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Wirtschaft: „Das ist kein bürokratisches Monstrum“

Walter Riester über die nach ihm benannte Rente

2006 haben mehr als zwei Millionen Deutsche die Förderung einer staatlich bezuschussten Riester-Rente beantragt – das sind so viele wie noch nie. Insgesamt gibt es jetzt mehr als sieben Millionen Verträge. Warum ist die nach Ihnen benannte Rente plötzlich so gefragt, Herr Riester?

Es gab ja zunächst einige Anlaufschwierigkeiten. Aber seit ungefähr zwei Jahren boomt die Nachfrage und das Tempo bei den Vertragsabschlüssen nimmt deutlich zu. Viele der Schwierigkeiten am Anfang hingen aber nicht mit dem eigentlichen Modell der Riester-Rente zusammen. Zu Beginn hatte die Versicherungsbranche noch nicht richtig mitgezogen. Daraufhin gab es Änderungen. Die Zahlung der Vermittlungsgebühren war ursprünglich per Gesetz auf zehn Jahre gestreckt worden. Vielen Versicherern war das zu lang, Riester-Produkte wurden damals gar nicht erst angeboten. Inzwischen wurde die Frist aber von der Bundesregierung auf fünf Jahre reduziert. Außerdem muss der Antrag auf eine Zulage nun nicht mehr jedes Jahr vom Versicherten selbst gestellt werden. Das finde ich positiv.

Am Anfang hieß es, die Riester-Rente sei viel zu kompliziert und für jede Bevölkerungsgruppe würden unterschiedliche Bedingungen gelten. Deshalb würden sie viele Bürger nicht verstehen.

Die Riester-Rente ist ausgerichtet nach den Bedürfnissen der unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen. Sie ist interessant für den gut verdienenden Single, der sich Steuern spart und auch für die Familie mit Kindern, die hohe Zulagen erhält. Eine Einheitslösung hätte deshalb nichts gebracht. Zum Beispiel müssen Hartz IV-Empfänger nur 60 Euro im Jahr selbst aufbringen, um in den Genuss der staatlichen Förderung zu kommen.

Wie groß ist die Genugtuung, dass Ihr größtes politisches Projekt jetzt nicht mehr verspottet wird?

Die Häme am Anfang habe ich nur mit Kopfschütteln verfolgt. Mir war klar, dass die Einführung der Riester-Rente den entscheidenden Schritt zur zusätzlichen Sicherung der Altersversorgung darstellt. Da habe ich keine Zweifel gehabt. Insofern freue ich mich, dass die Vertragsabschlüsse jetzt stark zunehmen. Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, die Riester-Rente sei ein bürokratisches Monstrum, war von Anfang an falsch.

Müsste die Riester-Rente nicht doch noch obligatorisch werden?

Vor dem Hintergrund des jetzigen enormen Booms wäre das ja etwas eigenartig. Wenn sie die Riester-Rente obligatorisch machen, dann müssen viele offene Fragen geklärt werden. Zum Beispiel wäre unklar, was man mit jenen Arbeitnehmern macht, die ihr Geld für die Altersvorsorge bereits anders angelegt haben.

Wie fühlt man sich, wenn der eigene Name auf Dauer so mit einem einzelnen politischen Vorhaben verbunden bleibt?

Ich kann damit gut leben. Es wäre schlimmer, wenn der eigene Name mit einem politischen Projekt verbunden wäre, das von ganz vielen als unangenehm wahrgenommen wird – da fällt mir in Deutschland auch ein Beispiel ein.

Walter Riester (63) schuf als Arbeits- und Sozialminister im Jahr 2000 das Modell für die nach ihm benannte private Altersvorsorge.

Das Gespräch führte Fabian Leber.

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