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Den Ruhestand genießen wollen viele Senioren am liebsten, ohne dafür finanzielle Reserven anzugreifen.

© picture alliance / dpa

Das freut die Erben: Senioren sparen bis zum Umfallen

Egal, wie groß das Vermögen ist: Senioren geben ihr Geld nur ungern aus. Die Altersvorsorge bleibt oft unangetastet. Davon profitieren die Erben.

Von Maris Hubschmid

Viel reisen, gut essen, Theater besuchen. Ab und an ein großes Fest geben. So erträumt sich wohl mancher seinen wohlverdienten Ruhestand. Tatsächlich ist es mit dem prallen Leben oft nicht weit her, wenn das Rentenalter einmal erreicht ist, das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA): Selbst, wer Geld hat – und das sind nicht wenige – hält es zusammen. Kurz: Die Deutschen sparen bis zum Umfallen. So kämen erhebliche Teile der Ersparnisse, die in Deutschland als Altersvorsorge angelegt wurden, nie für diesen Zweck zum Einsatz, ergab die Untersuchung, die am Montag vorgestellt wurde. Vielmehr seien Ruheständler bemüht, den Status des erarbeiteten Vermögens zu erhalten. Statt wie ursprünglich vorgesehen verringerte Einkünfte durch den Rückgriff auf angespartes Vermögen auszugleichen, versuchten sie mit dem, was sie aus Renten- und Pensionszahlungen, Zinserträgen oder Mieteinnahmen einnehmen, auszukommen – „die Befragten wehren sich mit Händen und Füßen dagegen, ihr erspartes Vermögen wieder auszugeben“, schreibt Heiko Thomas vom Rheingold-Institut in Köln, das im Auftrag des DIA die Studie erstellte.

Zwei von drei Senioren haben kein Testament

Dabei geht es nur nachrangig darum, etwas vererben zu können. 64 Prozent der Befragten haben noch nicht einmal ein Testament erstellt. Sie leitet vielmehr ein Grundgefühl: „Sie möchten sich nicht der erwirtschafteten Sicherheiten berauben“, formuliert es Thomas. Das DIA ist eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Bank. Den sogenannten „mentalen Ausgabebarrieren“ näherten sich die Forscher in ihrem Auftrag in 40 „tiefenpsychologischen“, mehrstündigen Gesprächen und über 800 Kurzbefragungen. „Vermögen“ gilt demnach auch im übertragenen Sinn – es geht ums Handeln-Können, um Handlungsvermögen und

Verhandlungsmacht. Für Urlaube, größere Anschaffungen oder Unvorhergesehenes wird demnach sogar in der Regel weiter Geld zurückgelegt, wenn es geht. Nur zwölf Prozent der Befragten pflegen einen vergleichsweise aufwendigen Lebensstil.

Die meisten Älteren lassen sich in Geldangelegenheiten nicht beraten

Dabei ist die – großzügig definierte – Älterengeneration „55 plus“ eher zurückhaltend, was Geldgeschäfte angeht: Die Mehrheit von ihnen, 52 Prozent, hat sich innerhalb der zurückliegenden fünf Jahre nicht professionell in Sachen Geldanlage beraten lassen. Von sechs vom Rheingold- Institut definierten Anlagetypen findet man die beiden vorsichtigsten am häufigsten unter den Älteren: „Planwirtschafter“, die langfristige Anlagen aus Angst vor Geldschwund tätigen, und „Vertager“, die ihr Geld allenfalls von Tagesgeldkonto zu Tagesgeldkonto schieben und Veränderungen scheuen. Zusammen machen sie 61 Prozent der Altersgruppe zwischen 55 und 75 Jahren aus.

Immobilität und Pflegebedürftigkeit machen Rentnern Angst

Den Interviewern zufolge ist es die drohende Bedürftigkeit, die selbst die Älteren unter den Senioren noch hemmt. Zwar formulieren sie es meist lieber vage, aber Immobilität und Pflegebedürftigkeit machen ihnen Angst – für alles, was nicht vom Katalog der Krankenversicherung abgedeckt wird, wollen sie gerüstet sein. Sich auf Erreichtem auszuruhen und ihre Altersvorsorge in Lebensqualität umzumünzen, kommt deshalb für die wenigsten infrage.

Für das Geschäft mit der Altersvorsorge ergäbe sich damit die Notwendigkeit zum Umdenken, schlussfolgert die Tochter der Deutschen Bank. Der Bedarf an Dienstleistungen im Bereich der Mobilität, der Gesundheitsfürsorge und der Versorgung steige. Nur, wer sich für derlei Eventualitäten gezielt abgesichert habe, sei entspannt, genussfähig – und somit risikofreudiger, was der Bank zupass kommen dürfte. Wirtschaftlich ist die Problematik zweifellos nicht unbedeutend: Die Kaufkraft einer gut gepolsterten Zielgruppe bleibt ungenutzt – Verzicht bis zuletzt. Langfristig ergibt sich ein anderes Bild: Profiteure der Enthaltsamkeit sind die nachfolgenden Generationen. Bei den Erben sieht es mit der Bereitschaft zum Konsumverzicht dann schon wieder ganz anders aus.

Welche Vorsorge-Optionen gibt es? Lesen Sie mehr zum Thema.

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