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Wirtschaft: „Das ist wie ein Begräbnis hier“

Die Aktienkurse rutschen weltweit weiter ab – von Asien über Europa bis Amerika

Erneut sind am Dienstag rund um den Erdball die Aktienkurse eingebrochen. Mit Spannung erwarteten Börsianer im Tagesverlauf den Handelsstart in New York, dem größten Finanzplatz der Welt. Wie würde die Wall Street auf den Crash am Vortag reagieren? Als die Märkte am Morgen (mitteleuropäischer Zeit/MEZ) in Australien und Asien schlossen, ahnten Börsianer nichts Gutes.

SYDNEY, 6 UHR (MEZ)

Der australische Aktienmarkt verzeichnet die höchsten Kursverluste innerhalb eines Tages seit Oktober 1997. Der S & P/ASX 200-Index schließt mit 394 Punkten im Minus bei 5187 Zählern. Es ist der zwölfte Börsentag in Folge, an dem die Börse von Sydney abrutscht – die längste Verlustphase seit 1982.

TOKIO, 7 UHR

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index beendet den Handel mit einem Minus von rund 5,7 Prozent bei 12 573 Punkten. Es ist der größte prozentuale Verlust seit den Anschlägen vom 11. September 2001. „Das ist wie ein Begräbnis hier“, sagte Ken Masuda von Shinko Securities in Tokio. Niemand wisse, was im US-Handel passieren werde. „Bis wir New York sehen, können wir nur verkaufen.“ Wirtschaftsministerin Hiroko Ota warnt vor einem globalen Domino-Effekt: „Wir müssen in dieser Sache mit anderen zusammenarbeiten“, sagt sie.

HONGKONG, 7 UHR

Der Hang-Seng-Index sackt um 8,6 Prozent ab. Die Verluste zeigten, dass die Hypothekenkrise nicht unter Kontrolle sei, sagt Andrew Clarke von Société Général Securities. „Die Leute haben ihren Kopf in den Sand gesteckt und erst jetzt dringt die Wirklichkeit zu ihnen durch.“ Export-, Banken- und Technologiewerte verlieren am meisten. Auch in Südkorea, Singapur, Taiwan, Indonesien sowie den Philippinen gibt es kräftige Abschläge. Die Kurse in China stürzen ab. Der Shanghai-Index der wichtigsten Börse auf dem chinesischen Festland verliert 7,2 Prozent.



BOMBAY, 8 UHR

Der indische Leitindex Sensex bricht um mehr als zwölf Prozent ein und verzeichnete damit den größten Tagesverlust in der Geschichte der Börse in Bombay. Nach einem Kurssturz von 9,8 Prozent in den ersten Minuten nach Eröffnung wird der Aktienhandel an der wichtigsten indischen Börse gestoppt. Nach der Wiederaufnahme der Geschäfte erholen sich die Kurse etwas, fallen dann jedoch im weiteren Verlauf wieder. Der indische Finanzminister Chidambaram ruft die Anleger zur Ruhe auf. „Es gibt keinen Grund, sich von den Sorgen der westlichen Welt überwältigen zu lassen“, sagt er.

FRANKFURT AM MAIN, 9 UHR

Der Dax rutscht gleich zum Handelsauftakt um fünf Prozent ab. Die Kursverluste in London, Paris und Zürich sind ähnlich dramatisch. „Die Anleger bezweifeln, dass das Konjunkturpaket der US-Regierung reicht, um die Rezession zu verhindern“, erklärt ein Händler den Ausverkauf. Die Prognose für den Dow-Jones-Index ist düster: Die entsprechenden Futures liegen am Morgen 5,4 Prozent im Minus. Der Euro fällt im morgendlichen Handel auf 1,4386 Dollar nach 1,4439 Dollar am Vorabend, dreht bis zum Mittag aber kräftig ins Plus.

WASHINGTON, 14.20 UHR

Die US-Notenbank Fed senkt den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Der Dax springt ins Plus, auch an den anderen europäischen Börsen erholen sich die Kurse.

NEW YORK, 15.30 UHR

An der Wall Street eröffnen Dow Jones und der Index der Technologiebörse Nasdaq rund eine Stunde nach dem Überraschungscoup der Fed zwar mit Abschlägen von bis zu fünf Prozent, anschließend verringern sich die Verluste aber. Am Abend liegt der Dow Jones bei 12 018 (minus 0,7 Prozent).

FRANKFURT AM MAIN, 17.20 UHR

Kurz vor Handelsschluss steht der Dax bei 6827 Punkten – das entspricht einem Plus von 0,6 Prozent.

SAO PAULO, 17.20 UHR

An den größeren lateinamerikanischen Börsen beginnt der Handel freundlich. Am Montag hatten die Finanzplätze in Buenos Aires und Mexiko-Stadt sowie an der größten Börse des Subkontinents, im brasilianischen Sao Paulo, schwere Kursverluste erlitten. mot

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