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Wirtschaft: „Das ist ein gigantischer Markt“

Macquarie aus Australien drängt nach Deutschland

Herr Vietor, die globalen Kapitalströme suchen neue Anlageziele. Sind Straßen, Tunnel und Flughäfen lohnende Investments?

Ja, wir sehen das so. Infrastruktur ist langfristig interessant und ein gigantischer Markt. In Europa wird das Volumen auf mehrere hundert Milliarden Euro geschätzt. Kurzfristig lassen sich keine dramatischen Erträge erzielen, auf längere Sicht allerdings sind sie stabil und vorhersehbar. Pensionsfonds und Versicherungen, unsere Anleger, sind daran sehr interessiert.

Welche Bereiche sind in Deutschland attraktiv?

Alle, in denen öffentliches Eigentum privatisiert oder in Public-Private-Partnerships überführt wird. Autobahnen und Landstraßen, soweit eine Beteiligung privater Investoren möglich ist. Uns interessieren auch öffentliche Strom-, Gas-, Wasser- oder Fernwärmeleitungsnetze, die bei Stadtwerken oder Energieversorgern liegen. Oder alle großen Flughäfen.

Wie viel Geld kann Macquarie in Deutschland investieren?

Macquarie verwaltet weltweit ein Vermögen von rund 19 Milliarden Euro. Ein Teil davon – etwa 100 Millionen Euro – wurde schon in Deutschland investiert, etwa in ein großes Tanklager, in den mautpflichtigen Warnow-Tunnel bei Rostock oder einen Windpark. Wir rechnen uns in Deutschland interessante Investitionschancen aus. Wir könnten alles in allem einen Betrag in Milliardenhöhe investieren.

Und in Europa?

Wir haben einen Private-Equity-Fonds mit 1,5 Milliarden Euro geschlossen, der auf europäische Infrastruktur setzt. Momentan können Anteile an einem zweiten Fonds gezeichnet werden, der um die zwei Milliarden Euro einsammeln soll.

Was kann ein privater Investor besser als ein öffentlicher Eigentümer?

Wir sind fokussierter auf Kosten und Effizienz. Und wir haben internationale Erfahrung. Als Eigentümer erhalten wir in der Regel das lokale Management. Das heißt, wir betreiben nicht selbst eine Maut-Straße oder einen Flughafen.

Wie lange sind Sie investiert?

Länger als ein Private-Equity-Fonds, also zehn Jahre oder länger.

Warum sind noch wenige große private Investoren in Infrastruktur engagiert?

Der Eindruck täuscht. In Australien, Kanada, den Niederlanden oder Skandinavien betrachten Pensionsfonds Infrastruktur bereits als klassische Anlageklasse. Es werden riesige Summen bewegt.

Das Gespräch führte Henrik Mortsiefer

Georg Vietor

ist Deutschland-Chef der australischen

Investmentbank Macquarie – weltweit einer der größter Betreiber von Mautstraßen und Flughäfen.

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