld bringt dem englischen Fußball der Verkauf von Übertragungsrechten.Auf diesem Markt hat sich von Anfang an BSkyB besonders hervorgetan.Die beachtlichen Gewinne, die Murdochs Satellitensender vorweisen kann, hat er fast ausschließlich mit der Übertragung der englischen Fußballiga gemacht.Mit seinem Gebot für Manchester United ging es ihm daher auch nur um eines: Seinen Einfluß auf den Fußball zu sichern, um die Fernsehinteressen zu fördern.Dafür erklärte er sich auch bereit, rund 150 Mill.Pfund mehr als den aktuellen Börsenwert zu zahlen.

Doch die Londoner City ist von der Geldanlage Fußball nicht voll überzeugt.Denn für die Attraktivität eines Clubs werden auch in Zukunft die Leistungen der Mannschaft auf dem Rasen ausschlaggebend sein."Das macht Fußball-Aktien als Investment ungefähr so sicher wie Toto", meint ein Börsenmakler.

HOLGER WUCHOLD

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