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Wirtschaft: Das Finanzsystem wird sich bescheiden wandeln

WASHINGTON .So groß und mächtig wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank sind, so klein sind dennoch oft ihre Schritte auf dem Weg zu einem stabilen und ausbalancierten Finanz- und Wirtschaftsgefüge in der Welt.

WASHINGTON .So groß und mächtig wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank sind, so klein sind dennoch oft ihre Schritte auf dem Weg zu einem stabilen und ausbalancierten Finanz- und Wirtschaftsgefüge in der Welt.Von der Frühjahrstagung beider Institutionen in Washington (26.bis 28.April) werden deshalb auch diesmal keine grundlegenden Beschlüsse über Reformen und deren Umsetzung erwartet - eher wieder zähe Beratungen über das Wann und Wie.Wenn es wirklich ans Geldausgeben geht, halten sich auch die wichtigsten Industrieländer (G-7) eher bedeckt.US-Finanzminister Robert Rubin gab im Vorfeld der Tagung das Tempo schon vor.Das Finanzsystem, das durch die Krisen in Rußland, Asien und Brasilien zeitweise gefährlich ins Wanken geriet, werde durch eine Reihe von bescheidenen Veränderungen einen Wandel erfahren - aber radikal werde dieser nicht sein."Es gibt keine simplen Antworten oder magische Zauberstäbe", sagte Rubin im Vorfeld der Tagung."Es gibt Probleme, für die haben wir noch keine zufriedenstellende Lösung." IWF-Direktor Michel Camdessus stieß in dasselbe Horn: Das internationale Finanzsystem müsse "behutsam" verändert werden.Aber dennoch: "Das Ziel muß sein, breit angelegte Konzepte jetzt endlich umzusetzten." Die Amerikaner, die nicht nur wegen ihrer jetzt schon im achten Jahr "heißen" Konjunktur großen Einfluß unter den G-7 haben, wollen von vorgeschlagenen neuen Organisationen wie einer "Finanzpolizei" für das internationale Bankensystem oder einer riesigen Institution für die Überwachung der Kreditvergabe nichts wissen.Und damit stehen sie nicht alleine da.Woher sollen solche Gelder kommen? - auf diese Frage läuft die Diskussion immer wieder hinaus.Wie schwierig es ist, alle auf einen Nenner zu bringen, zeigt auch die von Deutschland angestoßene Initiative, den ärmsten Ländern der Welt, der sogenannten Vierten Welt, mit einem gewissen Schuldenerlaß Luft zu verschaffen.Die in Frage kommenden Staaten - es kursieren Listen mit 23 oder 40 Ländern - sind meist in Schwarzafrika, einige auch in Lateinamerika (Nicaragua, Honduras) oder in Asien (Birma) zu finden.Zwar sind sich IWF und Weltbank einig, daß ein Weg gefunden werden muß, um die hochverschuldeten Länder zu entlasten, damit konjunkturell erwirtschaftete Gelder in der Vierten Welt nicht allein zur Schulden- oder gar nur Zinstilgung für Kredite verwendet werden, die die "reichen" Länder in der Vergangenheit vergeben haben."Durch einen Schuldenerlaß wird Reformbemühungen in den Ländern eine bessere Chance eingeräumt", Camdessus.Ein Vertreter Deutschlands in der Weltbank zeigte sich beglückt, daß die eigene Initiative, die Bonn alleine für bilateral vergebene Darlehen drei Mrd.DM kosten würde, nach einiger Verblüffung mittlerweile auf große Zustimmung stößt.Wie in einem "Schönheitswettbewerb" würden sich die Geberländer mittlerweile in eigenen Vorschlägen "überbieten", sagte er.Neben den G-7 zeige jetzt auch die Schweiz Interesse an der Schuldenerlaß-Initiative für die ärmsten Länder - im auf Kürzel spezialisierten IWF-Jargon "HIPCs" genannt.Aber letztlich "wird es sicher auf einen Kompromiß hinauslaufen", so der deutsche Weltbank-Vertreter.Unklar ist noch, ob der IWF seinen Beitrag über einen fünfprozentigen Anteil seiner Goldreserven finanziert oder nicht.Die USA sind dafür; das neue deutsche Finanzministerium und die Bundesbank sind bisher zurückhaltender und wollen eine Grundsatzentscheidung abwarten.Für die Tagung ist diese jedoch noch nicht in Sicht.Einzig und allein für Rußland könnten entscheidende Würfel fallen.Im Vorfeld sprachen sich IWF-Chef Camdessus und Weltbank-Präsident Wolfensohn lobend über die jüngsten Bemühungen der Primakov-Regierung zur Stabilisierung des Wirtschafts- und Finanzgefüges aus.Eine Entscheidung zugunsten einer weiteren Kreditvergabe könne "möglicherweise schon bald fallen", sagte Camdessus.

ANKE WIELAND

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